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0356 - Die Frau, die zweimal starb

0356 - Die Frau, die zweimal starb

Titel: 0356 - Die Frau, die zweimal starb
Autoren: Jason Dark
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nicht auszudenken! Dachte ich an Rumänien, dann auch an Marek und nicht an Dracula wie die meisten Menschen.
    Jeder wollte mir die Hand geben. Das schaffte ich nicht, denn der schrille Pfiff der Lok hallte über den Bahnsteig. Ein Zeichen, daß der Zug abfahrbereit war.
    Ich stieg ein.
    Der Erste-Klasse-Wagen befand sich genau vor mir. War es draußen kalt gewesen, so kam mir das Abteil überheizt vor.
    Schnell ging ich zum Fenster und drückte es nach unten. Frische Luft strömte in das Abteil. Ich schaute auf die Gesichter meiner Begleiter. Hände streckten sich mir entgegen, die ich schüttelte.
    Marek hatte sich ein wenig abseits aufgebaut. Ein verlorenes Lächeln lag auf seinen Lippen. Der Wind spielte mit den eisgrauen Haaren. Er hatte eine Hand erhoben und winkte.
    Durch den Zug ging ein Ruck. Die Wagen schienen sich regelrecht zu schütteln, ich vernahm das wuchtige Stampfen der Lok, dann setzte sich der Zug rumpelnd und schaukelnd in Bewegung.
    Das Fenster ließ ich offen. Der Bahnsteig huschte vorbei, das Gebäude, der Wasserturm und die Menschen wurden kleiner. Fahrtwind biß in mein Gesicht, und noch immer winkte ich den Einwohnern des Dorfes zu. Dann konnte ich auch sie nicht mehr sehen, und die schneebedeckte Weite des Landes nahm mich und den Zug auf.
    Ich stieß das Fenster wieder zu und nahm Platz. Meine Haut war kalt und brannte trotzdem, weil der scharfe Wind so stark hineingebissen hatte. Ich sank tiefer im Sitz ein, die Polsterung war durchgesessen, darüber wollte ich mich nicht beschweren, schließlich hatte ich wieder ein Abteil für mich.
    Natürlich waren noch andere Menschen in den Zug gestiegen.
    Vor allen Dingen Familien, die dem Weihnachtsmarkt von Hacea einen Besuch abgestattet hatten. Sie aber hielten sich in den vorderen Wagen auf, während sich meiner im letzten Drittel des Zugs befand.
    Ich gewöhnte mich allmählich an das Schaukeln des Zuges, streckte die Beine aus und lehnte mich zurück.
    An Zugfahren und an die so typischen Geräusche kann man sich gewöhnen, so daß es mir nicht einmal schwerfiel, die Augen zu schließen. Sekunden später übermannte mich der Schlaf, wobei ich spürte, daß ich mich noch nicht so richtig erholt hatte.
    Ich merkte nicht, daß der Zug hielt, auch das ruckartige Anfahren nahm ich nicht wahr, nur schreckte ich später grundlos hoch, schaute mich um – und sah überhaupt nichts.
    Das hatte seinen Grund.
    Wir durchführen einen Tunnel, und kein Licht brannte in den Abteilen.
    Ich warf zuerst einen Blick durch das Fenster und danach einen auf die Leuchtziffern meiner Uhr.
    Über eine Stunde hatte ich geschlafen, und wir befanden uns bereits mitten in den Bergen. Hin und wieder huschten Lichter an der Scheibe vorbei. Es war die Notbeleuchtung im Tunnel, die einen rötlich flackernden Schein abgab. Aus den anderen Wagen hörte ich Stimmen. Die der Kinder übertönten alle. Die Kleinen hatten Spaß, wenn sie einen Tunnel durchführen.
    Es wurde heller, dann grau, und schließlich hatten wir den Tunnel verlassen. Die Gegend zeigte ein anderes Gesicht. Bergiger war es geworden. Überall lag Schnee. Auf den Hängen, den Spitzen der Nadelbäume und auf den Dächern der kleinen Häuser. Wir fuhren durch einen Ort. Kinder winkten dem Zug zu, ich grüßte zurück.
    Und weiter ging die Fahrt. Wo wir uns befanden, wußte ich nicht, aber ich spürte, daß mir der kurze Schlaf gutgetan hatte und allmählich wieder meine Energie zurückkehrte.
    Meine Glieder reckte und streckte ich, rieb mir den letzten Schlafdreck aus den Augen und verspürte Hunger. Einen Speisewagen gab es nicht, Proviant hatte ich auch nicht mitgenommen, so blieb mir nichts anderes übrig, als noch zu warten.
    Die Strecke stieg an. Die Lok keuchte, wir wurden langsamer. Ich konnte mir die Gegend anschauen und ein herrliches Winterpanorama genießen.
    Über uns lag ein grauer Himmel. Die Sonne kam nicht richtig durch, weil ihre Strahlen durch Dunstschwaden gefiltert wurden.
    Da es mir zu warm war, öffnete ich das Fenster einen Spalt. Kalter Wind pfiff in das Abteil. Ich stand auf, ging ein paar Schritte, hörte einen schrillen Pfiff und stellte fest, daß der Zug in einen Bahnhof einlief.
    Ich blieb am Fenster stehen. Der Ort sah so ähnlich aus wie Hacea, nur verteilten sich hier die Häuser auch an den langen Berghängen. Telegrafenmasten sahen aus wie lange Arme. Wir passierten auch einige lange Baracken, die auf einem umzäunten Gebiet standen.
    Es waren Kasernen. Ich sah
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