Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0350 - Wo der Teufel lacht

0350 - Wo der Teufel lacht

Titel: 0350 - Wo der Teufel lacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
nicht. Ich kann die Hand nicht gegen sie erheben, nicht einmal in Notwehr. Es ist nicht ihre Aufgabe, denn jeder, auch sie oder ich, ist ersetzbar. Es ist etwas anderes. Ich liebe sie noch immer. Und — sie ist die Mutter meiner Tochter…«
    ***
    Nicole erstarrte mitten in der Bewegung. Sie fühlte den leichten Druck der Schwertspitze. Ein wenig mehr nur, und es war aus mit ihr…
    Der Fürst der Finsternis ragte wie ein Denkmal vor ihr auf. Er trat auf wie der, der er einst gewesen war. Ein mittelalterlicher Ritter. Alles an ihm war schwarz. Die Stiefel, das Beinkleid, das Kettenhemd mit dem schweren, eisenbeschlagenen Schwertgurt, der trotz der Windstille im Korridor aufgebauschte Schultermantel. Selbst das Schwert war irgendwie dunkel.
    Nur sein körperliches Aussehen hatte er ein wenig idealisiert. Als Gestaltwandler war er dazu in der Lage. Einst war er untersetzt gewesen, häßlich, und irgendwie hatte sein Gesicht immer an eine Kröte erinnert. Jetzt war er zu seinem muskulösen Jüngling mit fein geschnittenen Gesichtszügen geworden.
    Eitelkeit, dachte Nicole. Sein Wunschtraum, gut auszusehen… ein Traum, den er sich erst jetzt erfüllen kann…
    Etwas störte in diesem Gesicht des Dämonenfürsten. Das war die Narbe in der Stirn. Dorthin hatte Bill Fleming ihm vor langer Zeit eine Silberkugel geschossen. Leonardo hatte nur überleben können, indem er einen ihm hörigen Dämon tötete und dessen Lebensenergie in sich aufsaugte. Das hatte die vernichtende Wirkung der Silberkugel neutralisiert. Doch die Narbe war geblieben, und Nicole glaubte sogar noch das silberne Schimmern der Kugel unter der Haut zu sehen.
    Es schien, als gäbe es nichts, was diesen Dämon vernichten konnte.
    »Ganz ruhig«, zischelte er. »Du wirst ihn nicht warnen, Metze!«
    Nicole schloß sekundenlang die Augen. Als sie sie wieder öffnete, schien Leonardo noch ein Stück größer geworden zu sein.
    »Diesmal mache ich reinen Tisch«, sagte Leonardo. »Keiner von euch wird es überleben. Es sei denn, ich könnte ihn auf meine Seite zwingen, was ein noch größerer Triumph wäre.«
    Ein waghalsiger Plan durchzuckte Nicole. »Ich bin auf deiner Seite«, stieß sie hervor. »Wenn du mich tötest, begehst du einen großen Fehler!«
    »Du willst um dein Leben feilschen«, sagte Leonardo. »Und du hoffst, daß Zamorra unsere Stimmen hört und davon erwacht. Aber das wird nicht geschehen. Wir sind von einem magischen Feld umgeben, das jeden Laut verschluckt. Du kannst schreien, so laut du nur willst. Zamorra wird es nicht hören.«
    »Ich habe es nicht nötig zu feilschen«, sagte Nicole. Sie versuchte den Kopf etwas zu drehen. »Es ist wahr. Ich gehöre zu denen von deiner Art, Fürst der Finsternis.«
    »Eine etwas kühne und unglaubhafte Behauptung, findest du nicht auch?« Er lachte höhnisch. »Aber ich gebe dir die Chance, den Beweis anzutreten.«
    »Es ist ganz einfach«, sagte Nicole. »Vielleicht erinnerst du dich nicht daran. Vielleicht hat es niemand dir erzählt — nein, du kannst es nicht wissen. Es war vor deiner Zeit. Damals gab es die Meeghs noch. Und Merlins entartete Tochter Sara Moon. Sie gaben mir schwarzes Blut. Dessen Reste sind immer noch in mir… du kannst es fühlen, wenn du willst! Ich habe Dämonenblut in mir.«
    Es stimmte.
    Es hatte später einen Blutaustausch gegeben. Aber etwas war in Nicole zurückgeblieben. Sie hatte es völlig unter ihrer Kontrolle. Nichts Dämonisches haftete ihrem Geist an. Die kurze Zeit, in der Dämonenblut in ihren Adern pulsierte und man sie auf diese Weise zu einer Dämonin hatte machen wollen, hatte nicht ausgereicht, sie zu verändern. Aber seit jener Zeit war sie äußerst empfänglich für jede Art schwarzer Magie. Sie konnte sie deutlicher spüren als Zamorra selbst. Und das war es vielleicht auch gewesen, was sie geweckt hatte…
    Leonardo sah sie verblüfft an. Unwillkürlich lockerte er den Druck seines Schwertes. Nicole riskierte es, tiefer durchzuatmen. Aber aufrichten konnte sie sich immer noch nicht.
    »Gut«, sagte er. »Ich werde dich testen. Wenn du diesen Test bestehst, ist es gut, dann werde ich dich beauftragen, Zamorra zu töten. Bestehst du ihn nicht - nun, ich habe sehr viel Fantasie, wenn es darum geht, Todesarten zu erfinden. Du wirst dir wünschen, niemals geboren worden zu sein.«
    Nicole preßte die Lippen zusammen. Eine Chance, eine winzige Chance nur… sie brauchte Zeit! Ein paar Sekunden, die ihr dieser Test verschaffen konnte…
    Leonardo streckte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher