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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit
Autoren: Jo Zybell
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Ufer im Auge behalten sollten, und die auf den rechten Seiten das rechte.
    »Muss doch irgendwo sein, der Eisenvogel!« Fast ununterbrochen machte Haynz seiner Ungeduld Luft. »So viele Biegungen, eine Schlange ist der Große Fluss hier! muss er doch irgendwo hängenbleiben!«
    Kahle Wälder zogen an ihnen vorbei, Brückenreste, ausgedehnte Flussauen voller gelblichen Grases, auf denen kleine Wakudaherden unter der Frostdecke nach genießbaren Halmen und Krautern stöberten, und immer wieder Ruinen, Ruinen, Ruinen.
    Längst hatten sie die Trümmerwälder von Crevelt erreicht. Die Crevelts waren ein friedliebender Stamm, der in losen Horden in unterirdischen Löchern hauste. Primitives Volk in Haynz' Augen und langweilig dazu sie mieden den Fluss, sie mieden die Dysdoorer, sie mieden alles, was ihre träge Ruhe stören konnte. Es lohnte sich nicht, mit ihnen einen Streit anzufangen.
    Bald veränderte sich die Uferkulisse. Immer häufiger spannten sich unzerstörte Brücken über den Großen Fluss, Brücken aus braunem Eisen. Zwischen ihren Bögen wucherte Gestrüpp; teilweise hing es bis zur Wasseroberfläche herab. Wie einen Vorhang mussten die Dysdoorer Floßführer die Ranken beiseite schieben, um unter den Brücken hindurch fahren zu können.
    Aus den kahlen Uferwäldern ragten Ruinen, zerklüftete häufig, manchmal auch gut erhaltene. Die kugelförmigen Gebäude zum Beispiel, deren Sinn für Haynz und seine Dysdoorer im Dunkeln lag. Gewisse Überlieferungen wollten wissen, dass die Alten in ihnen Luft aufbewahrt hatten. Nach allem aber, was Haynz über die Alten gehört hatte, konnten sie niemals dumm genug gewesen sein, sich riesige Behälter für weiter nichts als Luft zu bauen.
    Auch Eisenskelette hoher Häuser säumten das Ufer manchmal über viele Speerwürfe weit. Häuser, in denen vormals die Alten wohnten, wie die Legenden zu berichten wussten. Und immer wieder sah man diese hohen dünnen Türme, teilweise abgebrochen, teilweise verbogen. Angeblich hätten die Alten unter ihnen sehr hartes Eisen gekocht und geformt, wenn man den Legenden glauben wollte. Auch in diesem Falle glaubte Haynz ihnen nicht.
    Die kleine Flotte erreichte die Grenzen der riesigen Ruinenstadt Ruupod. So groß war Ruupod, dass man Monde brauchte, um durch die Stadt zu streifen. Die unterschiedlichsten Stämme hausten in ihr.
    Hier an den Ufern des Großen Flusses hausten die verschiedenen Clane der Ruurys. Ein zählreicher Stamm weit über tausend waffenfähige Männer. Doch das konnte Haynz nicht davon abhalten, seit dem Friedensschluss mit Coellen regelmäßig Patrouillen, Außenposten und Grenzdörfer der Ruurys zu überfallen. Einfach deswegen nicht, weil die Ruurys selbst untereinander im Dauerstreit lagen. Sie gliederten sich nämlich in verschiedene Clane, die seit Generationen miteinander rivalisierten. Die beiden größten waren die Tysburks und die Türks.
    Die Tysburks konnten einen Saft herstellen, der dem Coelsch ähnlich war, das der Bürgerrat jetzt in Coellen verboten hatte. Und die Türks hatten Wakudas gezähmt und sperrten sie hinter hohen Palisaden ein. Ein wildes Völkchen, diese Türks, und ziemlich rauflustig. Haynz griff sie nur an, wenn sie in der Unterzahl waren.
    Weit in Richtung Sonnenaufgang, über einen Mondmarsch entfernt, hausten die Poruzzen. Ein großer Stamm, der angeblich bis in die Wälder des Nordens hinein Handel trieb und der sich auf das Schmieden von Eisen verstand. Alle drei Winter schickte der jeweilige Hauptmann von Dysdoor eine Gesandtschaft nach Poruzzia, um Waffen einzutauschen.
    »Da!«, schrie Krautz plötzlich. Er befehligte das Floß neben Haynz. »Da! Kwötschis!« Er deutete in die Böschung des rechten Ufers. Und tatsächlich sah man dort die hellen Bäuche dreier Kwötschis. Die Kadaver der Riesenkröten schaukelten im seichten Uferwasser hin und her.
    »Wer die abgemurkst hat, der hat auch den Eisenvogel geklaut!«, rief Haynz. »Ist doch klar, ganz klar ist das!« Er drehte sich zu den anderen Flößen um und begann wilder mit den Armen zu rudern. »Schneller! Schneller, sag ich!«
    Der Große Fluss machte eine langgezogene Biegung nach links, und dann wieder nach rechts. Zu beiden Seiten des Stromes schoben sich jetzt Trümmerhalden und Ruinen nah ans Ufer heran. Durch die winterlich kahlen Büsche und Bäume sah man die uralten Gemäuer deutlicher als zu anderen Jahreszeiten. Nur Moos, bräunlicher Farn und hier und da Misteln oder Efeu bedeckten sie.
    Plötzlich streckte
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