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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit
Autoren: Jo Zybell
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Nordmänner.
    An der Tür standen die jungen Streiter, die der Bürgerrat ihm zur Seite gestellt hatte. Tonis plauderte mit Gleemenz. Der Bruder des Hauptmanns spähte immer wieder zu Honnes und Dave hinüber. Er spitzte die Ohren und machte große Augen. Gern hätte er gehört, was Honnes mit dem Wudanboten zu besprechen hatte. Doch Honnes und David McKenzie redeten leise und die Streiter aus Coelleni verwickelten den stellvertretenden Hauptmann in lautes, harmloses Getratsche.
    Wie gebannt hing Dave an den Lippen des alten Mannes mit dem Kahlkopf und dem Lederschuppenanzug unter dem dunklen Wollmantel. Sein Gesicht wirkte wie altes zerknittertes Leder. Viele Worte machte er nicht. Seine Schilderungen klangen nüchtern, glaubhaft nüchtern und schlicht. Manchmal, bei besonders abscheulichen Erlebnissen reduzierten sie sich auf wenige Stichworte.
    So viel hatte die Wirklichkeit Daves skeptischem Verstand in den letzten Monaten zugemutet es erschreckte ihn nicht, von kriegerischen Seefahrern, von blutsaufenden Mumien und von Albinos, die in unterirdischen Bunkern lebten, zu hören.
    Der eigentliche Schreck fuhr ihm erst am Ende von Honnes' Bericht in die Glieder: »Und dann ist Maddrax auf einem Schiff nach Meeraka aufgebrochen.«
    »Was sagst du da? Er ist nicht mehr in Eng… äh, Britana?«
    Honnes nickte.
    »Wo liegt dieses Meeraka?«
    »Weit im Westen, sehr weit«, sagte Honnes.
    »So weit, dass viele es für ein Märchenland halten.«
    Eine Zeitlang fehlten Dave die Worte. Er starrte ins Feuer und überlegte. Meeraka… sehr weit im Westen… Sollte der Commander versucht haben, die Vereinigten Staaten zu erreichen? Oder das, was von ihnen übrig geblieben ist…?
    Von sich aus begann Honnes wieder zu erzählen. »Die Menschen in den Bunkern ›Technos‹ haben Maddrax und Rulfan sie genannt wollen herausfinden, ob es in Meeraka noch andere Menschen mit Maschinen, Feuerwaffen und Städten unter der Erde gibt. Maddrax ist ihr Bote.«
    Er berichtete von den Technos. Mit manchmal hilflosen Worten und vielen Bildern aus seiner eigenen Erfahrungswelt versuchte er die Waffen, Fahrzeuge und Kleider dieser Menschen zu beschreiben. Dave verstand immerhin so viel, dass es sich bei den Technos um eine Kleinzivilisation handeln musste, deren technischer Entwicklungsstand dem des 21. Jahrhunderts teilweise überlegen war. Er begriff, warum der Commander so scharf darauf war, Kontakt mit diesen Leuten aufzunehmen.
    »… Maddrax und sein Weib wurden Sklaven. Kurz bevor ich zurück nach Euree segelte, hat ein Seefahrer Maddrax gekauft. Was aus seinem Weib geworden ist, weiß ich nicht…«
    »Als Schiffssklave ist er in die Vereinigten Staaten aufgebrochen…?« Die Ungeheuerlichkeit dieser Vorstellung raubte Dave den Atem.
    »Nicht nach Staaten«, sagte Honnes, »nach Meeraka…«
    Dave antwortete nicht. Honnes' kurze Bemerkung wirkte wie ein Schlag auf seinen Hinterkopf. Was ist das für eine Welt, dachte er, in der ein geläufiger Begriff wie Vereinigte Staaten nichts als Unverständnis auslöst… Dave wandte sich von Honnes ab. Grübelnd starrte er in die Flammen. Der Commander hält sich nicht mehr in London auf, Mickey was soll ich also noch nach England fliegen…? Um diese Bunkertypen zu treffen? Nicht sehr effektiv, was meinst du…?
    Er versuchte sich in Matthew Drax hineinzuversetzen. Besonders gut kannte er ihn nicht. Wie hat der Commander sich verhalten seit dem Kometeneinschlag? Seit der Landung in der Zukunft? Ziemlich straight nach allem, was ich von Jenny weiß. Er macht sich auf die Suche nach den Kameraden, schlägt sich bis nach Berlin durch, weil sein Verstand ihm sagt, dass dies der logische Treffpunkt für die Überlebenden seiner Crew ist…
    Ein logisch denkender Mann… Dave fragte sich, welchen Ort ein solcher Mann aufsuchen würde, wenn er es tatsächlich schaffte, die Vereinigten Staaten zu erreichen.
    »Washington«, murmelte er. »Matthew Drax würde sich zum Regierungsbunker in Washington D.C. durchschlagen. Oder zu dem, was davon noch übrig ist…«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Honnes. Dave hatte sein Selbstgespräch auf Englisch geführt. Er blickte in das zerknautschte Ledergesicht.
    Kleine hellwache Augen musterten ihn. An der Tür palaverten die Begleiter von Honnes mit Gleemenz. Der schielte zu Dave und Honnes herüber. Eine Mischung aus Neugier und Ehrfurcht lag auf seiner Miene. »Was ist, McKenzie? Was hast du gesagt?«, bohrte Honnes.
    Statt zu antworten, stieß Dave ein bitteres
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