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0344 - Die Hexe von Nottingham

0344 - Die Hexe von Nottingham

Titel: 0344 - Die Hexe von Nottingham
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Man wollte ihr nicht glauben. Nur ein grauhaariger, kleinwüchsiger Mann fuchtelte mit beiden Händen durch die Luft. »Ich habe es immer gesagt«, schrie er. »Das Böse kommt. Denkt an den Kreuzweg. Von da nimmt es seinen Anfang. Wir müssen…«
    Nicole hörte nicht weiter hin. Sie versuchte Zamorra zu wecken. Schließlich holte sie den kräftigen Trank aus dem Wagen und versuchte ihn ihm einzuflößen. Dann sah sie sich wieder nach der Hexe um. Wie hatte noch gleich der Name gelautet, der in Nottingham an der Wohnungstür stand? Saunders…
    Es traf Nicole wie ein Schock.
    Die Hexe Saunders war fort.
    Mitsamt dem Amulett.
    ***
    Die EWIGE hatte triumphieren wollen, um jeden Preis. Ihre Schrecksekunde war nur kurz gewesen, als Zamorra ihren Dhyarra-Kristall in seine Gewalt zwang. Sie hatte sofort zugeschlagen.
    Mit Ted Ewigks Machtkristall.
    Sie beherrschte ihn! Er vernichtete sie nicht! Sie war dazu prädestiniert, das Amt des ERHABENEN auszuüben, Oberhaupt der DYNASTIE DER EWIGEN zu werden! Niemand würde sich ihr mehr in den Weg stellen können!
    Dennoch floh sie. Sie vermochte in der Kürze der Zeit die Situation nicht richtig einzuschätzen. Sie zog sich zurück, um sich erst einmal mit dem Dhyarra vertraut zu machen, den sie so prachtvoll steuern konnte! Den Kristall, der nicht in der Lage war, ihren Verstand zu verbrennen.
    Weil die Verschlüsselung auf Ted Ewigks Geist das bereits getan hatte. Die Rothaarige war, weil der Machtkristall sich gegen das unbefugte Benutzen zur Wehr setzte, wahnsinnig geworden…
    Nur wußte sie es nicht…
    ***
    Bess Saunders taumelte. Die Verletzung machte ihr zu schaffen. Ihren Wagen ließ sie stehen; sie ahnte, daß sie ohnehin nicht mehr fähig war, sich auf das Fahren zu konzentrieren. Ihre Gedanken überschlugen sich, wirbelten durcheinander und fanden keinen festen Punkt. Eindrücke verschwammen, gingen ineinander über. Sie merkte nach einer Weile, daß ihre Hand etwas umklammerte. Die silberne Scheibe, die ihre Stirn getroffen und sie ausgeschaltet hatte.
    Die Hexe blieb stehen. Sie betrachtete die Scheibe, deren Oberfläche kunstvoll bearbeitet war. Drudenfuß, Tierkreiszeichen, seltsame Hieroglyphen… ein Künstler mußte sich mit diesem Gegenstand sehr viel Mühe gemacht haben.
    Plötzlich stellte sie fest, daß sie frei vom Bann der Rothaarigen geworden war. Sie erinnerte sich! Die Rothaarige hatte etwas mit ihrem Kristall gemacht, hatte Bess unter ihren Willen gezwungen. Die Hexe hatte keine Chance gehabt, sich dagegen zu wehren.
    »Ich hasse dich«, murmelte sie. Ihr wurde klar, daß sie ein willenloses Werkzeug gewesen war, eine Sklavin. Die Rothaarige hatte ihr befohlen, die magischen Fallen zu errichten, die Bannzeichen, die die erwarteten Opfer festnageln sollten. Auch der Wirt war beeinflußt worden, so daß er nichts verraten konnte. Und um ein Haar hätte es auch geklappt…
    »Reddie, du Biest«, murmelte Bess Saunders. »Ich bringe dich um, wenn ich dich erwische. Ich bringe dich um…«
    Aber wie sollte sie es tun? Sie konnte versuchen, die Rote totzusprechen, wie sie es bei Ted Ewigk gemacht hatte. Aber es fehlte ihr der persönliche Gegenstand. So ließ sich kein Zauber durchführen. Er würde nur einen geringen Bruchteil der beabsichtigten Wirkung erzielen.
    Außerdem schien es so, als sei die Rote unsterblich. Zumindest, wenn man ihren eigenen Behauptungen Glauben schenken konnte. Vielleicht würde der Todeszauber bei ihr ohnehin nicht wirken…
    Es gab bestimmt noch andere Möglichkeiten. Sie würde ihre Rache bekommen. Rache für die Versklavung ihres Geistes, und Rache für den Mord an Dan Tracey.
    Sie stellte fest, daß sie einfach immer weiter getorkelt war. Die Mauern des Friedhofes tauchten vor ihr auf. Sie tappte bis zu dem großen schmiedeeisernen Tor, das halb geöffnet war.
    Unwillkürlich warf sie einen Blick hinter die Mauer, auf die Grabhügel, die Steine und Monumente, die Gräser und Sträucher und Blumen, die überall wuchsen, die knorrigen Bäume… den roten Haarschopf…
    Die Rothaarige war hier.
    Sie verbarg sich auf dem Friedhof!
    »Jetzt geht es dir an den Kragen«, flüsterte Bess Saunders blind vor Zorn und Haß. »Ich bringe dich um, du Ungeheuer…«
    Sie wollte vorwärtsstürmen.
    Das höhnische, schrille Kichern hinter ihr stoppte sie. Sie wirbelte herum und glaubte ihren Augen nicht trauen zu dürfen.
    Die Rothaarige, deren Schopf sie zwischen Grabsteinen und Sträuchern hatte aufblitzen sehen, war direkt hinter
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