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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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Kollegen den weiteren Ausbäu und das ständige Ablösen der getarnten Postenketten leiteten, stellten Phil, Sergeant Schulz und ich gemeinsam weitere Ermittlungen an mit dem Ziel, den ersten unklaren Verdacht zu erhärten und Beweismaterial sicherzustellen.
    Noch waren wir unserer Sache keineswegs sicher. Selbst zwischen Schulz, Phil und mir gab es Meinungsverschiedenheiten über die Person des Täters, seine möglichen Motive und über die Ausführung seiner Verbrechen. Die Wahrscheinlichkeit sprach lediglich dafür, daß er in dem kleinen Personenkreis zu finden war, für das FBI und Stadtpolizei gemeinsam ihre Netze ausgelegt hatten.
    Abends gegen 7 Uhr telefonierte ich mit dem Staatszuchthaus des Bundesstaates New York. Mein Anruf war bereits von Mr. High, unserem Distriktchef, angekündigt worden. Patrick Bleeker wurde aus seiner Zelle ans Telefon gebracht.
    »Hören Sie, Bleeker«, eröffnete ich ihm, »hier spricht ein G-man aus New York City. Sind Sie bereit, mir ein paar Fragen zu beantworten, ohne Gegenfragen zu stellen?«
    Nach einem verdutzten Schweigen kam ein zögerndes »Ja«.
    Ich zog den Zettel mit den vorbereiteten Fragen heran, schaltete das ans Telefon angeschlossene Tonbandgerät ein und legte los.
    »Aus wieviel Familienmitgliedern bestand Ihre Familie vor Ihrer Verurteilung, Bleeker?«
    »Aus vier.«
    »Zählen Sie sie auf!«
    »Mein Vater William. Mein Bruder Todd, meine Schwester Leslie und ich.«
    »Als Ihr Bruder getötet wurde, wer befand sich da im Hause?«
    »Alle, die ich aufgezählt habe.«
    »Sonst niemand?«
    »Leslies Verlobter, Donald B. Harrison, war auch da.«
    »Wir wollen es kurz machen, Bleeker. Aus den Akten habe ich Ihre Version vom Verlauf des Abends. Ich fasse zusammen. Wenn ich etwas Wesentliches vergesse oder wenn Ihnen etwas noch nachträglich eingefallen ist, ergänzen Sie es bitte anschließend, okay?«
    »Ja, aber…«
    »Keine Fragen, Bleeker, das war abgemacht. Also: Sie aßen gegen acht gemeinsam mit allen Mitgliedern der Familie und Ihrem angehenden Schwager Harrison. Anschließend kam es zwischen Ihnen einerseits und Ihrem Vater und Ihrem Bruder Todd andererseits zu einer scharfen Auseinandersetzung, weil Ihr Vater Ihnen wieder einmal verbot, Ihre Freundin zu treffen. Sie wurden heftig und erklärten, daß Sie das Mädchen heiraten würden — ob mit oder ohne Zustimmung Ihres Vaters. Gegen halb zehn hatte sich der Streit so zugespitzt, daß Sie erregt das Zimmer verließen. Soweit richtig?«
    »Ja. Das stimmt.«
    »Es muß stimmen, denn das deckt sich mit den Aussagen aller übrigen. Jetzt kommt, was Sie nicht beweisen können. Sie behaupten, Sie wären zunächst in die Bibliothek gelaufen und hätten sich zwei oder drei Whisky genehmigt. Danach wurden Sie etwas ruhiger und beschlossen, das Haus zu verlassen. Sie telefonierten mit Ihrer Freundin und sagten ihr, sie möchte die Koffer packen, in einer Stunde würden Sie sie abholen. Richtig?«
    »Ja, so war es.«
    »Sie liefen zum Reisebüro vier Blocks weiter und kauften zwei Flugscheine, die Sie aber auf falsche Namen buchen ließen, weil Sie damit rechneten, daß Ihr Vater Ihnen wahrscheinlich Privatdetektive nachhetzen würde. Dann kehrten Sie ins Haus zurück, packten heimlich das Nötigste ein und verließen ebenso heimlich das Haus. Richtig?«
    »Genauso war es.«
    »Das Telefon, das Sie benutzten, steht in der Diele. Von der Diele aus führt eine breite Treppe hinauf ins Obergeschoß und auf die dort entlanglaufende Galerie, an der die Schlafzimmer liegen. Stimmt das?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Von dem Augenblick an, da Sie aus dem Zimmer stürmten, haben Sie Ihren Bruder Todd nicht mehr gesehen?«
    »Nie mehr. Als ich verhaftet wurde, war er schon beerdigt.«
    »Sie sahen auch Ihren Vater an dem Abend nicht mehr.«
    »Niemand. Meine Schwester auch nicht und Harrison auch nicht.«
    »Ihre Familie ist reich, Bleeker. Gibt es besondere Verfügungen, was mit Erbteilen zu geschehen hat, wenn besondere Ereignisse eintreten?«
    »Ja, sehr genaue sogar. Wenn ein volljähriges Familienmitglied heiratet, muß sich der Partner durch Unterschrift verpflichten, .daß er niemals Ansprüche auf das Familienvermögen stellen wird. Stirbt ein verheiratetes Mitglied der Familie, fällt sein Vermögen an die Familie zurück, während der Gatte relativ gering bedacht wird.«
    »Eine letzte Frage, Bleeker: Hatte Ihre Schwester einen Spitznamen?«
    »Ja. Weil sie so temperamentvoll war und so schönes rotes Haar hatte,
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