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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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heruntergekommene Lebensgeister. Als unsere Zigaretten brannten, sagte ich:
    »So — und jetzt auf in die zweite Runde. Ruf Doc Reiser an und das Hauptquartier der Stadtpolizei! Easton ist seit heute früh verschwunden. Laß dir alles erzählen, was man über sein Verschwinden weiß.«
    Phil nickte und zog sich das Telefon auf seinem Schreibtisch heran, während ich mir schon den Hörer vom Apparat auf meinem Schreibtisch ans Ohr klemmte. Ich wählte die Nummer vom Bereitschaftsraum unserer eigenen Mordkommission und sagte:
    »George, bist du das? Okay, komm ’rauf in unser Office. Wir haben Neuigkeiten und eine Menge Arbeit. Bring die Jungs alle mit.«
    Von den Vernehmungsspezialisten hatten nur zwei Mann Sonntagsdienst, und einer davon war mit irgendeiner dringenden Sache beschäftigt. Der andere versprach, sofort zu kommen. Anschließend verständigte ich unsere Telefonzentrale, den Auskunftsschalter in der Halle und die Funkleitstelle, daß wir wieder im Hause waren. Aus dem Zellentrakt im Keller erbat ich zwei Kollegen und von der daktyloskopischen Abteilung einen Mann. Es dauerte keine fünf Minuten, da gab es in unserem Office keinen Fuß im Quadrat mehr, auf dem nicht ein paar Füße standen.
    Während die bestellten Kollegen allmählich eintrudelten und sich ins Zimmer zwängten, erledigte ich rasch noch ein paar Telefongespräche. Dann stand ich auf.
    »Dies ist Bret Marvin«, sagte ich und zeigte auf den jungen Burschen, dessen bleiches Gesicht wie versteinert wirkte. »Vor zwei Stunden war er noch größenwahnsinnig genug zu glauben, er könnte in der kommenden Nacht droben in den Adirondacks zwei G-men ersäufen wie junge Katzen. Heute früh um vier erschoß er mit seinem Jagdgewehr seinen angehenden Schwager Joe Edwards, als dieser mit einer Ladung Kokain von Phil und mir festgenommen wurde. Edwards sollte um keinen Preis auspacken können, was er von dieser sauberen Gesellschaft wußte, beispielsweise auch von unserem lieben Mister Donelly. Zusammen mit fünf weiteren Nachtlokalbesitzern verhökerte er seit Monaten das von Edwards aus Hongkong und von einem Mittelsmann aus Frisco besorgte Rauschgift an seine zahlungskräftige Kundschaft. Dollars, viele Dollars, das war die Devise dieser ehrenwerten Mitbürger — Dollars um jeden Preis und auf jede Weise.«
    Ich machte eine Pause. Dann teilte ich von der Mordkommission fünf Gruppen zu je zwei Mann ein. Sie zückten ihre Notizbücher. Ich diktierte ihnen die Namen und die Adressen der fünf anderen Nachtklub-Hyänen. Als sie die Anschriften hatten, verglichen wir die Zeit.
    »Es ist jetzt 3 Uhr 20«, sagte ich. »Wenn uns niemand entkommen soll, müssen wir bei allen zur gleichen Zeit zuschlagen, damit sie sich nicht mehr gegenseitig verständigen können. George und Steve haben den weitesten Weg. Aber in reichlich einer halben Stunde können sie am Ziel sein. Geben wir zehn Minuten zu, dann dürfte es Punkt 4 Uhr in Manhattan an fünf verschiedenen Haustüren klingeln. Einverstanden?«
    »Ihr werdet euch schön in die Nesseln setzen«, stieß Marvin haßerfüllt hervor. »Ohne Haftbefehl! Das ist Freiheitsberaubung!«
    Ich lächelte.
    »Bei Gefahr im Verzüge kann eine vorläufige Festnahme für die Dauer von vierundzwanzig Stunden aufrechterhalten werden, Marvin«, erklärte ich ihm. »Gefahr ist im Verzüge. Gefahr für das Leben von Harry Easton. Außerdem kann ich Ihre Komplicen alle wegen Rauschgifthandels festnehmen lassen.« Während die zehn Kollegen hinausdrängten, erschien unser FBI-Arzt in der Tür und kam herein, als der letzte der zehn an ihm vorbei war. Ich gab dem Mann der daktyloskopischen Abteilung einen Wink, und er packte seine Tasche aus, um Donelly und Bret Marvin die Fingerabdrücke abzunehmen. Unterdessen beschäftigte sich unser Arzt, der aus seiner nur zwei Blocks entfernt gelegenen Wohnung gekommen war, mit Phils Gesicht und seiner unvermeidlichen Jodflasche.
    »Los, Marvin«, fuhr ich fort, als wieder Ruhe im Office eingekehrt war, »wo haben Sie Easton versteckt?«
    »Welchen Easton?«
    »Tun Sie nicht so! Genau wie Sie uns beide in einem Keller verschwinden ließen, als wir Ihnen zu gefährlich wurden, genauso haben Sie es doch mit Lieutenant Easton auch gemacht!«
    »Sie sind verrückt, Cotton. Ich weiß nicht, von wem Sie sprechen.«
    »Haben Sie Ihre Schwester erschossen? Geben Sie es zu?«
    Er atmete tief. Seine Stimme war brüchig, als er leise hervorstieß:
    »Ein G-man, aber auch nur ein gewöhnlicher Polizist:
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