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0338 - Inferno in der Alptraum-Schlucht

0338 - Inferno in der Alptraum-Schlucht

Titel: 0338 - Inferno in der Alptraum-Schlucht
Autoren: Jason Dark
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Gefallen tun?«
    »Wer ist diese Frau?«
    »Sie heißt Jane Collins.«
    »Ja, wir kennen sie. Sie gehört zu uns.«
    »Aber sie möchte frei sein. Das Land, das für Menschen unsichtbar ist und in dem die Zeit keine Rolle spielt, das Reich der Geister also, soll sie bitte freigeben.«
    »Willst du sie haben?«
    »Ja.«
    »Liebst du sie?«
    Das war eine Gewissensfrage, die ich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten konnte.
    Ich überlegte. Dabei dachte ich an frühere Zeiten, als Jane noch normal gewesen war. Okay, damals hatte ich sie wohl geliebt. Dann war der Seelenaustausch erfolgt, und ich hatte mich Glenda zugewandt, ohne es eigentlich direkt geplant zu haben. Es war einfach so gekommen, der Lauf des Schicksals, und nun stellte man mir eine so entscheidende Frage.
    Verneinte ich sie, würden sie den Geist behalten. Sagte ich ja, hatte ich eigentlich gelogen. Ich war mir sicher, daß auch dies auffallen würde.
    Wie sollte ich mich entscheiden?
    »Du bist dir nicht sicher?« vernahm ich die Frage, der drei Geistwesen.
    »Wenn es so ist, können wir sie dir nicht geben. Nur wenn die Liebe der Menschen die Rolle spielt, kann sich das Zwischenreich öffnen und eine Seele oder einen Geist entlassen.«
    ›Sag die Wahrheit, John!‹ Das war wieder Janes Stimme, die mich aus unendlicher Ferne erreichte und meine eigenen Gedanken unterbrach.
    ›Du darfst in dieser Welt alles tun, nur nicht lügen, John. Das würde man dir übelnehmen, wenn du verstehst…‹
    ›Natürlich verstehe ich…‹
    ›Dann sage, wie es wirklich ist.‹ Nach dieser Aufforderung hörte ich nichts mehr von Jane Collins. Sie hielt sich zurück. Vielleicht war es besser, wer konnte das sagen? Eins durfte ich also nicht. Keine Lüge!
    »Was ist?« sprachen mich die Geister an. »Ist dir diese Seele so wenig wert, daß du uns eine Antwort verweigerst?«
    Ich holte tief Luft. »Ich weiß es nicht, ob ich sie liebe!« stieß ich hervor und war froh darüber, daß ich es endlich heraushatte.
    Wie reagierten die anderen?
    Selten in meinem Leben hatte ich so gespannt auf ein Ereignis wie dieses gewartet. War jetzt alles verloren? Würden die anderen mich auslachen und sich zurückziehen?
    Noch schwiegen sie, und meine innere Spannung näherte sich allmählich dem Siedepunkt.
    Plötzlich erfolgte ihre Antwort. »Wir haben bemerkt, wie schwer du dich tatest. In der Tat hast du es dir nicht einfach gemacht, und wir stellten auch fest, daß du uns nicht belogen hast. Das spricht sehr für dich, denn die Lüge ist schlimm. Die Lüge hat schon Welten und Kulturen vernichtet. Sie hat Kriege angezettelt und aus Freunden Feinde gemacht. Wir hassen die Lüge. Es ist gut, daß du uns die Wahrheit gesagt hast.«
    Konnte ich hoffen?
    Nein, ich konnte nicht, denn dieser Schimmer zerbrach, als ich ihre nächsten Worte hörte.
    »Aber es gibt die ehernen Gesetze in diesem Reich der Geister und der Seelen. Nur wer einen Menschen von ganzem Herzen liebt, kann dessen Seele hervorholen. Das ist bei dir nicht der Fall. Du bist ein guter Mensch, wir wünschen dir Glück, aber wir können nicht zulassen, daß du…«
    »Warum denn nicht?« schrie ich dagegen und spürte, wie es heiß in mir aufstieg. Alles war umsonst, alles vergebens, das Flehen, das Betteln, die langen Kämpfe.
    »Die Gesetze, Mensch. Auch in einem Reich, das eigentlich zeitlos ist, existieren sie. Wir müssen uns daran halten…«
    Was sollte ich jetzt tun? Ich kam mir vor wie David, der gegen den Riesen Goliath kämpft. Aber hatte David nicht letztendlich gewonnen?
    War es ihm nicht gelungen, die Steine gegen die Riesen zu schleudern und ihn dann zu töten?
    Wenn ich in diesem Fall David war, so wollte ich auch nicht aufgeben.
    Nur suchte ich nach den Steinen. Im übertragenen Sinne natürlich.
    Nach wie vor schauten die drei Gesichter auf mich herab. Sie blieben, aber nicht nur sie veränderten sich, da sie blasser wurden, auch die Umgebung hinter ihnen.
    Bisher war sie von den Steinen rötlich angemalt worden. Doch jetzt sah ich, hoch über den Gesichtern, wo meiner Ansicht nach die Wände der Schlucht zusammenwuchsen, eine schwarze Wolke.
    Gewaltig war sie in ihren Ausmaßen, und ein unheimlicher Wind trieb sie voran.
    Ich senkte den Blick. Nicht weil ich Angst vor der Wolke gehabt hätte, nein, ich wollte unbedingt sehen, wie der Schläfer reagierte, der in seinem Bett lag.
    Er war unruhig geworden. Der Alptraum wurde stärker, vielleicht verwandelte sich der Traum erst jetzt zu einem
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