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0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick

0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick

Titel: 0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick
Autoren: Der »Sanfte« kennt jeden Trick
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locker.
    Bariano benutzte die Nacht nicht unbedingt zum Schlafen, sondern lieber dazu, in angeregter Gesellschaft herumzusitzen, dabei lautstark Karten zu spielen und Wein zu trinken.
    Es war auch in'dieser Nacht nicht anders. Das Geklimper von Gitarren drang durch die Tür der Kaschemme bis auf die Straße. Ein unentdeckter Caruso schmetterte eine Arie in einer Lautstärke, die selbst einen Mann oben auf dem Empire State Building noch erschüttert hätte.
    Ich stieß die Tür auf, Caruso beendete seine Arie mit einem Ton, der die Fensterscheiben erzittern ließ. Dann klatschten sie mächtig in die Hände, allen voran Alfonso Bariano, der in ihrer Mitte thronte wie ein Fürst unter seinem Gefolge.
    Ich schob mich durch die Menge. Sie wichen vor mir zurück. Bariano sah mir aus kleinen Schlitzaugen entgegen.
    Als ich auf zwei Schritte heran war, standen zwei Burschen auf, die an einem Tisch gesessen hatten. Es waren sehnige, breitschultrige Kerle mit kantigen, dunklen Gesichtern.
    Bariano stoppte sie mit einer Bewegung seiner fetten Hand.
    »State fermo«, sagte er.
    Sein Gesicht verbreiterte sich zu einem überdimensionalen Grinsen.
    »Salute, G-man!«, Jarüllte er.
    Bariano war ein Mann von geradezu ungeheuren Ausmaßen. Er musste an die dreihundert amerikanische Pfund wiegen. Er überragte seine Landsleute in jeder Dimension - Höhe, Breite und Umfang.
    »Was kann ich für dich tun, G-man?«, grölte er, zeigte auf einen Stuhl an seinem Tisch und brüllte zur Theke hin: »Carlo, Whisky für den G-man, Wein schmeckt ihm wie Wasser.«
    »Kein Whisky«, sagte ich, »aber ein Gespräch unter vier Augen.«
    Er wuchtete von seinem Stuhl hoch. Es sah aus, als stellte sich ein Nilpferd auf die Füße.
    Wortlos und gleich einem Berg, der sich in Bewegung gesetzt hatte, marschierte er auf eine Tür im Hintergrund des Raumes zu. Ich folgte ihm, und mir folgten die beiden hartgesichtigen Leibwächter.
    »Also?«, fragte Bariano, als sich die Tür hinter uns geschlossen hatte. Die Leibgardisten standen, die Arme verschränkt, links und rechts von der Tür und sahen gemütlich aus.
    »Was weißt du über den Sanften, Bariano?«, fragte ich.
    Das Grinsen, das er.bis zu diesem Augenblick festgehalten hatte, verschwand wie ausgeknipst.
    »Nur, was in den Zeitungen steht.«
    »Wenn ein neuer Gangster sich in einer Stadt breitzumachen beginnt, wissen die Häuptlinge der alten Gangs mehr über ihn als die Polizei. Sie hassen die Konkurrenz.«
    »Richtig, G-man«, antwortete Bariano, ohne eine Miene zu verziehen. »Wüsste ich die Adresse des Sanften, so würde ich sie dir nennen.«
    »Einer von euch weiß mehr über Soft. Das FBI erhielt einen anonymen Anruf.«
    »Warum fragst du nicht Wood oder Cyle?«
    Ich zündete mir eine Zigarette an, und als ich den Rauch ausstieß, fragte ich: »Womit beschäftigt sich Ted Sheridan augenblicklich?«
    Der Gang-Chef zuckte die fetten Schultern.
    »Keine Ahnung.«
    »Okay. Vor knapp einem Jahr gerietet ihr drei - du, Charles Wood und Rane Cyle - euch in die Haare. Es sah ganz so aus, als könnte jeden Augenblick ein Gangsterkrieg im Stil der dreißiger Jahre ausbrechen. Es kam nicht dazu. Ihr grenztet eure Reviere gegeneinander ab. Wir wissen, dass Red Sheridan bei den Verhandlungen eine Vermittlerrolle spielte. Stimmt das?«
    »Frage ihn selbst.«
    »Er kann nicht mehr antworten. Er wurde vor einigen Stunden erschossen.«
    Bariano zog die Augenbrauen hoch. Für eine-Sekunde sah sein Gesicht töricht aus.
    »Weißt du schon, wer ihn killte?«
    »Der Mann, der ihn tötete, rief uns selbst an. Sheridan wurde bei einem Einbruchsversuch überrascht und von dem Hausbesitzer erschossen.«
    Bariano scheute sich nicht, seine Erleichterung zu zeigen.
    »Ach so«, grunzte'er. »Zum Teufel, er muss ganz schön heruntergekommen sein, wenn er über ’nen Einbruch an ein paar Dollar zu kommen versucht.«
    »Arbeitet Sheridan für den Sanften ?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe Sheridan zweimal gegenübergestanden. Er war ein gerissener Bursche, kein Schießer, sondern ein schlauer Gangster, der sich zwischen den großen Bossen relativ viel Selbständigkeit zu bewahren wusste. Es ist erstaunlich, dass er jetzt Einbrüche begeht.«
    »Nicht so erstaunlich, wie es dir scheint, G-man«, sagte Bariano und grinste wieder. »Du sagtest, dass Sheridan einmal zwischen mir, Charles Wood und Rane Cyle vermittelt hat. Das mag stimmen. Aber es gibt keine undankbarere Rolle als die eines Vermittlers. Wenn auch alle
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