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0335 - Das Säure-Attentat

0335 - Das Säure-Attentat

Titel: 0335 - Das Säure-Attentat
Autoren: Das Säure-Attentat
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räusperte mich.
    »Hören Sie zu, Mrs. Wing«, sagte ich betont, »es hängt alles davon ab, dass Sie nicht die Nerven verlieren. Bitte, hören Sie mir jetzt genau zu! Heute früh wurde ein verletzter Mann ins Bellevue Hospital am East River eingeliefert. Er war bewusstlos, und er hatte keinerlei Papiere bei sich. Es weiß also niemand, wer dieser Mann ist. Verstehen Sie mich?«
    Ihr Blick hing an meinen Lippen. Sie nickte kaum merklich.
    »Es scheint, als ob Sergeant Hackery und der Lieutenant der Meinung sind, dass der Mann im Krankenhaus Ihr Mann sein könnte, sonst hätten sie uns wohl kaum zu Ihnen gebracht. Bitte, beschreiben Sie mir jetzt Ihren Mann. So genau wie Sie irgend können.«
    Sie runzelte die Stirn. Es dauerte eine Weile, bis sie anfing.
    »Robert ist kleiner als Sie. Er misst 168 Zentimeter. Vor ein paar Wochen haben wir uns auf einer Münzwaage gewogen, nur so aus Spaß, wissen Sie? Er wog 69 Kilo.«
    »Wie alt ist er?«
    »Zweiundvierzig.«
    »Raucht er?«
    »Ja, Zigaretten. Meistens aus der Spitze, weil er sie im Mund lässt, wenn er schreibt, und da steigt ihm der Rauch in die Augen, wenn er die Zigarette nicht in einer Spitze hat.«
    »Was für eine Spitze benutzt er? Können Sie diese Spitze beschreiben?«
    »So ein schwarzes Kunststoffding mit einem silbernen Auswerfer. Und mit einem Filter. Er raucht viel zu viel, und da habe ich ihm oft zugeredet, bis er sich wenigstens eine Spitze mit Filter kaufte.«
    Ich ließ mir die Kleidung beschreiben, die er getragen hatte, als er die Wohnung verließ, und verglich sie mit der Beschreibung, die wir von der Schwester hatten. Danach nickte ich.
    »Nun, ich glaube, dass es kaum Zweifel mehr geben kann. Der Mann im Bellevue Hospital scheint Ihr Mann zu sein, Mrs. Wing.«
    »Aber was ist denn passiert? Hatte er einen Unfall? Ist es sehr schlimm? Ist er in Lebensgefahr?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Mrs. Wing. Jedenfalls scheint sein Zustand ernst zu sein. Gangster haben ein Säureattentat auf ihn verübt.«
    Sie wich erschrocken einen Schritt zurück. Ihre Lippen bewegten sich, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Ich hoffte, sie würde weinen. Ein Tränenstrom erleichtert. Aber sie weinte nicht. Ihr Gesicht erstarrte nur zu einem maskenhaften Ausdruck. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich plötzlich um, verschwand durch eine Tür und kam gleich darauf mit einem Mantel zurück. Als sie auf die Wohnungstür zulief, hielt ich sie zurück.
    »Lassen Sie mich los!«, rief sie. Ihre Augen funkelten. Sie wollte sich losreißen. »Ich will zu meinem Mann! Ich muss zu Robert!«
    »Sie sollen ja zu Ihrem Mann gehen«, sagte ich eindringlich. »Aber nicht allein! Sie müssen ein paar Minuten warten!«
    Sie wollte nicht hören. Sie stieß mit dem Ellenbogen nach mir und mit den Spitzen ihrer Schuhe. Niemand konnte wissen, ob die Gangster nicht bereits auf sie warteten, ob nicht irgendeine menschliche Bestie bereits das zweite Säurefläschchen in der Hand hielt. Ich durfte sie einfach nicht hinauslassen.
    Sie fing an zu schreien, zu schluchzen. Ihr Körper wurde von krampfartigen Zuckungen geschüttelt. Es war zu viel für sie - die demolierte Wohnungseinrichtung, die Ungewissheit über das Schicksal ihres Mannes und zuletzt die entsetzliche Botschaft, die ich ihr hatte überbringen müssen.
    ***
    Während ich die Frau festhielt und beruhigend auf sie einzureden versuchte, ging Phil zum Telefon. Der Anfall der Frau wurde schlimmer. Sergeant Hackery riss die Tür zu dem Zimmer auf, aus dem die Frau vorhin ihren Mantel geholt hatte. Ich trug sie hindurch und legte sie auf ein Bett, dessen Tücher abgerissen und dessen Matratzen zerfetzt waren.
    »G-man, was tut man in so einer Situation?«, knurrte Hackery.
    »Wo gibt es denn in der Gegend einen Arzt?«, rief der Lieutenant.
    »Ich habe schon angerufen!«, brüllte Phil aus dem Nebenzimmer.
    Es sah aus, als würde Mrs. Wing ersticken. Ich riss die nächste Tür auf und entdeckte zum Glück das Badezimmer. In einer Schüssel schwammen Kindersöckchen in einer Seifenlauge. Ich kippte sie ins Waschbe.cken, ließ die Schüssel mit lauwarmem Wasser volllaufen, lief zurück zu der Frau und stand einen Augenblick unentschlossen vor dem Bett.
    Ihr Mund war weit geöffnet, aber kein Atem ging über ihre Lippen.
    »Hackery, knöpfen Sie ihr den Mantel auf!«, herrschte ich den Sergeant an.
    Er gehorchte. Noch immer kam kein Atemzug über die weit geöffneten Lippen. Da kippte ich ihr das Wasser ins Gesicht.
    Ein
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