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0335 - Das Säure-Attentat

0335 - Das Säure-Attentat

Titel: 0335 - Das Säure-Attentat
Autoren: Das Säure-Attentat
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anderen Distrikt versetzen!«
    »Bis dahin bin ich längst dein Vorgesetzter, und dann hat sich das mit einer Versetzung!«, gab Phil zurück.
    Unterdessen hatte Hackery zweimal geklingelt, die Tür wurde endlich ein paar Millimeter weit geöffnet. Im düsteren Zwielicht, das hier im Etagenflur herrschte, konnten wir im Türspalt nichts weiter erkennen als die schimmernden Glieder einer brandneuen Sicherungskette.
    »Oh, Sie sind es«, murmelte eine helle, weibliche Stimme, dann klirrte die Kette, und die Tür ging vollends auf.
    Man gelangte sofort in ein geräumiges Wohnzimmer. Aber wie sah es hier aus! Es gab keinen Sessel, dessen Polster nicht völlig zerfetzt war, kein Sofakissen, dessen Füllung nicht verstreut herumlag, keine Schublade, deren Inhalt nicht ausgekippt worden war. Man wusste nicht, wohin man seine Füße setzen sollte.
    ***
    Die Frau, die uns eingelassen hatte, schien chinesisches Blut in den Adern zu haben. Sie war klein, zierlich, vielleicht dreißig Jahre alt. Im Augenblick war ihr Gesicht gerötet, und auf den ebenmäßigen Nasenflügeln standen winzige Schweißperlen.
    »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, seufzte sie. »So sieht das nun in allen Zimmern aus! Ich habe erst einmal das Kinderzimmer wieder halbwegs in Ordnung gebracht. Wenn die Kinder gegen drei von der Schule nach Haus kommen, müssen sie wenigstens einen Raum haben, wo sie sich auf halten können.«
    Hackery schob sich mit einer ruckartigen Gebärde den verbeulten Filzhut ins Genick. Mit dem Daumen zeigte er auf uns.
    »Ich möchte Ihnen diese drei Gentlemen vor stellen«, knurrte er, und mit etwas Fantasie konnte man aus seiner Stimme heraushören, dass er versuchte, ihr einen höflichen Klang zu verleihen. »Der Lieutenant da in Uniform ist Walter P. Snackford. Der Bursche da heißt Jerry Cotton, der andere Phil Decker. Die beiden sind G-men, also Leute der Bundespolizei. - Gentlemen, das ist Helen Wing, die Frau von Robert Lee Wing.« Wir nickten der Frau artig zu, und sie lächelte einzeln zu jedem von uns, genau in der Reihenfolge, in der Hackery unsere Namen genannt hatte.
    »Ich kann Ihnen keinen Stuhl anbieten«, seufzte sie und breitete hilflos die Hände aus. »Sie sehen ja, was man aus meiner Wohnung gemacht hat.«
    »Das tut uns schrecklich leid, Mrs. Wing«, erklärte Phil höflich. »Würden Sie uns bitte möglichst genau berichten, wie sich das hier zugetragen hat?«
    »Selbstverständlich, Mr. Decker«, erwiderte die kleine Frau. Trotz der üblichen, flüchtigen Vorstellung schien sie jeden einzelnen Namen behalten zu haben. »Das war heute Morgen gegen fünf Uhr oder etwas später. Jedenfalls fing es gerade an, hell zu werden, als es klingelte. Ich dachte, Robert - also mein Mann - hat seinen Schlüssel vergessen oder verloren, und ich ging also zur Tür, um ihn hereinzulassen. Aber draußen standen drei Männer.«
    »Unbekannte Männer?«, warf ich ein.
    »Ja, unbekannt«, bestätigte Mrs. Wing. »Ich hatte sie nie zuvor gesehen. Der eine zwängte seine Hand durch den Türspalt und erwischte mich am linken Arm. Er sagte, ich soll keinen Lärm machen, sondern die Tür öffnen, wenn ich Robert je Wiedersehen wolle. Ich erschrak zu Tode und…«
    »Augenblick!«, sagte ich schnell. »Hat der Mann den Vornamen Ihres Mannes gebraucht? Bitte, versuchen Sie, sich daran genau zu erinnern. Das könnte sehr wertvoll für uns sein.«
    Hackery warf mir einen verdutzten Blick zu. Gleich darauf schnalzte er mit der Zunge. Ich hatte das Gefühl, als ob das Geräusch einen Laut der Anerkennung darstellen sollte.
    Mrs. Wing hatte die Stirn gerunzelt und die Augen geschlossen, wie es viele Leute tun, wenn sie angestrengt versuchen, sich etwas in die Erinnerung zurückzurufen.
    »Ja, er sagte ›Robert‹, ganz bestimmt«, erklärte sie fest. »Ich höre noch die Art, wie er es sagte.«
    »Wieso?«, fragte Phil. »Sprach er mit Akzent? Oder hatte er einen Sprachfehler, stieß er mit der Zunge an?«
    »Nein, nicht so etwas. Nur eben eine sehr charakteristische Stimme. Wenn ich die Augen schließe und ganz fest daran denke, höre ich sie, als ob er jetzt zu mir spräche.«
    »Sie würden also diese Stimme wiedererkennen?«, fragte der Lieutenant.
    Mrs. Wing strahlte förmlich.
    »Ganz bestimmt, Sir! Unter hundert anderen!«
    »Aber Sie hatten diese Stimme vorher nie gehört?«, fragte ich.
    »Nein. Bestimmt nicht.«
    »Also dieser Mann sagte, sie sollten keinen Lärm machen und die drei Männer hereinlassen, sonst
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