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0333 - Das Meer der Träume

Titel: 0333 - Das Meer der Träume
Autoren: Unbekannt
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verschollen.
    Die unmittelbare Bedrohung des Heimatplaneten des Imperiums bestand also nach wie vor. Vier Schwingungswächter waren kaum weniger gefährlich als fünf oder sechs. Denn die Macht, die ihnen zur Verfügung stand, war unbeschreiblich und erschreckend. Noch saßen sie auf Triton und verhielten sich ruhig, aber selbst dem Einfältigsten war klar, daß dieser Zustand nicht lange anhalten würde. Im Laufe der kommenden Stunden oder Tage würden sie sich zu weiterem Vorgehen entschließen.
    Die Frage, die die Menschheit bewegte, war: Was dann...?
     
     
     
    1.
     
    Während der hochgewachsene Mann eindringlich auf den Bildschirm sah und die beschwichtigenden Gesten seines Gesprächspartners beobachtete, drang ihm mit schmerzhafter Deutlichkeit ins Bewußtsein, daß er soeben den Befehl erhalten hatte, Selbstmord zu begehen.
    Oder wenigstens so ähnlich.
    Don Redhorse, Oberst der Flotte des Solaren Imperiums, schloß eine Sekunde lang die Augen und strich sich mit der Hand über die kurzgeschorene Haarborste, die ihm von der Stirn bis zum Nacken über den sonst kahlgeschorenen Schädel lief. Die Stimme des Mannes auf dem Bildschirm erkundigte sich drängend: „Redhorse - hören Sie noch?"
    Der Mann mit dem merkwürdigen Haarschnitt öffnete die Augen und nickte. Mit völlig ruhiger Stimme antwortete er: „Natürlich, Sir. Ich höre."
    Sein Gesprächspartner war ein Mann von wenig eindrucksvollem Äußeren. Blasse Augen, schütteres Haar, ein blasses, leicht gedunsenes Gesicht vermittelten den Eindruck eines Durchschnittsmenschen, der wenig Anspruch darauf hatte, von einem aktiven Obersten mit soviel Respekt angeredet zu werden.
    Der Mann war Allan D. Mercant, Solarmarschall und Chef der terranischen Abwehr. Seiner Unscheinbarkeit hatte er einige sensationelle Erfolge auf dem Gebiet der Spionageabwehr zu verdanken.
    „Ich weiß, was ich von Ihnen verlange, Redhorse", versicherte er ernst. „Es fällt mir nicht leicht, Ihnen diesen Auftrag zu geben - aber von allen Offizieren, die ich kenne, sind Sie der einzige, der eine solche Sache durchziehen kann."
    Redhorse nickte gelassen.
    „Es dreht sich nicht darum, Sir", gab er zu verstehen. „Man wird mit einem Aufwand von Zehntausenden von Raumschiffen versuchen, die feindliche Blockade um Neptun aufzureißen, so daß ich mit einem einzelnen Fahrzeug durchbrechen kann. Dabei werden Hunderte von kostbaren Schiffen und Tausende von Menschen geopfert. Was mich bedrückt, Sir, ist die Frage: Lohnt sich das alles?"
    Allan D. Mercant schwieg eine Zeitlang. Redhorse musterte ihn aufmerksam, aber Mercants Miene war undurchdringlich wie immer.
    „Es lohnt sich, Redhorse", antwortete er schließlich. „Wir haben guten Grund zu der Annahme, daß wir den Aufenthaltsort des entführten Schwingungswächters kennen."
    Die Eröffnung kam selbst für Don Redhorse mit der sprichwörtlichen Selbstbeherrschung seiner indianischen Ahnen zu überraschend. Er brauchte Sekunden, um sich von dem Schock zu erholen.
    „Neptun...?" fragte er trocken.
    „Neptun", antwortete Mercant. „Meer der Träume."
     
    *
     
    Aser Kin war bei Bewußtsein. Seine mächtige Gestalt lag unmittelbar vor dem scharf gebündelten Strahl lumineszenten roten Lichts, der auf dem Boden zu haften schien und die Grenze des Transmitterfeldes bezeichnete, das den Riesen hierhergebracht hatte.
    Zum erstenmal in seinem Leben war es Aser Kin unmöglich, sein Planhirn zu aktivieren und den organischen Rechenkomplex zu sinnvoller Arbeit zu veranlassen, die dazu beitragen konnte, seine Lage zu erleichtern oder ihm gar die Flucht zu ermöglichen.
    Aser Kin war außer sich vor Zorn. In den Zorn mischten sich Staunen und eine unbestimmte Art von Furcht, wie der gigantische Schwingungswächter sie noch nie zuvor empfunden hatte.
    Er war hilflos. Auch das war ihm noch nie widerfahren. Dicke, breite Bänder aus verdichtetem Stahl umschlossen den Körper und preßten ihm die beiden Armpaare dicht an den Leib. Weitere Bänder schlangen sich um die mächtigen Säulenbeine und erlaubten ihnen nicht einen Millimeter Bewegungsfreiheit.
    Aser Kin hatte immer noch keine genaue Vorstellung davon, was ihm geschehen war. Zwei lächerlich kleine Gestalten im Labyrinth der Gänge unter der Oberfläche des Himmelskörpers, den die Terraner Triton nannten, hatten ihn überwältigt. Sie hatten ihn immer tiefer in die Unterwelt des Mondes geschleppt und schließlich in die Öffnung eines Transmitterfeldes geschoben.
    An dieser Stelle
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