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0328 - Wir legten einen Köder aus

0328 - Wir legten einen Köder aus

Titel: 0328 - Wir legten einen Köder aus
Autoren: Wir legten einen Köder aus
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dritten Stock führende Treppe mit dem Fußboden der zweiten Etage bildete. Und vor der Höhlung unter der Treppe war eine dichte Mauer von großen Betonklötzen geschichtet.
    Wir gingen hinter der etwa kniehohen Trennwand in Deckung.
    In regelmäßigen Abständen hingen provisorisch angebrachte Lampen von der Decke, sodass wir uns über mangelnde Beleuchtung nicht beklagen konnten.
    »Wie oft schießen sie?«, fragte Phil.
    »Nur selten«, erwiderte Craig.
    »Durch die schmalen Schlitze zwischen den Steinen?«
    »Nein. Meistens schießen sie oben durch den kleinen Spalt, den sie zwischen der Treppe und ihrer Mauer freigelassen haben.«
    »Irgendwann muss ihnen die Munition ausgehen, bei aller Sparsamkeit«, brummte ich.
    »Fragt sich nur, wann. Willst du den Bau so lange auf halten? Die Leute werden dem FBI Schadenersatzforderungen stellen, die in die Millionen gehen.«
    »Was wieder ein gefundenes Fressen für gewisse Revolverblätter wäre«, stimmte Phil grimmig zu. »Nein, nein, wir müssen uns etwas einfallen lassen, was die Burschen schnell da heraustreibt.«
    »Und was stellst du dir vor?«, fragte ich »Willst du ein Geschütz von der Armee anfordern?«
    Phil zuckte die Achseln.
    Ich hob den Kopf ein wenig und peilte noch einmal vorsichtig die Lage. Es war völlig ausgeschlossen, an die Mauer heranzukommen, wenn die Kerle auch nur ein bisschen auf passten. Jeder, der den Versuch unternahm, musste mit einer Kugel rechnen.
    »Man kann sie natürlich aushungern«, murrte Craig. »Aber das dauert lange.«
    Über der Mauer flammte plötzlich etwas auf, ein bläuliches Wölkchen erschien in dem knapp handbreiten Spalt zwischen Mauerkrone und Treppe, aber vorher ratschte die Kugel Funken stiebend und höchstens eine halbe Armlänge von meiner Nase entfernt über den Rand der angefangenen Trennwand. Ich zog hastig den Kopf ein.
    »Tränengas«, sagte ich.
    »Was?«, fragte Phil.
    »Tränengas«, wiederholte ich. »Wir hatten bei unserem Pläneschmieden darauf verzichtet, weil wir die Tatsache in Betracht zogen, dass der Wind hier durch alle Etagen pfeift. Mit dem Miniaturbunker da haben wir nicht gerechnet.«
    »Das ist die Idee!«, sagte Craig. »Wenn wir ihnen genug Ladungen hinter die Mauer schießen können, müssen sie raus.«
    »Dann wollen wir keine Zeit verlieren«, meinte Phil und richtete sich halb auf. »Ich besorge das Zeug, Granaten?«
    »Nein«, sagte ich schnell. »Patronen, die man mit dem Karabiner verschießen kann. Wir müssen den engen Spalt treffen.«
    »Okay. Sorgt dafür, dass sie inzwischen keinen Ausbruch riskieren.«
    »Keine Angst«, knurrte Craig und zog seine Pistole.
    Wir blieben in der Deckung der niedrigen Mauer liegen.
    Links und rechts von uns stand je ein Kollege im Schutz eines kräftigen Betonpfeilers.
    Auf der Treppe hockten zwei uniformierte Polizisten.
    Inzwischen kämmten die anderen Kollegen das Gebäude durch. Es konnte ja sein, dass sich nicht alle vier Gangster unter die Treppe zurückgezogen hatten.
    Wir rauchten, während wir auf Phils Rückkehr warteten.
    Es dauerte eine Weile, bis Phil endlich mit einem Gewehr und einem schweren Beutel zurückkam. Er warf sich atemlos in die Deckung der Mauer. Ich griff nach dem Gewehr und schob eine Patrone mit Tränengasfüllung in den Lauf.
    »Sobald ich winke, gebt ihr mir Feuerschutz«, raunte ich den anderen zu. »Ich muss im Stehen schießen, damit die Ladung möglichst genau waagerecht in den Spalt fährt.«
    Die Kollegen nickten. Ich warf noch einen raschen Blick auf das Versteck. Die breiteste Stelle des Spaltes lag halb rechts von mir. Ich ging in die Hocke, nickte den Kollegen zu und federte hoch. Ohrenbetäubender Feuerlärm hallte augenblicklich durch die ganze Etage. Pulverdampf wölkte auf. Ich nahm Druckpunkt, ließ das Korn ins Ziel sinken und zog durch.
    Wir wiederholten das Manöver mit vier Gasgeschossen, von denen eines an der Treppe zerbarst, während die anderen drei ihren Weg durch den Spalt fanden. Gespannt warteten wir auf das Resultat.
    Es ließ keine Minute auf sich warten.
    Zuerst husteten sie nur.
    Dann krächzten sie gellend, und auf einmal geriet die nur aufgeschichtete Mauer in Bewegung.
    Schwere Betonklötze stürzten herab.
    Milchige Gasschwaden quollen unter der Treppe hervor.
    »Los!«, rief ich. »Sie kommen!«
    Mit einem Satz war ich über die niedrige Wand hinweg. Eine Gestalt torkelte auf mich zu.
    Ich sah die Pistole in der rechten Hand, umklammerte mit beiden Händen sein Gelenk und schlug
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