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0328 - Wir legten einen Köder aus

0328 - Wir legten einen Köder aus

Titel: 0328 - Wir legten einen Köder aus
Autoren: Wir legten einen Köder aus
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»Um Punkt zwölf schalten sie die Hauptleitung in der Straße für genau zwei Minuten ab. Das muss euch genügen.«
    Phil nickte.
    »Ja«, entgegnete er. »Ich denke, damit werden wir auskommen. Well, Chef, das wäre dann wohl alles.«
    Mr. High stand auf.
    Er hielt Phil die Hand hin, dann mir. Wir schlugen ein. Dann drehten wir uns um und gingen hinaus. Im Raum lag das leise Summen der Klimaanlage. Sonst war es still.
    Wir hätten selbstverständlich irgendeinen Dienstwagen nehmen können. Aber wir stiegen aus Gewohnheit in meinen Jaguar.
    Wir ließen ihn drei Blocks von der Baustelle entfernt stehen.
    Wir trugen Turnschuhe. Unsere Schritte waren völlig geräuschlos.
    Phil hob den Arm und blickte auf die Uhr.
    »Wir haben noch acht Minuten«, murmelte er.
    Langsam setzten wir uns in Bewegung. Wir sahen den Bretterzaun, der die Baustelle umgab. An den gegenüberliegenden Häusern waren verschiedene Leuchtreklamen, und das Geflimmer von rotem, grünem, gelbem und blauem Licht tauchte den Zaun in buntes Licht.
    Als nur noch ein Block zwischen uns und der Baustelle lag, blieben wir stehen. Phil hielt mir seine Zigarettenschachtel hin. Ich bediente mich, während ich mich neugierig umsah.
    Es musste längst von Polizisten und G-men in der Gegend wimmeln, aber nirgends war eine Uniform zu sehen.
    »Schade, dass es keine Fenster gibt«, murmelte Phil.
    »Ja.« Ich wusste, was er meinte: In geschlossenen Räumen hätten wir Tränengas einsetzen können, und das würde uns die Sache bedeutend erleichtert haben. Aber in den offenen Etagen der Baustelle, durch die der Wind vom East River her pfiff, hätten die grauen, milchigen Schwaden des Gases lediglich unsere Sicht behindert, ohne eine Wirkung bei den Gangstern hervorzurufen. Wir rauchten eine Weile schweigend. Phil sah noch einmal auf 12 die Uhr. Dann ließ er die Zigarette fallen und brummte: »Los!«
    ***
    Ethel Rutherford wurde wach.
    Sie blinzelte ein paar Mal, bis sie den Mann erkannte, der vor ihr stand. Es war der, der wie Richard Widmark aussah. Er grinste freundlich.
    Das Mädchen richtete sich erschrocken auf.
    Ersetzt merkte sie, dass ihr kalt war.
    Die Betonwände ließen die Wärme des New Yorker Sommers nicht herein. Sie kreuzte die Arme vor der Brust und legte die Hände auf die nackten Oberarme.
    »Frierst du etwa?«, fragte er, und die Zigarette, die in seinem Mundwinkel hing, wippte bei jeder Bewegung seiner Lippen.
    Sie nickte. Sein Blick wurde nachdenklich, vielleicht auch ein bisschen ärgerlich.
    »Daran haben wir nicht gedacht«, sagte er. »Ich werde sehen, ob ich eine Decke für dich auftreiben kann.«
    Sie schürzte trotzig die Lippen.
    »Ich will keine Decke. Ich will nach Hause.«
    »Aber natürlich«, lachte er. »Alle kleinen Mädchen wollen früher oder später nach Hause.«
    »Ich bin kein kleines Mädchen!«
    »Nein?« Seine Stimme klang spöttisch.
    »Ich bin schon sechzehn!«, fauchte sie.
    »Tatsächlich?«
    Das Mädchen spürte, wie eine seltsame Verwirrung sie ergriff. Sie hatte ein bisschen Angst, wenn er sie ansah, denn er war ja ein Kidnapper, wahrscheinlich ein richtiger Gangster; aber er sieht gut aus, dachte sie. Sehr gut sogar.
    ***
    Wir drückten uns dicht an die Bretterwand.
    Auf meiner Uhr war es eine knappe Minute vor Mitternacht.
    Phil hielt den Schlüssel für das Tor bereit, den Richy Bodenfeld uns bereitwillig geliehen hatte. Jetzt kam es nur noch darauf an, dass die Leute im E-Werk verlässlich waren.
    Mit einem Mal war es stockdunkel.
    Vor mir hörte ich ein leises Klirren, dann zupfte mich etwas am Jackett.
    Ich tastete vorwärts, in die Finsternis hinein.
    Allmählich bildeten sich Umrisse heraus. Die Schwärze bekam Schattierungen.
    Vier Schritte hinter dem Tor ragte der stählerne Mast eines großen Baukrans empor.
    Ich huschte geräuschlos darauf zu. Hinter mir quietschte es lang gezogen, als Phil das Tor zuzog.
    Ich hatte mir die Stellung des Krans genau eingeprägt. Als ich die Hände ausstreckte, erwischte ich fast auf Anhieb die beiden Seitenholme der senkrecht am Turm hinaufführenden Metalleiter.
    Flink huschte ich hinauf. Mein Herz klopfte. Jetzt konnte es um ein paar Sekunden gehen.
    Die Leiter schien kein Ende zu nehmen.
    Der Wind zauste in meinen Haaren, die unter dem Hut hervorlugten und heulte und pfiff in den Verstrebungen des knapp zwei Yards breiten Stahlgerüstes, das hoch oben die Kranführerkabine trug.
    Der Atem wurde mir knapp, als ich endlich das Fahrerhaus erreicht hatte.
    Ich tastete nach
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