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0328 - Wir legten einen Köder aus

0328 - Wir legten einen Köder aus

Titel: 0328 - Wir legten einen Köder aus
Autoren: Wir legten einen Köder aus
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Interview…
    Ihre Gedanken verwirrten sich, denn die Müdigkeit überkam sie mit bleierner Schwere. Mit einem Lächeln auf dem hübschen Gesicht schlief sie ein.
    ***
    Im kleinen Sitzungsaal hingen Rauchschwaden in der Luft. Acht Lieutenants der uniformierten Stadtpolizei
    10 und zweiundzwanzig G-men vom Nachtdienst saßen an dem langen Konferenztisch und blickten auf die große Wandtafel, die wir auf dem kleinen Podium aufgestellt hatten. Es war halb elf, und seit zwei Stunden wurden die Einzelheiten unseres Einsatzes besprochen. Eine Kleinigkeit, die wir übersehen hatten, eine winzige Lücke in den Maschen unseres Netzes konnte tödliche Folgen haben.
    Ich hängte den ersten Steckbrief auf.
    »Das waren also Bryan Schurz, Theo Faulberg und Harry Carmichael«, sagte ich. »Nun zu Thomas Jackson.«
    Ich gab Phil mit einem Wink zu verstehen, dass er mich ablösen sollte. Mir war die Kehle schon heiser vom vielen Reden. Während Phil an die Tafel trat, setzte ich mich auf seinen Stuhl.
    »Jackson dürfte der Kopf der Bande sein«, sagte Phil und klopfte mit der Spitze eines Lineals gegen das große Brustbild des Gangsters. »Er wurde am 22. Juli 1931 in Kentucky geboren, auf einer Farm, die zu keiner Ortschaft gehörte, Homestead House hieß sie. Die Farm ging in Flammen auf, die Ursachen des Brandes konnten nicht ermittelt werden. Jacksons Mutter kam in den Flammen um, der Vater starb kurz darauf im nächsten Bezirkskrankenhaus. Er hatte seine beiden Söhne, Bloyd Everich und diesen Thomas hier, aus dem Flammenmeer gerettet, aber dabei schwere Verbrennungen erlitten.«
    Phil machte eine Pause und sah nachdenklich auf das abgebildete Gesicht. Es zeigte eine hohe Stirn mit intelligenten Augen und einen brutalen Zug um die Lippen.
    »Die beiden Jungen kamen in ein Waisenhaus, da unten in der Gegend, es existiert heute nicht mehr. Gentlemen, erinnern Sie sich der Tatsache, dass es in den dreißiger Jahren eine Weltwirtschaftskrise gab. Das Waisenhaus wurde von der öffentlichen Hand unterhalten, aber das Geld war damals mehr als knapp. Es lässt sich ausrechnen, was für ein Leben die Kinder gehabt haben. - Nun, wie dem auch sei, zu Beginn des Krieges kam Thomas Jackson mit großzügiger Unterstützung von einigen wohlhabenden Leuten auf eine Highschool. Er absolvierte sie faul und lustlos, dennoch ohne Schwierigkeiten, denn er ist begabt. Jackson besitzt eine überdurchschnittliche Auffassungsgabe und eine blitzschnelle Reaktion. Denken Sie nachher daran!«
    Nach alter, seit Jahren erprobter FBI-Methode schilderte Phil den Cops die Gefahren des nächtlichen Einsatzes.
    Die Besprechung zog sich hin.
    Nacheinander wurden Pläne von der Baustelle an die Tafel geheftet und die Gruppen und ihre Positionen eingeteilt. Es durfte kein Loch in unserem Netz geben, und was noch viel schwieriger war: Es durfte kein Loch entstehen, sobald sich diese Gruppen in Bewegung setzten.
    Jede einzelne Gruppe musste ständig Berührung mit der nächsten haben, und dieser Kontakt durfte nie abreißen. Es war schwierig, bei einem so unübersichtlichen Gelände wie dem der Großbaustelle, die Einteilung richtig vorzunehmen.
    Endlich war alles besprochen. Phil blickte auf seine Uhr.
    »Siebzehn Minuten nach elf«, sagte er. »Wir haben gerade noch Zeit für einen Kaffee in der Kantine.«
    »Dann komm«, stimmte ich zu. »Du weißt, dass wir auch noch zum Chef müssen.«
    In der Kantine hockten ein paar Kollegen, die zum Bereitschaftsdienst gehörten. Zwei spielten Schach, einer blätterte gelangweilt in einer Illustrierten, drei andere pokerten um Zigaretten, da es ein Entlassungsgrund gewesen wäre, wenn sie auch nur fünf Cents gesetzt hätten. Hoover, der FBI-Chef, versteht in solchen Punkten keinen Spaß.
    Wir traten an die Theke, nahmen die Pappbecher vom Stapel und hielten sie unter die Kaffeemaschine. Ich verbrannte mir zum wer weiß wievielten Mal die Finger.
    Wir tranken den Kaffee. Dann winkten wir den Kollegen zu und gingen hinaus. Sie blickten hinter uns her, ich spürte es, obgleich ich mich nicht umdrehte. Sie wussten, was wir vorhatten.
    Der Chef saß trotz der späten Nachtstunde noch immer in seinem Arbeitszimmer. Ich war sicher, dass er nicht nach Hause gehen würde, bevor unsere Aktion nicht abgeschlossen war.
    Irgendwie war es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass der Chef nicht schlafen würde, bevor wir nicht wieder im Haus waren.
    »Die Sache mit dem E-Werk habe ich geregelt«, sagte er und rieb sich über die Augen.
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