Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0327 - Wer die Blutfrau lockt

0327 - Wer die Blutfrau lockt

Titel: 0327 - Wer die Blutfrau lockt
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
Moment der Pfahl traf, konnte sie das Amulett entsühnen. Vor einiger Zeit hatten sie in den Pyrenäen einen Werwolf bekämpft, der mit der Silberkugel im Herzen Reue zeigte. Auch seine verlorene Seele war durch das Amulett gerettet worden. Vielleicht gelang es, auch bei Marenia dem Teufel eine Seele abspenstig zu machen -und die Seelen der Vampire, die sie in ihrem Bann hatte. Die anderen Männer, die noch lebten, mußte Zamorra nur aus dem hypnotischen Zwang befreien. Doch wenn die Herrin der Vampire dahingegangen war, bildete das für einen Professor Zamorra sicherlich kein Problem mehr.
    Mit elastischen Schritten lief der Meister des Übersinnlichen die Wharf entlang — die Straße zwischen Themse und Tower.
    Auf der Höhe des Vorbaus, wo der St. Thomas-Tower das berüchtigte Verrätertor umkränzt, sah er die voranhastende Frauengestalt. Kein Zweifel, das war sie.
    »Marenia« rief Professor Zamorra so laut er konnte. Und der Vampir reagierte sofort. Mit einem wilden Kreischen wirbelte Marenia herum und stürmte auf den Parapsychologen ein. Einige Passanten wandten sich diskret ab und gingen zur Tower-Bridge zurück. Sie vermuteten einen Krach zwischen guten Bekannten oder Eheleuten. Damit hat man als Brite nichts zu tun. Man geht woanders hin und hat nichts gesehen.
    Professor Zamorra bremste seinen Lauf abrupt ab. Seine scharfen Augen sahen nach links und erkannten trotz der Dunkelheit Nicole Duval, die mit der Armbrust im Anschlag ging.
    Da war der Vampir schon heran. Wie eine Katze wollte ihn Marenia anspringen. Ihre Hände waren wie Krallen, und ihre spitzen Eckzähne blitzten im Mondlicht.
    Professor Zamorra spürte, wie sich das Amulett, das er verdeckt in der rechten Hand hielt, erwärmte. Mit einem Ruck riß er es empor. Wie eine grüne Mini-Sonne begann Merlins Stern zu strahlen.
    Marenia heulte auf, als sie sah, wie Zamorra das Amulett an der Kette empor hielt. Hitzewellen schienen sie zu treffen und zurückzuschleudern. Aber in ihr war die Kraft und die Wildheit der nächtlichen Jägerin. Und diese Kraft trieb Marenia immer wieder voran.
    Professor Zamorra spürte den Keim des Bösen, der den Vampir immer wieder angreifen ließ. Er wußte, daß Marenia den magischen Schutzschirm des Amuletts nicht durchbrechen konnte. Es wirkte wie eine trennende Glasscheibe, die einen bissigen Bluthund zurückhält.
    »Apaga, Satanas!« rief Professor Zamorra mit hallender Stimme. »Welche Macht immer in diesem Körper ist - ich spreche jetzt zu ihr. Vernimm meine Worte mit deinem Willen oder gegen ihn!«
    Das Kreischen, das Marenia ausstieß, hatte nichts menschliches mehr. In ihren Augen loderte tödlicher Haß, und die weißen Zähne knirschten.
    »Ich befehle dir im Namen dessen, der dein Meister ist, diesen Körper zu verlassen. Im Namen von…« Professor Zamorra sprach laut die Namen, deren Klang nur den Eingeweihten bekannt sind, »befehle ich dir, zu schweigen und diesen Körper nicht weiter zu belästigen. Apage, Satanas. Fahr aus!«
    »Verschwinde, du Narr!« fauchte Marenia böse. Ihr Gesicht war verzerrt. Doch dann, für einen kurzen Augenblick, verwandelten sich ihre Züge. Sie waren klar und fürchterliche Angst war darin.
    »Hilf mir… Zamorra… hilf mir!« stöhnte die Stimme Marenias, wie sie Professor Zamorra von ihrem Telefongespräch kannte.
    »Pack dich, du verdammter Schwätzer!« jetzt war wieder der Dämon in ihr, der die Oberhand hatte. »Verschwinde, du Hund. Hau ab in den Hundestall!«
    »Du kannst diesen Kampf nicht gewinnen, Geschöpf der Hölle, der du diesen Körper besetzt hältst!« rief Professor Zamorra. »Das Licht ist immer stärker als die Finsternis. Fahr aus und gibt ihr Frieden!«
    »Du willst die Kleine wohl für dich haben!« kreischte der Dämon in Marenia. »Willst du sie etwa…!« Eine Flut Obszönitäten, wie sie nur ein Dämon erfinden kann, kamen hinterher. Doch dann wechselte wieder das Gesicht. Die wirkliche Marenia war wieder da.
    »Zamorra… gib mir Frieden… mach ein Ende!« keuchte sie. »Ich erkenne, daß alles meine Schuld war… die vielen Menschen, die durch mich unglücklich geworden sind… könnte ich sie doch alle wieder lebendig machen… ich bereue alles, was ich getan habe… vergib mir, mein Gott, vergib mir… sei mir gnädig…«
    Im gleichen Augenblick wandelte sich Marenias Gesicht wieder zur Dämonenfratze. Doch in dem Moment, als ihr wahres Ich zutage trat, hatte Marenia die Worte gesagt, die sich Professor Zamorra erhofft hatte.
    Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher