Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

Titel: 0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
Autoren: Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
Vom Netzwerk:
Kellnerjacke. In der Schreibtischschublade lag eine 38er Smith & Wesson, aus der geschossen worden war, ohne dass man den Lauf danach gereinigt hatte. Im Bad fand ich ein Rasiermesser mit haarscharf ziselierter Klinge. Ich steckte das Messer ein, um es im Labor untersuchen zu lassen.
    Phil stieß einen Freudenschrei aus.
    Er kniete am Boden vor dem Kleiderschrank und hatte den Deckel von einem ganz gewöhnlichen Pappkarton abgehoben.
    In diesem Karton lagen nebeneinander, säuberlich aufgehäuft, banderolierte Päckchen von Geldscheinen. Es waren wenigstens fünfzig- oder sechzigtausend Dollar.
    »Die Beute aus Hodges Bankraub«, sagte ich.
    »Hände hoch, ihr verdammten Schnüffler«, ertönte es plötzlich hinter uns, und wir mussten gehorchen. Denn Gentleman-Ben war nicht der Mann, den man überrumpeln konnte, solange er eine Waffe in der Hand hatte.
    »Geh hin, Honey, und nimm ihnen die Pistolen ab, die sie unter der linken Schulter tragen, aber laufe mir nicht in die Schusslinie.«
    Dolly, das Barmädchen aus dem Mon Bijou, schlug einen Bogen, kam auf mich zu, grinste mich an und fuhr mir unters Jackett. Meine 38er warf sie auf den Tisch und dann nahm sie auch Phil die Pistole ab.
    »So, jetzt können Sie die Hände wieder runternehmen und sich umdrehen«, lachte er. »Was soll ich jetzt mit Ihnen beiden tun?«
    »Gar nichts werden Sie tun«, entgegnete ich. »Unsere Kollegen wissen, wohin wir gegangen sind, und wenn wir nicht zur verabredeten Zeit zurückkommen, so wird man uns suchen.«
    »Wenn ich euch jetzt erledige und mit meinem Wagen wegbringe und irgendwo deponiere, so kann mit kein Mensch etwas nachweisen. Dolly und ihre Freundinnen sind gerne bereit, mir ein Alibi zu geben und zu beschwören.«
    »Sie dürfen die Sache mit den Alibis nicht übertreiben, Carloman«, sagte Phil. »Kein Mensch glaubt daran. Mrs. Maspet hat Sie sowohl bei dem Bankraub als auch bei der Ermordung von Eva Edson herausgelogen. Bei dem Mord an Rattlesnake haben Sie selbst die Geschichte eingefädelt. Ich brauche Ihnen ja nicht zu sagen, wie. Es war der so klassisch gestellte Selbstmord von Ethel King, der Ihnen das Genick gebrochen hat. Das Spiel ist aus, Ben Carloman. Sie können Ihre Lage nicht mehr verbessern.«
    »Überlassen Sie die Beurteilung meiner Lage ruhig mir, meine Herren G-men. Sie werden sowieso nicht mehr viel Gelegenheit dazu haben. Dolly, geh für zwei Minuten hinaus.«
    Das Mädchen war unsicher geworden. Es schüttelte sich.
    »Muss das unbedingt sein, Ben? Geht es denn gar nicht anders?«
    »Scher dich raus«, schrie er sie an und gab ihr einen Stoß.
    Sie taumelte durch die geöffnete Tür. Dann stieß sie einen gellenden Schreckensschrei aus und brach auf der Schwelle zusammen.
    Carloman fuhr herum. Im gleichen Augenblick, in dem ich zu einem verzweifelten Sprung ansetzte, ertönte ein peitschender Knall.
    Der Gangster fuhr sich mit der Hand an die Schulter und brach dann zusammen. Vor uns stand eine junge, elegante Dame mit der noch rauchenden, kleinen, belgischen Pistole in der Hand.
    »Verzeihen Sie, aber es ging nicht anders«, sagte sie. »Ich bin Sybille Maspet. Wahrscheinlich wissen Sie nicht, dass Mister Brugess mich vor drei Tagen in Paris aufgestöbert hat. Wir hatten ein langes Telefongespräch, und ich flog hierher. Da Mister Burgess mir Bescheid gesagt hatte, kaufte ich diese Pistole und ließ mir zeigen, wie man damit umgeht. Nachdem ich nochmals mit Mister Burgess gesprochen hatte, beschloss ich, mich weder an die Stadtpolizei noch an Sie zu wenden. Laut Testament gehört mir dieses Haus auf alle Fälle, und kein Mensch würde mich hindern können, einzuziehen. Ich wollte es darauf ankommen lassen.«
    »Danke schön, Miss Maspet«, sagte ich und streckte die Hand aus, während Phil sich zu dem Gangster niederbeugte.
    »Wenn er schnell genug ins Hospital kommt, so werden sie ihn noch für die Gerichtsverhandlung zusammenflicken können.«
    Zehn Minuten später war Lieutenant Cressborn mit seinen Leuten und dem Unfallwagen da.
    Sechs Wochen später fand die Schwurgerichtsverhandlung statt. Gentleman-Ben wurde zum Tode verurteilt.
    Dolly, die noch minderjährig war, wurde für drei Jahre in eine Jugendstrafanstalt gesteckt.
    Es bleibt nur noch zu erwähnen, dass Miss Sybille Maspet das gesamte Vermögen ihrer Tante erbte.
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher