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0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

Titel: 0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
Autoren: Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
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Kellner, sie sei bester Laune gewesen, und schließlich muss sie den Brief vor zehn Uhr dreißig gestern Abend erhalten haben.«
    »Und außerdem haben die beiden gestern zusamihengegessen und sich erst nach neun getrennt. Das ist doch ein Widerspruch.«
    »Möglicherweise hat er ihr den Brief erst danach aufs Zimmer geschickt.«
    »Dann muss sich der Umschlug noch finden.«
    Wir leerten den Papierkorb, fanden aber keine Spur von einem Umschlag.
    Wir ließen den Nachtportier heraustrommeln, aber auch der wusste nichts von einem Brief. Auch tagsüber hatte Mrs. King keine Post erhalten.
    Sollte Carloman diesen Brief persönlich abgegeben haben? Das war unwahrscheinlich.
    Ich steckte den Brief ein.
    Als wir das Appartement verließen, ging genau gegenüber die Tür auf.
    Eine wasserstoffblonde, etwas angejahrte Lady begrüßte uns mit Kopfnicken und ejnem neckischen Lächeln.
    »Sind die Herren von der Polizei?«, fragte sie, und die Sensationsgier sprang ihr aus den Augen.
    »Wir sind G-men.«
    »Ohhh!«; sagte sie.
    »Ist sie umgebracht worden? Es wäre wirklich nicht verwunderlich. Wissen Sie, so etwas Furchtbares von einer Frau, so etwas Mannstolles habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen.«
    »Ja, wirklich?«
    »Sie war noch viel schlimmer, als Sie sich vorstellen können. Wissen Sie, man ist ja zu wohlerzogen, als das man jedes Mal nachsieht, aber ich bin sicher, dass sie mindestens drei bis vier Männer am Tag empfing und dann am späten Abend noch den Kellner.«
    Jetzt wurde ich neugierig.
    »Was war mit dem Kellner?«
    »Was sie mit ihm hatte, weiß ich nicht, aber wenn man anhaltend nach dem Nachtkellner klingelt, und das noch abends um elf Uhr, nur weil man noch einen Cognac haben möchte, na ja…« »Wann war denn das, als der Kellner um elf Uhr noch zu Mrs. King ging?«
    »Gestern Abend. Um elf Uhr sah ich ihn hineingehen, und um zwölf war sie tot.«
    Die Anspielung war deutlich.
    »Woher wissen Sie denn so genau, dass es der Kellner war?«
    »Weil ich ihn gesehen habe.«
    »Aha«, lachte ich.
    »Es war ganz zufällig. Ich dachte, es sei das Zimmermädchen und wollte sie bitten, mir noch ein Handtuch zu geben, aber es war dieser James. Er stand vor der Tür und hatte irgendetwas in der Hand. Es sah aus wie ein Stück Papier. Dann steckte er es in die Tasche und ich machte die Tür schnell wieder zu.«
    »Haben Sie denn genau gesehen, dass es der Kellner war?«
    »Na, hören Sie mal! Den kann man doch nicht verkennen. Er trägt doch wie alle anderen ein weißes Jackett zur schwarzen Hose.«
    »Und was die Zeitangabe betrifft, sind Sie völlig sicher?«
    »Es war Punkt elf Uhr. Ich stelle meine Armbanduhr jeden Tag nach der Radiozeit, und ich erinnere mich genau, dass ich nachsah und mir Gedanken machte, was James noch so spät da drüben zu tun hatte.«
    »Hörten Sie ihn auch wieder herauskommen?«
    »Nein. Ich bin wohl eingeschlafen und erwachte erst nach zwölf von der Aufregung, die entstand, als die Frau gefunden wurde.«
    Es machte etwas Mühe, von der schwatzhaften Frau wegzukommen. Wir glaubten ihr auch nicht alles, aber eines war merkwürdig.
    Der Kellner hatte gesagt, er sei nur zwei Mal bei Mrs. King gewesen, während er, wie die Nachbarin behauptete, drei Mal in dem Appartement gewesen war. Das letzte Mal, um elf Uhr, hatte er ein Stück Papier in der Hand gehabt.
    Sollte das Carlomans Brief gewesen sein?
    Wir ließen James Brink noch einmal kommen, aber er blieb dabei. Er sei um zehn Uhr dreißig zum letzten Mal bei Mrs. King gewesen, und keinesfalls habe er ein Stück Papier oder etwas Derartiges in der Hand gehabt.
    Wir machten uns auf, um Carloman in dem Laden in der Park Avenue zu besuchen.
    Um zwölf Uhr dreißig kamen wir an und wurden in das mir bekannte Office geführt, in dem Carloman saß.
    »Was verschafft mir das unerwartete Vergnügen?«, grinste er.
    »Das müssten Sie eigentlich wissen. Innerhalb von drei Monaten sind drei Frauen, die mit Ihnen befreundet waren, auf außergewöhnliche Art ums Leben gekommen. Sind Sie da erstaunt, wenn wir uns mit Ihnen befassen?«
    »Ich bin überhaupt nicht mehr erstaunt. Ich habe es aufgegeben, mich zu wundern. Wenn Sie jedoch von dem bedauerlichen Tod der Mrs. King sprechen, so empfehle ich Ihnen, sich bei einer Person zu erkundigen, mit der ich von gestern Abend um zehn bis gegen Morgen zusammen war.«
    »Zweifellos handelt es sich wieder um eine Dame.«
    »Sie haben richtig geraten, Mister Cotton. Es handelt sich um eine Dame, und zwar
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