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0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

Titel: 0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
Autoren: Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
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bewusst, wie gefährlich das Spiel war.
    ***
    Zwei Tage danach, es war vormittags, rief mich Louis Thrillbroker vom Morning News an.
    »Hallo, Jerry, wissen Sie schon das Neueste?«, quakte er mit einer Stimme, die immer wie eine schlecht geölte Tür klang.
    »Bis jetzt noch nicht. Wenn Sie mich schon anrufen, so setzte ich voraus, dass Sie es mir verraten wollen.«
    »Halten Sie sich fest, Jerry, halten Sie sich fest. Ich habe soeben eine Reportage geschrieben, die leider erst in die Nachmittagsausgabe kommt. Ich will Ihnen die Schlagzeile nicht vorenthalten.« Er räusperte sich und deklamierte pathetisch: »›Rätselhafter Selbstmord einer bekannten Dame der Gesellschaft‹ - Was halten Sie davon, Jerry?«
    »Gar nichts, Louis. Wer ist die Dame? Gehört sie überhaupt zur Gesellschaft? Hat sie tatsächlich Selbstmord begangen, und was für ein Rätsel gibt es dabei?«
    »Alles das steht in meiner Reportage. Hören Sie und staunen Sie, Jerry.«
    »Steht das auch in der Reportage, Louis?«
    »Unterbrechen Sie mich nicht dauernd. Passen Sie auf! Jetzt kommt’s: Heute Nacht hat, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, die in der Gesellschaft New Yorks bekannte Mrs. Ethel King in ihrem Appartement im ›Savoy Plaza‹ Selbstmord begangen. Mrs. King ist die geschiedene dritte Frau des bekannten Maiskönigs. Sie erhielt bei der Trennung eine Abfindungssumme von einer Million Dollar. Mrs. King war nicht nur als eine der schönsten Frauen New Yorks, sondern auch als eine der lebenslustigsten bekannt. Noch vor drei Tagen wurde sie in Gesellschaft eines Kavaliers von etwas zwielichtigem Ruf im ›Copacabana‹ beim ›Ball auf der Bowery‹ gesehen. Dieser Kavalier war Mister Ben Carloman, ehemals unter den Namen Gentleman-Ben bekannt. Es scheint, dass Gentleman-Bens Freundinnen vom Pech verfolgt sind. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an Mrs. Florence Maspet, die Inhaberin des bekannten Antiquitätengeschäfts, die so unerwartet an einem Herzschlag verschied. Ich habe noch eine halbe Spalte fantasiert, aber das dürfte Sie nicht interessieren, Jerry. Was ich wissen möchte, ist, ob Gentleman-Ben mit diesem Selbstmord etwas zu tun hat. Vielleicht hat Ethel auch ihn in einem Anfall von verliebtem Großmut zum Erben eingesetzt? Wäre das nicht eine Bombe, Jerry?«
    »Möglicherweise haben Sie mit dieser Reportage in ein Wespennest gestochen. Sämtliche Boulevard-Blätter werden Ihre Anregung aufgreifen und sich darauf stürzen.«
    »Ethel King hat sich die Pulsadern durchgeschnitten«, sagte er. »Um zwölf Uhr nachts sickerte plötzlich Wasser aus ihrem Appartement auf den Gang hinaus. Die Tür war verschlossen, und niemand meldete sich, sodass man mit einem Generalschlüssel öffnete. Das ganze Appartement stand unter-Wasser. Ethel lag mit durchschnittenen Pulsadern in der Badewanne und war tot. Das Management des Savoy-Plaza alarmierte die Stadtpolizei, und Lieutenant Cressbom konnte nur einen einwandfreien Selbstmord feststellen.«
    »So, wie Sie mir die Sache schildern, wird es schwerlich etwas anderes gewesen sein«, meinte ich. »Aber ich weiß genau, Louis, was Sie beabsichtigen, und das haben Sie auch erreicht. Da unser Freund Gentleman-Ben eine Rolle zu spielen scheint, werde ich mich informieren. Ich verspreche Ihnen, Nachricht zu geben, falls dabei etwas herauskommt.«
    »Okay, Jerry. Vergessen Sie es nicht.«
    Er legte auf.
    »Was ist los?«, fragte Phil. »Was hat Louis da wieder ausgegraben und warum machst du so ein merkwürdiges Gesicht?«
    »Ethel King hat sich im Savoy-Plaza in der Badewanne die Pulsadern durchgeschnitten, und Ethel King war Carlomans derzeitige Freundin.«
    Phil pfiff leise vor sich hin.
    Wir nahmen Mantel und Hut und brausten zur Center Street. Lieutenant Cressbom von der Mordkommission vier war erstaunt über unseren Besuch.
    »Was wollen die hohen Herren vom FBI bei mir? Ich habe weder einen Kapitalfall in'Bearbeitung noch bin ich mir einer Schuld bewusst.«
    »Hoffentlich ist es so«, sagte ich. »Wir interessieren uns für den Selbstmord der Ethel King.«
    »Nichts zu machen, es war Selbstmord. Die Situation war eindeutig und die Tür von innen verschlossen. Wenn jemand die Frau ermordet und einen Selbstmord vorgetäuscht hätte, so würde er die Wasserleitung abgedreht haben.«
    »Haben Sie nach Gründen geforscht?«
    »Es gab nichts zu forschen. Sie hat nicht einmal einen Abschiedsbrief hinterlassen.«
    »Ist eine Obduktion angeordnet?«
    »Nein, wozu auch. Die Todesursache
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