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0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

Titel: 0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
Autoren: Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
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nicht viel Mühe mit meinem Anzug.
    Der alte blaue Zweireiher, früher die Uniform eines G-man, war zwar etwas verstaubt, aber das machte nichts.
    Einen alten Colt und eine Schreckschusspistole fand ich. Beides steckte ich ungeladen in den Hosenbund.
    Ein schwieriges Problem war die Frage, ob ich meine Smith & Wesson mitnehmen sollte.
    Da ich mich höchst ungern von ihr trennte, hängte ich mir die Schulterhalfter um und steckte die Waffe hinein.
    Pünktlich um neun Uhr dreißig fuhr ich bei Phil vor und wartete.
    Schon fünf Minuten waren vergangen, und ich wartete immer noch. Phil war im Allgemeinen ein Muster von Pünktlichkeit.
    Ich öffnete den Schlag meines Jaguars, stieg aus und wollte gerade auf die Klingel an der Haustür drücken, als sich eine dunkle Gestalt aus dem Schatten löste.
    »Hände hoch!«, knurrte eine heisere Stimme, und während mir der Strahl einer Taschenlampe ins Gesicht stach, stieß der Lauf einer Pistole mir genau vor den Magen.
    Glücklicherweise war der Schrecken von kurzer Dauer. Der Schein der Lampe glitt von meinem Gesicht ab und über das Gesicht des Gangsters, der mich überrumpelt hatte. Sein Gesicht war mit einer schwarzen Strumpfmaske bedeckt, aber in den Sehschlitzen blickten die vergnügten Augen meines Freundes. »Musst du mich so erschrecken?«, schimpfte ich.
    »Jedenfalls ist der Beweis geliefert, dass ich wie ein echter Gangster aussehe.«
    Wir kletterten in den Wagen und fuhren zu 60. Straße East Nummer 10, wo zu beiden Seiten des Eingangs ein Spalier von Neugierigen stand.
    Wir parkten den Wagen und gingen hinein.
    Die Mäntel gaben wir an der Garderobe an, die Kopfbedeckungen behielten wir auf, Phil seine Schirmmütze und ich einen alten, breitrandigen Stetson. Drinnen war bereits allerhand los.
    Die Typen waren so echt, dass bestimmt niemand bemerkt hätte, wenn ein paar richtige Gangster sich eingeschmuggelt und im gegebenen Moment abkassiert hätten.
    Es war unglaublich, was für Mengen von echten Schmuck die Gangstermollis spazieren trugen.
    Die meisten trugen kleine Masken, wilde Frisuren und grellfarbige Blusen.
    Zwei Kapellen machten heiße Musik, und die Champagnerkorken knallten.
    Wir gingen an die Bar und besahen den Wirbel. Ehe ich mich versah, war Phil von einer schlanken Apachin entführt, und mir erging es kurz darauf genauso.
    Eine Lady mit blonder Perücke, brandrotem Pulli und engen, schwarzen Röhrenhosen stupste mich an und erklärte mir, sie habe Durst. Ich bestellte ihr einen Drink, und dann tanzten wir. Dabei amüsierte ich mich köstlich.
    Das Mädchen stammte zweifellos aus einer vornehmen Eamilie und bemühte sich vergeblich, East-End-Slang zu sprechen und sich so zu benehmen, wie es ein Mädchen auf der Delancey Street tun würde.
    »Kleine, du übertreibst«, grinste ich.
    »Was stellst du denn eigentlich vor?«
    »Na, hör mal, das müsstest du doch schon gemerkt haben. Ich bin ein G-man.«
    Sie wollte sich totlachen und meinte:
    »Einen G-man stelle ich mir anders vor. Das sind Kerle mit steinernen Gesichtern und Blicken, vor denen man glattweg in den Boden versinkt.«
    »Na, du musst es ja wissen, Liebling«, feixte ich. Nach einiger Zeit verlor ich das Girl im Gewühl.
    Ich wandte mich zur Bar durch und fragte, ob man eine Flasche Bier bekommen könne. Man konnte.
    Ich stillte meinen Durst und betrachtete die Umwelt.
    Da sah ich plötzlich Gentleman-Ben.
    Er trug einen feuerroten Domino, dessen Kapuze er zurückgeklappt hatte. Die Frau trug keine Maske. Es war eine bildschöne Frau. Sie hatte einen Schwips und trug kostbaren Schmuck.
    Es waren nur Rubine. Es war ein ganzes Vermögen an Steinen, das diese Frau leichtsinnigerweise mit sich herumschleppte.
    Als sie die Beine, die in Netzstrümpfen steckten, übereinander schlug, sah ich, dass sie sogar um den Knöchel des linken Fußes einen mit großen Rubinen besetzten Reif trug.
    Neben mir saß ein Gangster.
    »Sieh da, hast du Ethel schon gesehen?«,, fragte er den neben ihm sitzenden Cop.
    »Nee, wo ist denn das süße Stück?«
    »Da drüben in der Nische, bei dem Kavalier im roten Domino. Kennst du den?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sagen Sie mal, wer ist denn diese Ethel?«, fragte ich. »Wenn ihre Sternchen echt sind, muss sie ja allerhand Flöhe haben.«
    »Und ob«, grinste der Gefragte. »Haben Sie noch nie was von Ethel King gehört? Vor fünf Jahren war sie noch ein kleines Ballettmädchen in der Radio City Music Hall. Dann heiratete sie James King, den ›Maiskönig‹, und ließ
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