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0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

Titel: 0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
Autoren: Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
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erinnerte mich an die peinliche Pflicht, Mrs. Edson vom Tod ihrer Tochter zu benachrichtigen. Gewiss, ich hätte das auch den Cops überlassen können, aber ich hatte das Gefühl, es selbst tun zu müssen.
    Möglicherweise hatte Eva geglaubt, dieser Brief sei gewissermaßen eine Lebensversicherung. Sie hatte Carloman wahrscheinlich davon erzählen wollen, war aber nicht mehr dazu gekommen.
    Alle diese Erwägungen nutzten jetzt nichts mehr.
    ***
    Mrs. Edson öffnete mir die Tür.
    »Haben Sie Eva gesehen?«, fragte sie atemlos. »Sie wollte nur eine Freundin in der Nachbarschaft besuchen und ist nicht zurückgekommen.«
    Ich trat ein, und sie muss wohl meinem Gesicht angemerkt haben, dass etwas passiert sei.
    »Wo ist Eva?«, fragte sie nochmals und fasste mich am Arm. »Was haben Sie mit meinem Kind gemacht?«
    »Ihre Tochter hat sich mit dem angeblichen Greg Rickers getroffen, und dieser Rickers ist der Räuber und Mörder Ben Carloman«, sagte ich.
    »Wo hat sie sich getroffen und warum kommt sie nicht zurück?«
    »Setzen Sie sich zuerst einmal, Mrs. Edson.« Ich drückte sie auf einen Stuhl und sagte: »Eva kann nicht zurückkommen…«
    »Warum kann sie nicht?« Mrs. Edson war blass geworden, packte mich an den Schultern und sagte leise:
    »Eva ist tot… Ich weiß es. Sie brauchen sich keine Mühe zu geben, mir das beizubringen. Der Lump hat sie ermordet.«
    In meinen Augen las sie die Bestätigung, und da brach sie zusammen. Sie war nicht ohnmächtig, aber es dauerte zehn Minuten, bis sie aufhörte zu weinen. Dann saß sie mit versteinertem Gesicht vor mir.
    »Erzählen Sie.«
    Ich erzählte. Ich war froh, mir alles von der Seele reden zu können. Als ich geendet hatte, nickte Mrs. Edson und sagte:
    »Ich habe schon so etwas befürchtet, als Sie heute Mittag hier waren. Ich will Ihnen auch noch etwas beichten, was ich aus falscher Scham ebenso verschwiegen habe wie Eva. Eva arbeitete seit über zwei Jahren in der Bank und war seit einem Jahr Mister Hodges Privatsekretärin. Zuerst verehrte sie ihn, wie ein junges Ding ihren Chef verehrt. Dann hatte ich das Gefühl, das Verhältnis gehe über die Beziehungen zwischen Chef und Sekretärin hinaus. Sie schwärmte von ihm, und eines Tages berichtete sie mir, dass sie seine Freundin geworden sei. Es war keine große Liebe. Ich glaube, dass Eva in der Hauptsache stolz darauf war, dass der vornehme Bankier, der über ein großes Vermögen verfügte, sich in sie verliebt hatte. Ich war nicht gerade entzückt, aber zu einer Warnung war es zu spät, und Vorwürfe hätten nichts mehr genützt. Ich versuchte lediglich, ihr klarzumachen, dass es nicht immer so bleiben könne. Eines Tages lernte sie dann diesen Rickers kennen Und verliebte sich Hals über Kopf in ihn. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hätte ja nun eigentlich ehrlich sein und Mister Hodges die Wahrheit sagen müssen, aber davor scheute sie zurück. Sie behauptete, sie könne es nicht übers Herz bringen, ihm wehzutun. Aber ich glaube, dass auch die Furcht, ihre Stelle zu verlieren, dabei mitspielte. Die Situation wurde immer unerträglicher. Als dann Mister Hodge ermordet und die Bank beraubt wurde, war Eva so außer sich, dass ich den Arzt rief. Den Rest wissen Sie.«
    Jetzt wurde mir vieles klar.
    Eva musste über alle geschäftlichen und privaten Gepflogenheiten des Mister Hodge genau im Bilde gewesen sein, und Rickers-Carloman hatte sich nach seinem bewährten Rezept an sie herangemacht.
    Auf diese Weise musste er alles erfahren haben, was er brauchte. Jetzt begriff ich Evas Verstörtheit.
    Sie hatte wohl geahnt, welch teuflisches Spiel der angebliche Rickers mit ihr getrieben hatte; und diese Ahnung war nach der Unterredung mit Phil und mir zur Gewissheit geworden.
    Sie hätte nun die Wahrheit sagen müssen, aber sie hatte den Kerl geliebt und klammerte sich wahrscheinlich an die Hoffnung, es könne alles ein furchtbarer Irrtum sein.
    Darum hatte sie mit ihm telefoniert, um sich mit ihm auszusprechen.
    Wo hatte sie angerufen?
    In ihrem Brief stand davon nichts, und auch ihre Mutter hatte ja keine Ahnung, wo Rickers wohnte.
    Sie wusste nur, dass es nicht weit von ihrer eigenen Wohnung sein könne.
    Wenn Eva sich mit ihm verabredet hatte, war sie immer sofort und eilig weggegangen, um pünktlich an nahen Treffpunkt anzukommen.
    Ich bat Mrs. Edson, mir Evas Zimmer zu zeigen. Ich hoffte, dort irgendetwas zu finden.
    Sie tat es ungern, und ich nahm bei meiner Durchsuchung auf ihre Gefühle
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