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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker
Autoren: Rolf Michael
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unbändige Kraft, die ihm Lykon, der Wolfsgeist, geschenkt hatte. Kein sterbliches Wesen auf dieser Welt konnte sich ihm entgegen stellen. Vor seiner Kraft war auch der stärkste Mann ein Nichts…
    Sanchez führte das Rudel zu einer Stelle, wo verschiedene mannshohe Felsbrocken die Straße säumten. Die geeignete Stelle für einen Hinterhalt. Flucht war hier so gut wie unmöglich. Die Mulis kamen nicht über die Felsen, eine leichte Beute für die Wölfe. Und der Mensch hatte keine Chance, ihm zu entgehen.
    Der Werwolf war sich seiner Beute sicher…
    ***
    Dagmar Holler stutzte einen Moment, als sie das Jaulen der Wölfe vernahm. Eine eisige Hand griff nach ihrem Herzen, und die Knie wurden weich wie Butter. Sie dachte an die Worte des Grenzbeamten und an die Dinge, die sie zusammen mit Professor Zamorra erlebt hatte. Werwölfe waren für sie keine Hirngespinste oder Erfindungen von Schriftstellern, die ihren lieben Mitmenschen das Gruseln beibringen wollten. Schon in der Zeit, als sie noch den Horror-Club in Frankfurt leitete, hatte sie sich mit den Phänomenen der Wolfsmenschen ernsthaft auseinandergesetzt und die Theorien studiert, wie ein Werwolf entsteht. Von Professor Zamorra hatte sie mehr erfahren, als sie für zwei Wochen eine Kreuzfahrt durch die Südsee gemacht hatten, die ein abruptes Ende nahm, als Dämonenkräfte die Piratenbande des Schwarzen Garfield zu unheiligem Leben erweckten und Professor Zamorra und seine Freunde an den Rand des Grabes brachten. [1]
    Dabei hatte ihr der Parapsychologe auch erzählt, daß der Werwolf nicht unverwundbar ist und schmerzunempfindlich wie ein Vampir.
    Der Vampir ist ein totes Wesen – der Werwolf aber lebt. Wer ihm beherzt entgegentritt und sich heftig wehrt, dem räumte Professor Zamorra eine Chance ein.
    Dagmar Holler kämpfte in sich den Wunsch, zum Auto zurückzulaufen und sich dort einzuschließen, innerlich nieder. Hungrige Wölfe fanden eine Möglichkeit, den Wagen zu öffnen und gegen einen Werwolf war der Polo kein geeigneter Schutz. Egal, welche Gefahr sich hinter dem Klageheulen der Nacht verbarg – sie mußte ihren Weg fortsetzen. In einer halben Stunde konnte sie Estradas erreicht haben.
    »Na warte, Ede Wolf!« stieß Dagmar Holler hervor und faßte ihr Kabelstück fester. »Wenn du an mich willst, haue ich dir so eine hinter die Löffel, daß du glaubst, dein Name ist Henry…!«
    ***
    Escamillo zerrte die Mulis mit aller Kraft vorwärts. Die Furcht der Tiere sprang auf ihn über. Aber jetzt war es zu spät, die Tiere noch abzuladen und zu fliehen. Er mußte durchkommen.
    In seiner Verzweiflung machte der Schmuggler von seinem Knotenstock Gebrauch. Die Mulis schrien auf und keilten aus, wenn sie getroffen wurden, doch sie fügten sich seinem Willen.
    Escamillo Faria versuchte, beruhigend auf die Tiere einzureden.
    Aber das namenlose Grauen schwang bereits in seiner Stimme mit.
    Der Schmuggler war so damit beschäftigt, die Mulis anzutreiben, daß er nicht die seltsamen, grauen Zacken auf dem ihm wohlbekannten Felsen bemerkte. Als er zufällig darauf aufmerksam wurde, war es bereits zu spät.
    Die Wölfe hatten den Kreis geschlossen, Escamillo Faria und seine Mulis waren eingeschlossen. Die Tiere drängten sich dicht zusammen und ihre Körper zitterten. Sie stießen Laute der Todesangst aus.
    Die Wölfe hatten keine Eile. Sie waren sich der Beute sicher und betrachteten Escamillo von ihren Felsen herab. Der Schmuggler glaubte fast, ihren heißen, stinkenden Atem in seinem Gesicht zu verspüren. Langsam erhoben sich die hageren Leiber der Wölfe. Geschmeidig sprangen sie von ihren erhöhten Punkten herab.
    Und dann erschien, vom Vollmond umflossen, der Herr des Rudels.
    Escamillo stieß einen Schreckensruf aus, als er den Werwolf sah.
    Der Schreckensruf wurde zum Todesschrei, als ihn die Bestie der Nacht ansprang…
    ***
    Dagmar Holler hörte die grauenvolle Todessinfonie der Nacht.
    Das trompetenhafte Wiehern der Maultiere, als die Wölfe sich auf sie stürzten. Den letzten Schrei des Escamillo Faria und das bellende Triumphgeheul der hungrigen Wolfsmeute.
    Ihr schneller Schritt wurde zum Trab und schließlich zum schnellen Lauf. Die unebene Straße wirbelte unter Dagmars Turnschuhen dahin. Instinktiv glich sie Unebenheiten aus und riß sich empor, wenn sie strauchelte. Nur weg von hier in die Sicherheit einer Ortschaft, wo Menschen wohnten.
    Dagmars Atem ging keuchend. Sie war schnelles und ausdauerndes Laufen nicht gewöhnt. Im Unterbewußtsein
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