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0323 - Gefangen am Todesfelsen

0323 - Gefangen am Todesfelsen

Titel: 0323 - Gefangen am Todesfelsen
Autoren: Jason Dark
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es nicht und ließ meinen Blick über die Bühne hinweg in den Zuschauerraum schweifen.
    Es ist für einen Schauspieler oder Akteur schwer, von der Bühne aus zu erkennen, wer im Zuschauerraum sitzt. Auch ich machte keine Ausnahme. Nur war es auf der Bühne ziemlich dunkel und der Zuschauerraum ein wenig heller, so daß es mir gelang, einige Leute zu erkennen. Ich sah zum Beispiel die blassen Gesichter der Gäste. Sie wirkten wie Flecken.
    Durch die Nase holte ich Luft.
    Seit meinem Eintritt hatte sich nichts getan. Die Akteure, falls sie überhaupt vorhanden waren, hielten sich zurück, aus welchen Gründen auch immer.
    Wurden die Zuschauer nicht unruhig? Sie wollten etwas sehen, man mußte ihnen was bieten, aber zuvor geschah nichts.
    Die Ruhe vor dem Sturm blieb.
    Dann geschah doch etwas.
    Der Sarg, gegen den ich gestoßen war, bewegte sich. Von außen her wurde er nicht angefaßt. Die Bewegung mußte ihre Ursache im Innern der schwarzen Totenkiste haben.
    Es blieb nicht bei dem vorsichtigen Rutschen, denn von unten her stemmte sich jemand gegen den Deckel.
    Er klappte hoch!
    Dieser Vorgang war mit Geräuschen verbunden. Ich vernahm das Schaben und Kratzen, wobei ich hastig einen Schritt zur Seite ging, denn ein Scheinwerfer warf sein gebündeltes Spotlight auf die schwarze Totenkiste.
    Und der Deckel kam hoch.
    Stück für Stück. Ein Spalt war entstanden, der sich von Sekunde zu Sekunde vergrößerte, so daß jemand, der im Sarg lag, auch hinaussteigen konnte.
    Und er kam!
    Ich rechnete mit einem Vampir oder einem Doppelkopf-Monstrum.
    Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Die Hand befand sich nahe der Beretta. Wenn es keine andere Möglichkeit gab, würde ich schießen und auch den Zuschauern das Schauspiel bieten.
    Zuerst sah ich die Hand.
    Sie wirkte gespenstisch auf mich, war gekrümmt, und die dünnen Finger hingen wie Spinnenbeine über dem Sargrand. Mit der Schulter stemmte sich der andere gegen den Deckel, während allmählich eine dumpfe, unheimlich klingende Musik einsetzte.
    Es war wie im Kino.
    Der Vampir kam aus dem Sarg, die Musik spielte dazu, und es fehlte nur noch die unschuldige Frau, die vom Monstrum geholt wurde.
    Das Monstrum war weiß. Kein altes graues Gesicht schob sich aus dem Sarg, sondern ein hellweiß geschminktes mit zwei langen, blutigen Zähnen, die aus dem Oberkiefer ragten.
    Ich sah den Vampir aus der Nähe. Er machte auf mich eine etwas lächerliche Figur, doch vom Zuschauerraum aus gesehen, konnte er sicherlich unheimlich wirken.
    Der Vampir drehte sich aus dem Sarg. Dabei breitete er die Arme aus, die im selben Augenblick zu Flügeln wurden, weil sich zwischen Armen und Körper Häute befanden.
    War er echt?
    Ich wollte es nicht glauben, weil ich mich auf der Bühne eines Vampir-Theaters befand. Nein, das mußte ein Schauspieler sein. Für mich gab es keine Alternative.
    Hinter ihm klappte der Sargdeckel wieder zu. Das Geräusch des Aufschlags war das einzige, das die Stille auf der Bühne unterbrach.
    Erst dann folgten die Schritte.
    Sie schleiften über die Bohlen. Gleichzeitig bewegte der Vampir seine Arme auf und nieder, und er wirkte so, als würde er jeden Moment vom Bühnenboden abheben und davonfliegen.
    Das hätte mir noch gefehlt.
    Tatsächlich. Auf einmal schwebte er über dem Boden, und die Besucher im Zuschauerraum spendeten einen nahezu frenetischen Beifall. Wie Superman in seinen Filmen, so befand sich auch der Vampir in der Luft, verfolgt vom Strahl des Spotlights, damit auch jeder den Flug verfolgen konnte.
    Er blieb nicht im Bereich der Bühne, sondern verließ sie. Über den Rand hinweg glitt er und segelte in den Zuschauerraum hinein.
    Auch dort wurde er von zahlreichen Blicken verfolgt, was mir die Gelegenheit gab, mich auf der Bühne ein wenig umzuschauen.
    Mich interessierten die Särge!
    Vier waren es insgesamt. Einer davon hatte den Vampir beherbergt.
    Wer lag in den anderen drei Totenkisten?
    Ich näherte mich der am nächsten stehenden auf Zehenspitzen.
    Dennoch knarrten unter meinem Gewicht die Bühnenbohlen, zudem hielt ich mich im Schatten des rückwärtigen Vorhangs.
    Auch die zweite Totenkiste war pechschwarz angestrichen und nachher lackiert worden. Ich packte den Deckel und riß ihn in die Höhe.
    Der Sarg war leer!
    Noch zwei.
    Um den nächsten zu erreichen, mußte ich quer über die Bühne und fast bis zum Rand. Dort riß ich einen weiteren Sargdeckel in die Höhe und zuckte unwillkürlich zurück, weil ich genau in das blutbeschmierte
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