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0323 - Gefangen am Todesfelsen

0323 - Gefangen am Todesfelsen

Titel: 0323 - Gefangen am Todesfelsen
Autoren: Jason Dark
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ließ man ihn in Ruhe, so konnte auch er die Fahrt genießen. Die Augen hielt er halb geschlossen und konzentrierte sich allein auf die ihn umgebenden Geräusche. Die Kulisse blieb. Da war das Segel, das Rauschen des Wassers, das Knattern der Leinwand hoch über ihm, die Stimmen der Reisenden an Deck, die auch zu einem Gemurmel wurden, all dies kam bei ihm zusammen und lullte ihn ein.
    Steenbergen gähnte. Irgendwie sehnte er sich nach einem Bett. Der Gedanke daran wurde so stark, daß ihm die Augen noch weiter zufielen und er einschlief.
    Die Dschunke schaukelte ihn in den Tiefschlaf hinein, so daß der Reiseleiter die Umwelt vergessen hatte. Er wußte auch nicht, wieviel Zeit vergangen war, plötzlich schreckte er hoch und stellte fest, daß ihn fröstelte. Ja, er fror sogar und schüttelte sich, als er es bemerkte.
    Es war dunkler geworden. Das Deck hatte sich geleert. Die Reisenden waren innerhalb des Restaurants verschwunden. Wahrscheinlich nahmen sie schon das Abendessen ein. Ein scharfer Geruch fuhr über das Deck. Er drang aus der Küche.
    Von der Besatzung sah der Reiseleiter ebenfalls nichts. Darüber wunderte er sich ein wenig. Normalerweise hätten die Burschen an Deck bleiben müssen, aber auf diesem Schiff schien es nicht nötig zu sein, was Steenbergen nicht verstehen konnte.
    Es brannten bereits die Decklaternen. Sie schaukelten an den Masten oder standen, gesichert durch kleine Gitter, an Bug und Heck.
    Steenbergen schaute nach Südosten.
    Da lag die Insel!
    Das mußte sie einfach sein. Der Reiseleiter erkannte den halbrunden Buckel, der aus dem Wasser ragte und wie der Rücken eines vorsintflutlichen Ungeheuers aussah.
    Die Entfernung war schwer zu schätzen. Jedenfalls würde es noch dauern, bis sie die Insel erreichten.
    Aber sie war in Sicht. Eine gute Sache. Steenbergen beschloß, sie nicht für sich zu behalten.
    Bevor er sich auf den Weg in das Deck-Restaurant machte, blickte er noch hoch auf das große Segel. Wie mit gierigen Händen fuhr der Wind hinein, blähte es fast bis zum Zerreißen auf und machte aus ihm einen halben Ballon.
    Mit Gesicht!
    Steenbergen glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Das Segel hatte sich verändert. Und zwar auf eine schreckliche Art und Weise. In seiner dem Bug entgegengebogenen Mitte war ein Gesicht erschienen.
    Eine monströse Fratze.
    Steenbergen begann zu lachen. Der Wind riß ihm die Laute von den Lippen. Seine Augen tränten. Er schaute noch einmal hin, nachdem er sich das Wasser aus den Augen gewischt hatte.
    Nicht ein Gesicht, sondern zwei.
    Zwei in einem.
    Ein Januskopf – das Fratzengesicht!
    Steenbergen stand da und rührte sich nicht. Im Magen verspürte er plötzlich ein drückendes Gefühl. Er ballte die Hände zu Fäusten, schluckte und räusperte sich nur mühsam die Kehle frei. Schweiß stand auf seiner Stirn, er schaute wieder hoch und mußte sich zwingen, das Gesicht näher zu betrachten.
    Die Angst wanderte sogar bis in seine Knie hinein, und sie begannen zu zittern. Sie befanden sich nahe der chinesischen Küste, und die rechte Hälfte des Gesichts zeigte auch einen chinesischen Ausdruck. Sehr deutlich war die Mongolenfalte zu erkennen, die hohe Stirn, das rötlich schimmernde Haar, als hätte man es mit Blut übersprüht. An der Wange endete es wie abgeschnitten, und die Vampirfratze begann.
    Schaurig, unheimlich. Eine alte Haut, die grau und lappig aussah.
    Hinzu kamen die Lippen, die anscheinend zu einem breiten Mund gehörten und geöffnet waren, so daß ein langer Vampirzahn den Platz fand, nach unten zu stoßen. Die Spitze erreichte sogar die Unterlippe.
    Steenbergen wußte nicht, was er von dieser Erscheinung halten sollte.
    Zu schockartig war alles über ihn gekommen. Der Mann, der eigentlich mit jeder Situation fertig wurde, war hier überfordert. Er konnte sich nicht mehr konzentrieren und wußte auch keine Erklärung für dieses seltsame Bild. An Magie und Geister glaubte er natürlich nicht. Auch nicht an die Redereien über Zombies und lebende Leichen, die vorhin aus Spaß gehalten wurden. Deshalb suchte er verzweifelt nach dem Grund für das Erscheinen dieses so unheimlichen Gesichts.
    Film!
    Schlagartig kam ihm der Gedanke. Da hatte sich bestimmt jemand einen Spaß erlaubt und das Segel als Filmleinwand zweckentfremdet. So einen Spaß traute er nur dem Kapitän zu. Dieser Xang war der richtige Typ für Dinge dieser Art.
    Ihn wollte er fragen.
    Die überraschten Blicke der gerade essenden Mitglieder aus seiner
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