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0322 - Das Fratzengesicht

0322 - Das Fratzengesicht

Titel: 0322 - Das Fratzengesicht
Autoren: Jason Dark
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sehr bald. Das Fratzengesicht heulte noch einmal auf, bevor es die Worte dem lauernden Piau-Tu entgegenschleuderte. »Weißt du, wen du da geholt hast, Piau-Tu?«
    »Nein, Herr!«
    »Es ist unser größter Feind. Der Mann mit dem Stab…«
    ***
    Piau-Tu verstand erst nicht. Er versuchte ein Lächeln, das mißlang, und ging zwei Schritte vor. Die Hände hatte er gegeneinander gelegt. In den Knien war er ein wenig eingeknickt, den Kopf hielt er erhoben und schaute in das Gesicht seines Herrn und Meisters. »Ich verstehe dich nicht. Was meintest du damit?«
    »Kennst du den verdammten Stab nicht?«
    »Nein…«
    Das Gesicht bekam einen wütenden Ausdruck. »Welch ein hirnrissiger Idiot bist du nur? Dieser Stab ist der Gegenstand, den ich schon lange suche. Er ist die Waffe überhaupt. Ein Erbstück meines Urfeindes Buddha. Eine Reliquie.«
    »Ich habe ihn nie gesehen, Meister.«
    »Das kann ich mir denken«, erwiderte das Fratzengesicht. »Du siehst nie etwas.«
    »Was soll ich tun?«
    »Nimm ihm den Stab weg!«
    »Und dann?«
    Plötzlich begann das Fratzengesicht zu lachen. Abermals dröhnte das Echo in den Ohren des Mannes. »Ich habe einen wunderbaren Plan, Piau-Tu. Du wirst den Stab an dich nehmen, ein bestimmtes Wort rufen, wobei du die Zeit für fünf Sekunden anhältst. In dieser Zeitspanne wirst du das erledigen, was deine Arbeit ist. Du wirst ihn töten. Und damit wäre die Magie des Stabs aufgehoben. Wir könnten ihn zerbrechen wie ein einfaches Stück Holz…«
    ***
    Ich hatte das Wesen mit einer Ausgeburt der Hölle verglichen. Und dieser Vergleich stimmte.
    Vor mir stand dieses grausame Geschöpf, das eigentlich hätte verfault sein müssen und es dennoch nicht war. Vielleicht nur eine Seite war meiner geweihten Silberkugel zum Opfer gefallen. An der rechten war nur das Knochengerüst vorhanden.
    Vor mir stand eine Gestalt, die halb Skelett, halb Mensch war.
    Eine Erklärung?
    Ich dachte darüber nach und gab sie mir selbst. Natürlich wußte ich Bescheid. Dieser Mensch-Vampir hier stand unter dem Einfluß eines Mächtigen, dem Fratzengesicht. Es hatte ihn gezeichnet, mit seinem unheilvollen Geist versehen und ihn ebenfalls zu einer janusartigen Gestalt gemacht.
    Halb Vampir – halb Mensch!
    Den Vampir hatte ich erledigt, der Mensch stand in seiner Hälfte noch vor mir.
    Und er lebte.
    Ich hatte erst jetzt meinen ersten Schock so richtig überwunden und kam zu der Überzeugung, daß dieses Monstrum noch längst nicht aufgegeben hatte. Es würde mich weiter angreifen und zu malträtieren versuchen.
    Rechts die Knochenseite. Aus dem Ärmel der Jacke lugte die skelettierte Klaue hervor. Die Teilung begann ganz in der Mitte seines Gesichts. Sie lief von oben nach unten. Die linke Seite besaß eine gelblichbleiche Farbe, wie bei vielen Chinesen üblich. Rechts schimmerten die Gebeine.
    Die Nase war geteilt, der Mund ebenfalls, ebenso verhielt es sich beim Kinn, und als er sprach, da öffneten sich beide Hälften des Munds, auch die lippenlose.
    »Ich muß dich töten«, sagte er. »Du bist in unser Reich eingedrungen, du, ein Fremder. Hier herrscht das Fratzengesicht. Jeder, der kommt, um es zu zerstören, ist dem Tod geweiht. Ich bin der Diener des mächtigen Dämons, und ich werde dafür Sorge tragen, daß das Fratzengesicht nicht zu Schaden kommt. Ich habe den Kampf gewonnen, obwohl du mich angeschossen hast. Aber noch bin ich nicht vergangen, du wirst es zu spüren bekommen, Fremder.«
    Ich konnte ihn nur anstarren. Es war unwahrscheinlich, daß dieses Wesen noch sprach. In meiner Kehle saß ein dicker Kloß. Vergeblich versuchte ich, ihn runterzuschlucken. Zum ersten Mal erlebte ich den Schrecken, den das Fratzengesicht durch seine Diener verbreitete. Diese Horror-Gestalt vor mir war sehr stark. Und wenn sie schon so mächtig war, wie mächtig und stark mußte erst derjenige sein, in dessen Diensten sie stand?
    Es war nicht der Zeitpunkt, darüber länger nachzudenken, denn der andere kam auf mich zu.
    Er besaß nur mehr ein Auge. Damit fixierte er mich. Das zweite Auge war während des Auflöseprozesses verschwunden. Vielleicht ausgetrocknet. Wie auch die Nase oder das Innere des Mundes.
    Die Gestalt ging nicht glatt oder sicher. Der skelettierte Fuß war aus dem Schuh gerutscht, und sie schleifte diesen Knochenfuß über den Boden. Das dabei entstehende Geräusch erzeugte bei mir eine Gänsehaut und ließ Kälte in meine Adern fließen.
    Ich schüttelte mich.
    Noch hielt ich die Beretta fest. Ich wollte
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