0320a - Terror zwischen Wolkenkratzern
»Ich bin nicht mit dem Jaguar unterwegs, sondern mit einem Taxi. Du kannst mich also vorläufig nicht erreichen.«
»Kann ich sonst etwas für dich tun, Jerry? Vielleicht ein paar Mann zur 37. Straße schicken?«
»Ich weiß nicht, ob das notwendig ist, Fred. Warte meinen Anruf ab. Ich werde mich erstmal in der Gegend Umsehen. Verständige bitte Mr. High. Sag ihm, daß man Glenda Blake gekidnappt habe und daß ich unterwegs sei. Bis dann.«
»Hals- und Beinbruch«, hörte ich noch, bevor ich den Hörer in den Haken hängte.
Dann eilte ich zum Taxi, kletterte hinein, und der Fahrer gab Gas.
»Die junge Lady wird verhungern, wenn Sie mit ihr ins Lannion-Steak-House wollen«, sagte der Driver fröhlich. »Ich könnte Ihnen etwas anderes empfehlen.«
Ich lachte.
»Die Lady bringen Sie bitte nach Haus, nachdem Sie mich in der 37. Straße abgesetzt haben«, bat ich. »Und wenn Sie jetzt so schnell fahren, wie es die Polizei erlaubt, dann lege ich einen Dollar auf die Taxe drauf.«
Der Driver schüttelte den Kopf, legte an Tempo zu und murmelte etwas in seinen Bart. Es klang wie:
»Die jungen Leute von heute sind doch tatsächlich alle ein bißchen übergeschnappt. Und dabei sah er so vernünftig aus.«
Ich lächelte und erklärte Pat Shilling leise, auf welche Spur ich gekommen war. Ich wußte jetzt, daß Pat mit den Gangstern nicht unter einer Decke stecken konnte. Sie hätte mich sonst nicht wegen Glenda aufgesucht.
»Zu keinein Menschen ein Wort über Glenda«, schärfte ich Pat noch einmal ein. »Und dann noch etwas.«
Pat Shilling war mir einen fragenden Blick zu. Sie lehnte in ihrer Ecke wie ein verlorenes kleines Mädchen.
»Legen Sie auf jeden Fall die Sicherheitskette vor, sobald Sie zu Hause sind! Sie haben doch eine Sicherheitskett an der Tür?«
Sie nickte.
»Ich… ich möchte am liebsten gar nicht nach Hause«, flüsterte Pat Shilling. Ich merkte, daß sie Angst hatte, gräßliche Angst.
»Ich glaube nicht, daß Ihnen etwas passieren wird«, beruhigte ich sie. »Die Gangster hatten es nur auf Glenda abgesehen. Aber wenn irgend etwas sein sollte, rufen Sie mich sofort an. Oder das FBI. Zu Haus sind Sie in jedem Fall besser aufgehoben als im 550-Club.«
»Wir sind da, junger Mann«, sagte der Driver, bremste und fuhr an den Bordstein heran. »Drüben das Haus, das war mal das Lannion-Steak-House. Wenn Sie immer noch…«
»Danke«, unterbrach ich ihn. Ich drückte ihm fünf Dollar in die Hand. »Der Rest ist für Sie.«
Bevor er sich bedanken konnte, war ich schon aus dem Wagen geschlüpft. Das Taxi fuhr davon.
Es war ein vierstöckiges Gebäude und sehr alt. Bretter waren über die Fenster genagelt und auch über die Eingangstür.
Ich sah mich um. Niemand war zu sehen.
Ich ging die Treppe hinauf und prüfte die Bretter vor der Haustür. Es schien, als seien sie nur angelehnt. Ich brauchte sie nur zur Seite zu stellen und stand gleich darauf vor der Tür. Sie war nicht verschlossen.
Dann stieß ich die Tür auf und betrat das Haus.
Ein schwacher Lichtschein von der Straße her drang durch die Tür und durch die Zwischenräume der Bretter vor den Fenstern. Ich schloß die Tür und sperrte damit das meiste Licht aus. Ich blieb einen Augenblick stehen, um meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Bald konnte ich Gegenstände unterscheiden. Kisten, Bretter, ein Stapel alter Rohre und Heizungskorper lagen neben Haufen von Schutt. Es war ein heilloses Durcheinander.
Vorsichtig schlängelte ich mich hindurch. Die Türen der Zimmer waren ausgehängt. Ein Teil von ihnen hatte man in einer Ecke gestapelt.
Ich betrat einen Raum.
Sämtliche Rohre waren aus der Wand gerissen. Links, gleich neben dem Eingang, hing ein zerbrochenes Waschbecken aus Porzellan an der Wand.
Das Haus war offensichtlich für den Abbruch vorbereitet. Alles, was irgendeinen Wert hatte wie die Kupferrohre und die Heizkörper, hatte man abmontiert. Ich ging in alle Zimmer des Erdgeschosses, fand nichts und stieg dann die Steintreppe hinauf, deren Geländer ebenfalls abmontiert war. Die Stufen waren ausgetreten und mit großen Bocken von Putz und Schutt übersät.
Im zweiten Stock war ebenfalls niemand.
Auch nicht im dritten.
Im obersten Geschoß fand ich zwei leere Milchflaschen und zusammengeknülltes Wachspapier. Es klebten noch einige Brotkrumen daran. Sie waren weich. Auch der kleine Milchrest in den Flaschen war noch nicht verschimmelt und dürfte vor nicht zu langer Zeit zurückgelassen worden sein.
Eine
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