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0320 - Verloren im Höllensumpf

0320 - Verloren im Höllensumpf

Titel: 0320 - Verloren im Höllensumpf
Autoren: Rolf Michael
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Vater, dem alten Stephan Möbius, abschwatzte.
    Pater Aurelian, der nichts so sehr schätzte, wie einen vorzüglichen Tropfen Rotwein, verzog genießerisch die Lippen. Doch nach dem ersten Schluck wurde er ernst.
    »Es handelt sich um Tina Berner!« sagte Aurelian ohne Umschweife. »Ich denke, ich habe ihre Spur gefunden. Dieses Dokument fand ich verborgen in den geheimen Archiven des Vatikan. Sieh her. Das Pergament ist, wie selbst ein Laie erkennt, uralt. Sei vorsichtig, daß die Substanz nicht zerfällt. Es muß mit ganz besonderen Mitteln behandelt worden sein, daß es nicht schon für Millionen von Jahren in seiner Substanz zerbröselte. Hier unten… kannst du es lesen… diese Unterschrift?«
    »Mich laust der Affe!« krächzte Carsten Möbius. »Das ist sie. Das ist ihre Schrift. Tina Berner! Großer Gott, wir haben Tinchen wiedergefunden… !«
    ***
    Der Zeitstrom erfaßte Tina Berner endgültig.
    Die Schlacht um Troja, Professor Zamorra, ihre Freundin Sandra - das alles war weg - einfach weg.
    Sie war allein… allein im Universum, in das sie glaubte hineingerissen zu werden. Sie trug noch die Kleidung, die ihr Achilles gegeben hatte. Einen kurzen Leibrock, der in der Höhe der Oberschenkel endete und Sandalen. Dazu eine Art Brustpanzer aus hartem Stierleder, und ein kurzes Schwert, das sie in einem Riemen über die Schulter trug. Der breite Gürtel um die Lenden war mit Silberplatten beschlagen. Den Helm hatte Tina im Wirbel der Schlacht verloren. Ihr dunkles, leicht gelocktes Haar fiel bis zu den Schultern herab und umrahmte ein Gesicht von ernster Schönheit. In ihren Augen jedoch blitzte auch Verwegenheit und die Freude am Abenteuer.
    Tina Berner gehörte nicht zu den Mädchen, die jede gefährliche Situation meiden. Oft genug ging sie geradewegs auf die Brennpunkte zu und forderte das Schicksal heraus. Und meistens gelang es ihr, die gefahrvollen Situationen selbst zu meistern. Bei den Kämpfen, die sie an Professor Zamorras Seite bestanden hatte, lernte sie, daß jeder zum Sieg einen Teil nach seinen Kräften beisteuern kann. So wich sie zwar zurück, wenn ein Dämon seine Zauberkräfte ausspielte - aber wenn sie eine Chance sah, den Schwarzblütigen mit einer Waffe zu besiegen, dann kämpfte sie verbissen.
    Sie lebte nach dem Ehrenkodex der Jedi-Ritter aus den »Star-Wars-Filmen« und träumte immer wieder, an der Seite von Luke Skywalker und Han Solo mit schnellen Raumschiffen durch das Universum zu kreuzen oder mit einem Strahler und einem Laserschwert gegen die dunklen Gegner zu kämpfen. Dieser Jedi-Kodex brachte sie dazu, sich zu wehren und zu kämpfen, wenn sich andere Mädchen vor Angst zu Boden geworfen und aufgegeben hätten.
    Zwar wußte Tina, was Angst ist -aber sie wußte auch, daß »Mut« bedeutet, die Angst zu besiegen. Und sie hatte Mut - und den absoluten Willen, sich niemals und niemandem zu unterwerfen.
    »Ich will überleben… und ich will zurückkehren… was auch immer geschieht!« hörte sich Tina Berner, das Girl aus dem zwanzigsten Jahrhundert, selbst rufen.
    So raste ihr Unterbewußtsein seiner Bestimmung entgegen. Es wirbelte durch die Schlachten, die sich in der Rüstung des Kriegsgottes ineinandermengten. In rasendem Wechsel sah sie Bilder und Szenenfolgen von Kämpfen, Schlachten und Kriegen. Wie ein Film, in dem ein Idiot wahllos verschiedene belichtete Zelloloidstreifen aneinander geklebt hat, und sie ablaufen läßt.
    Tina Berner sah, wie sich brüllende Germanen auf die Legionen des Quintilius Varus im Teutoburger Wald warfen. Im nächsten Moment war sie im Wirbel der Schlacht von Leuthen und sah die Grenadiere des großen Preußenkönig Friedrich, den man den alten Fritz nennt, siegreich Vordringen. Dann wieder sah sie einen Teil der Schlacht von Cannae, als Hannibal die römischen Legionen vernichtete. Sie wurde Zeuge des Todes von General Custer am Little Bighorn, sah den Wahnsinn des ersten Weltkrieges auf dem Schlachtfeld von Verdun und wurde Zeuge, wie die Armeen Wallensteins die Schweden Gustav Adolfs bei Lützen zurückschlugen.
    Sie sah wie die Landsknechtsheere Georg von Frundsbergs die Soldaten des Franzosenkönigs bei Pavia vernichteten und wurde Zeuge, wie Teja, der letzte König der Ostgoten, in verzweifeltem Kampf am Fuße des Vesuv an der Spitze seiner Männer fiel.
    Und dann schien sie etwas anzuziehen. Mit einer Macht und Intensität, die einfach unvorstellbar war.
    Sie raste durch graugrüne Nebel dahin und erblickte in der Ferne eine Art
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