Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
verräterischer als sein Name.
    Vermutlich ein ehemaliger Fremdenlegionär, überlegte Wolkow. Ein Luxemburger, vielleicht auch Belgier, oder ein Franzose, der sich bei der Rekrutierung für einen Ausländer aus den Beneluxstaaten ausgegeben hat.
    »Nein, danke«, antwortete er in einem schauderhaft gebrochenen Englisch.
    »Die Männer, die sich noch unter Deck befinden, sind alle auf unserer Seite.«
    Ein lautes Motorengeräusch entband den Taucher von einer Antwort. Sekunden später ging die Suleika längsseits.
    Ahmed sprang mit drei Gefolgsleuten an Deck des U-Bootes.
    Wenn Wolkow einige vollbärtige Ajatollahs mit weißem Turban erwartete hatte, so sah er sich getäuscht. Keiner der Terroristen war über fünfundzwanzig. Sie trugen lässige Kleidung und Marken-Turnschuhe, mit denen sie sich nicht im Geringsten von den Studenten eines amerikanischen Campus unterschieden.
    Nur der harte Glanz in ihren dunklen Augen ließ ahnen, dass das Feuer religiöser Fundamentalisten in ihnen brannte. Jeder Einzelne war bereit, sein Leben für die Vergeltung, für den Heiligen Krieg zu opfern.
    Allahs Rache, Kommando 14. Juni, Islam Power - seit die Auswirkungen von Desert Strike in vollem Umfang bekannt waren, schossen die radikalen Gruppen wie Pilze aus dem Boden. Den Zwölftagekrieg gegen die United Arab Association hatte die NATO zwar durch ihre Luftüberlegenheit gewonnen, doch seitdem ging die Auseinandersetzung mit den Mitteln des Terrorismus weiter. Was ursprünglich als begrenzter Konflikt begonnen hatte, um die starre Haltung des arabischen OPEC-Nachfolgers ins Wanken zu bringen, war längst zu einem weltumspannenden Religionskrieg geworden, in dem die USA zum Hauptziel der Anschläge avancierten.
    Eine offizielle Kriegserklärung stand zwar bis heute aus, doch das hatte auch den Vietnam-Konflikt nicht daran gehindert, für die Vereinigten Staaten in einem Desaster zu enden. Die nicht abreißende Welle von Terroranschlägen bekam für die amerikanische Zivilbevölkerung allmählich traumatische Züge, denn zum ersten Mal seit dem Bürgerkrieg fanden die Kampfhandlungen wieder auf heimischen Boden statt.
    In den Augen der westlichen Welt waren Ahmed und seine Mitstreiter nur feige Terroristen, den Mitgliedern der UAA galten sie dagegen als tapfere Soldaten, die den Krieg auf das Gebiet des übermächtigen Gegner trugen.
    Nikolai Wolkow waren solche Feinheiten egal. Der U-Boot-Kommandant sah in den Arabern vor allem potente Geldgeber, die ihm den gerechten Lohn für dreißig aufopfernde Dienstjahre zahlten, den ihm die marode russische Marineleitung bis heute vorenthalten hatte.
    Dass die Amerikaner dafür leiden mussten, empfand er nur als gerecht. Es bestand für ihn nicht der geringste Zweifel, dass der Kriegstreiber Bush und seine Vasallen für den andauernden Zerfall des Sowjetimperium - und damit für seine persönliche Misere - verantwortlich waren.
    Während die übrigen Terroristen daran gingen, die nagelneuen Kalaschnikows einzusammeln, strebte Ahmed Yasit mit selbstbewussten Schritten der Brücke entgegen.
    Wolkow verfolgte die Leichenfledderei der Matrosen mit gelassener Miene.
    Die Sturmgewehre nutzten den Arabern nichts, solange sich die dazugehörigen Schlagbolzen in seiner Hosentasche befanden.
    Ahmed schwenkte grinsend zwei kleine Koffer in den Händen. »Das lief ja wie am Schnürchen!« Er sprach ebenfalls Englisch.
    Wolkow schüttelte den Kopf. Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass sie sich nur in der Sprache des verhassten Feindes verständigen konnten; wobei es Boisset vermutlich am wenigsten interessierte, für und gegen wen er gerade kämpfte.
    Die letzten Toten verschwanden in den Fluten.
    Auf der Yacht schleppte Hamid zwei schmale Stahlzylinder an Deck. Die beiden röhrenförmigen, hermetisch verschlossenen Behälter waren nur knapp achtzig Zentimetern hoch; trotzdem brauchte er seine ganze Kraft, um sie nacheinander über die Reling zu wuchten.
    Sein Cousin Yilmaz nahm die Zylinder mit äußerster Vorsicht entgegen, als ob eine starke Erschütterung in einer Katastrophe enden könnte.
    Auf dem chromglänzenden Metall prangte nur die schlichte Aufschrift CK-512. Eine schlichte, nichtssagende Kennzeichnung. Angesichts der Umstände, unter der die Fracht verladen wurde, wirkten die Buchstaben und Zahlen aber bedrohlicher als ein Totenkopfemblem.
    Boisset wusste nicht, was sich in den Zylindern befand. Solange sie ihm nicht um die Ohren flogen, interessierte es ihn auch nicht. Begehrlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher