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032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger
Autoren: Bernd Frenz
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getippt, doch auf dem Gesicht des Hydriten zeichnete sich keine Wiedersehensfreude ab. Im Gegenteil. In den halbkugelförmigen Augen funkelte es böse.
    Ohne Vorwarnung legte sich eine mit Schwimmhäuten überzogene Pranke um Matts Hals. Trotz seiner geringen Körpergröße war er stark wie ein Bär.
    »Endlich haben wir dich, Mörder!«, knackte Mer'ol, während er brutal zudrückte.
    »Jetzt wirst du deine gerechte Strafe für Quart'ols Tod erhalten.«
    ***
    Eisiger Schrecken durchzuckte den Piloten.
    »Nein«, stieß Matt gepresst hervor.
    »Damit hatte ich nichts zu tun, das musst du mir glauben. Es war Emroc, der Sklavenhändler, der mich…«
    »Das ist nicht von Belang«, unterbrach ihn das Fischwesen wütend. »Du hast Quart'ol vorgegaukelt, dass sich die Menschen in friedliebende Wesen verwandelt hätten. Du hast ihn mit falschen Versprechungen an Land gelockt, wo er schon nach wenigen Schritten niedergemacht wurde. Deshalb trägst du auch die volle Verantwortung für diesen feigen Mord, Maddrax, ob du nun selbst mit der Armbrust geschossen hast oder nur tatenlos daneben standest.«
    Bei jedem Wort seiner Hasstirade drückte Mer'ol stärker zu. Matt wurde die Luft knapp. Sein rasselnder Atem alarmierte die beiden anderen Hydriten.
    Einer von ihnen, ein stämmiger Bursche mit rot schimmerndem Flossenkamm, packte Mer'ol am Unterarm und zog ihn gewaltsam zurück.
    »Er ist ein Seelenträger, vergiss das nicht!«
    »Wie könnte ich?« fauchte Mer'ol unwillig. »Aber Maddrax soll ruhig etwas von dem Schrecken erfahren, den seine Rasse seit Generationen bei uns verbreitet!«
    Ihr Disput wurde von einem Ruf unterbrochen, der verzerrt durch die Gassen hallte: »Dämonen sind unter uns! Sie wollen unsere Frauen und Kinder rauben! Kommt!«
    Keinzahn und Pizzagesicht alarmierten die Wachen an der nahen Stadtmauer.
    »Wir verschwinden besser!« Mer'ols Vorschlag stieß auf allgemeine Zustimmung.
    Die Hydriten nahmen ihren Gefangenen in die Mitte und stießen ihn die Gasse hinab.
    Erst jetzt, wo die unmittelbare Gefahr gebannt war, fiel Matt auf, dass er die Sprache der Fischwesen verstehen konnte. Dabei übersetzte er ihre feuchten Knacklaute keineswegs ins Englische, sondern spürte instinktiv die Bedeutung des fremden Idioms… als könnte er auf Erinnerungen zurückgreifen, die nicht die seinen waren.
    So ist es, blitzte es in ihm auf. So wie ich ein Teil von dir wurde, bist du nun auch ein Teil von mir.
    Ehe Matt diesem verwirrenden Gedanken folgen konnte, zerrten ihn die Hydriten in eine abzweigende Gasse.
    Schon nach wenigen Schritten klaffte eine tiefe Grube im Kopfsteinpflaster. Neben der quadratischen Öffnung, durch die Regen und Schmelzwasser aus den Gassen abfließen konnten, lag das schwere Eisengitter, mit dem der Kanal normalerweise verschlossen war.
    Mer'ol schob seinen Meterstab zusammen und befestigte ihn am Gürtel. In einer geschmeidigen Bewegung schwang er sich in den primitiven Gully, der ihn wie ein Drachenmaul verschluckte. Seine Begleiter schoben Matt auf das Loch zu, bis er schlagartig den Boden unter den Füßen verlor und in die Tiefe sauste.
    Die Hydriten bremsten den Sturz, indem sie grob an seiner Pilotenmontur zerrten - dann wurde er auch schon von Mer'ol in Empfang genommen. Ein unverwechselbarer Geruch stieg in Matts Nasenflügel, noch bevor er bis zu den Knien in einem Pfuhl aus Regenwasser und Fäkalien versank. Wenn er noch Herr über seine Stimmbänder gewesen wäre, hätte er vermutlich laut geflucht, als ihm die stinkende Brühe in die Stiefel lief. So blieb ihm nichts anderes übrig, als schweigend die Umgebung zu erforschen.
    Er war in einer unterirdischen Betonröhre gelandet, in der er bequem aufrecht stehen konnte.
    Offensichtlich befanden sie sich in einem erhaltengebliebenen Teil des Washingtoner Kanalisationssystems, das von den Bürger der Stadt weiterhin zur Entsorgung genutzt wurde.
    Der einfallende Laternenschein verdunkelte sich, als der Hydrit mit dem roten Flossenkamm nach unten kletterte.
    Gleich darauf schwang sich auch der Letzte des Trupps an den Metallsprossen hinab.
    »Vergiss nicht dass Loch zu verschließen, Bol'gar«, mahnte Mer'ol.
    »Spiel dich nicht auf«, blubberte der Schlussmann gereizt.
    »Ich bin schon längst dabei.« Tatsächlich war zu hören, wie etwas übers Pflaster klapperte. Das schwere Gewicht vorsichtig über dem Kopf balancierend, setzte Bol'gar das Gitter an seinen alten Platz ein. Damit waren sie vor ihren Verfolgern so gut wie
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