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0315 - Der Mörder

0315 - Der Mörder

Titel: 0315 - Der Mörder
Autoren: Der Mörder
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mich anzusehen. Er nickte immer wieder wie eine Puppe, und immer noch nickend tat er einen unsicheren Schritt auf seinen Sohn zu, der jetzt: »Daddy, Daddy, Daddy«, brüllte.
    Dr. Litman erreichte seinen Sohn nicht. Er wankte, und bevor ich zuspringen und ihn auffangen konnte, brach er ohnmächtig zusammen.
    ***
    Phil machte sich auf die Socken, um Hilfe, Krankenwagen und G-men herbeizuholen. Es gab keine Beamten in der Nähe, die auf den Ausgang des Abenteuers warteten. Der nächste Wagen mit Kollegen befand sich fast vier Meilen entfernt und abseits der Straße, und sie durften nicht eingreifen, bis sie eine Nachricht von uns erhalten hatten.
    Während Phil zum Jaguar lief, holte ich Dr. Litman aus seiner Ohnmacht zurück. Ich brauchte ihn, denn er war ja Arzt, und da ich kein Arzt bin, benutzte ich das beste Mittel, das ich kenne, um einen Ohnmächtigen ins Bewusstsein zu holen. Ich ohrfeigte ihn.
    Er schlug dann nach zwei Minuten die Augen auf.
    »Oh, Verzeihung«, murmelte er. »Ich…«
    »Schon okay, Doc. War ein bisschen viel für Sie!«
    Plötzlich sprang er auf und stürzte sich geradezu auf seinen immer noch schreienden Sohn, und er erstickte dessen Weinen in seinen Armen.
    Na, ich habe kein großes Talent, rührende Familienszenen zu beschreiben. Ich ließ ihm ein paar Minuten, um sich an seinem Sohn zu freuen, aber dann schüttelte ich ihn an der Schulter.
    »Los, Doc, Ihr Sohn ist in Ordnung, aber Sie müssen sich um den Mann und die Frau kümmern. Ich fürchte, bei der Frau dürfte nicht mehr viel zu machen sein.«
    Er raffte sich auf.
    »Bitte, holen Sie mir meine Tasche aus dem Wagen.«
    Als ich ihm die Tasche brachte, kniete er schon neben Celia Seado und untersuchte sie.
    »Sie ist nicht tot«, sagte er, »aber sie muss schnell in ein Krankenhaus, sonst wird sie sterben. Ich kann hier nicht viel für sie tun.«
    Er nahm eine Spritze und machte ihr eine Injektion in den Arm.
    Der Mörder lag immer noch reglos, wie er niedergefallen war.
    Dr. Litman näherte sich dem Verbrecher zögernd, aber dann kniete er doch neben ihm nieder, tastete die Brust des Mannes ab, zog die Lider von den Augen, prüfte seinen Puls.
    »Sehr schwere Gehirnerschütterung«, stellte er fest, »aber ich glaube, die Blutung aus seiner alten Verletzung ist für den Augenblick gefährlicher. Ich werde versuchen, sie zu stillen.«
    Er entfernte den Verband und vielleicht war es der Schmerz, der den
    Mörder für eine Sekunde lang zur Besinnung brachte.
    Seine Augenlider öffneten sich. Der Blick der grauen Augen traf mich, aber ich konnte keinen Jiass, keine Wut darin lesen, sondern nur die eisige Kälte, die Gleichgültigkeit gegen alles und jeden, die den Charakter des Mannes geprägt hatten. Aber vielleicht irre ich mich auch, und dem Mörder wurde gar nicht bewusst, dass er mich ansah.
    Noch während Dr. Litman ihn behandelte, kam Phil zurück, und ihm folgte der Wagen mit den Kollegen. Fünf Minuten später traf ein Krankenwagen aus Belville ein, Sanitäter betteten Celia Seado und den Mörder auf Bahren, und sie handelten vorsichtig und sorgfältig wie bei jedem anderen Verunglückten. Mit der selbstverständlichsten Verantwortung des Arztes überwachte Dr. Litman den Transport der beiden Menschen, die sein und das Leben seines Sohnes bedroht hatten.
    Mir selbst ging’s nicht besonders gut. In meiner Hand tobte der Schmerz, und der Henker mochte wissen, in wie viele Stücke der einmal gebrochene Finger zum zweiten Mal gegangen war. Ich ließ die anderen die Arbeit machen, lehnte mich mit dem Rücken an die Hauswand und rauchte.
    Phil kam mit einer dicken Aktentasche, die er im Wagen Dr. Litmans gefunden hatte.
    »Das hier«, sagte er und schlug gegen die prall gefüllte Tasche, »ist genauso viel wert wie die Tatsache, dass wir Crude haben. Es bedeutet das Ende von William Harkorts Karriere.«
    »Na, schön«, antwortete ich gleichgültig. Mir war in diesen Minuten vieles gleichgültig. Mich erfüllte die große Gleichgültigkeit, die jeden Menschen nach einer äußeren Anstrengung seiner Nerven befällt.
    Ich ließ die Zigarette, die achte oder neunte in weniger als einer Stunde, fallen, und dabei berührte meine Hand eine andere.
    Ich blickte zur Seite, und dort stand Tommy Litman, der Sohn des Arztes.
    Sein Gesicht war schmutzig, das Haar zerzaust, und auf seiner kleinen Nase blühten ein paar Dutzend Sommersprossen, aber er weinte nicht mehr.
    »Sind Sie ein G-man?«, fragte er.
    Ich lächelte ihn an und nickte.
    Da
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