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0315 - Der Mörder

0315 - Der Mörder

Titel: 0315 - Der Mörder
Autoren: Der Mörder
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ich heute Morgen benutzt hatte.
    ***
    Die Tür knarrte in den Angeln, als sie nach außen aufgezogen wurde. Ich glaubte, das Atmen des Mannes… oder der Männer vor der Öffnung zu hören. Ich spürte einen Krampf in dem schon erhobenen Arm und biss die Zähne aufeinander.
    Eine Jungenstimme, kindlich, verschlafen und etwas weinerlich, sagte: »Daddy, ich bin so durstig.«
    »Du bekommst gleich etwas zu trinken!« Dr. Litman antwortete, und dann hörte ich noch einmal die Stimme des Mörders , diese Stimme, die immer kalt und eisig blieb, gleichgültig, welche Gefühle den Mann bewegten, dem sie gehörte.
    »Mach schon«, sagte er, und der Arzt gehorchte und trat über die Schwelle.
    Er blieb unmittelbar hinter der Türöffnung stehen. Ich sah die Umrisse seiner Gestalt gegen das Licht, das die noch brennenden Scheinwerfer des Autos in die Nacht schickten. Einzelheiten konnte ich nicht erkennen.
    Atemnot begann mich zu quälen, aber ich wagte nicht, Luft zu holen.
    Ein kleines, schnappendes Geräusch, und in Dr. Litmans Hand leuchtete die winzige Flamme eines Feuerzeugs auf.
    Ich hatte gehofft, dass er den Weg im Dunkeln machen würde, und ich hatte befürchtet, dass er eine Taschenlampe benutzen könnte. Das Feuerzeug war nicht so gut wie das eine, und nicht so schlecht wie das andere.
    Litman schützte die kleine Flamme mit der freien Hand, und er hielt den Blick darauf gerichtet. Sie gab auch nur einen kleinen Lichtkreis her, und wahrscheinlich hätte er mich nicht einmal sehen können, wenn er den Kopf gewandt hätte.
    Er setzte sich in Bewegung. Er ging vorsichtig, damit der Luftzug die Flamme nicht verlöschte. Er erreichte den Tisch und damit wandte er mir den Rücken zu, und ich sah nicht, aber ich hörte, dass er den Glaszylinder von der Petroleumlampe hochschraubte.
    Ich hielt den Kopf hart zur Seite gedreht und den Blick wie hypnotisiert auf die Tür gerichtet. Wenn der Mörder jetzt, genau in diesem Augenblick, nicht hereinkam, wenn er wartete, bis das Licht brannte, dann war die Partie verloren.
    Die dunkle, große Gestalt des Mörders füllte die Türöffnung, nicht scharf umrissen als der Schattenriss eines Mannes, sondern noch oben hin verschwommen und fast wie ein Doppelwesen, denn er trug den Jungen auf dem Arm, und der Kopf des Kindes lag, wie vor dem Haus in der Stypel Street, an dem seinen, verschmolz gewissermaßen mit seinem Kopf und schützte ihn so.
    Nichts sah ich vom Gesicht des Mörders , nichts, außer dem weißen Schimmer des Verbandes auf seiner rechten Wange, und in das Weiße hinein ließ ich meine Hand und den Lauf der 38er niedersausen mit aller Kraft, die Schultergelenke und Armmuskeln hergaben.
    Es ist schwer, Geschehnisse zu beschreiben, die sich in Sekundenbruchteilen abspielen, und noch schwerer, wenn sie sich gleichzeitig abspielen.
    Der Pistolenlauf schlug gegen den Kopf des Mörders wie ein Axthieb.
    Der Mörder brüllte auf, einem Tier gleich. Seine Hände öffneten sich. Der Junge fiel, und gleichzeitig, genau gleichzeitig, leuchtete das Licht der Petroleumlampe auf, ein merkwürdig mildes Licht, in dessen Schein ich noch einmal, rasch und verflimmernd wie ein vorbeizuckendes Filmbild, das Gesicht des Mannes sah. Ich schlug zu. Mit der rechten Faust. Trotz des Gipsfingers.
    Der Gips zersprang zu Splittern. Der Schmerz aus der Hand zuckte wie ein greller Blitz in mein Gehirn, aber der Mörder fiel. Er brach in die Knie, sein Oberkörper drehte sich, seine Füße blieben auf der Schwelle der Tür, aber sein Kopf schlug hart auf dem Kies vor dem Haus auf. Ich riss den aufschreienden Sohn des Arztes zur Seite, beförderte ihn in die Deckung der Hauswand.
    Ich stand frei in der Tür, vom Licht der Petroleumlampe beleuchtet und nur zwei Schritte von Celia Seado entfernt, die die Pistole schon in der Hand hielt. Zwei Schüsse peitschten. Die Frau schrie nicht, aber der harte Einschlag der Kugel warf sie zurück. Die Pistole fiel aus ihrer Hand, und ganz langsam und auf eine merkwürdig sanfte Art sank Celia Seado in sich zusammen.
    Phil war mit drei Schritten bei mir. Er hielt die 38er in der Hand. Der Mörder lag reglos zu unseren Füßen, aber Phil hielt den Blick auf die Frau gerichtet.
    Ich drehte mich um. Tommy lag auf der Erde und schrie, schrie, wie nur Kinder in ihrem blanken Entsetzen schreien können. Dr. Litman stand am Tisch mit einem Gesicht wie betäubt, den Blick starr auf seinen Sohn gerichtet.
    »Es ist vorbei, Doc«, sagte ich.
    Er nickte mechanisch und ohne
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