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0314 - Höllentage für uns G-men

0314 - Höllentage für uns G-men

Titel: 0314 - Höllentage für uns G-men
Autoren: Höllentage für uns G-men
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Spezialfahrzeugen in den Straßen auftauchen, Mülltonnen beim Entleeren klappern und Spritzwagen kühles Nass über die Asphaltdecken sprengen. Bald würde New York aufwachen, sich ein paar Mal zögernd recken, wie ein noch nicht ganz ausgeschlafener Riese, und dann würde der Gigant sein pulsierendes Leben spüren, würde Ströme von Autos durch seine Verkehrsadern pumpen, Ströme von Menschen an den Häuserreihen entlangfädeln wie bunte Papierschlangen, und Lärm und hektisches Leben würden das typische, dumpfe, nie endende Dröhnen der Großstadt zum Himmel branden lassen.
    Ich möchte nur wissen, was heute mit mir los ist, dachte Hutchenrider. Jahraus, jahrein läuft man sich in dieser Stadt die Sohlen ab, ohne sich Gedanken über all diese Selbstverständlichkeiten zu machen - und heute finde ich an jeder Straßenecke etwas, das mich aufs Neue in diese Stadt verliebt macht. Es ist ja beinahe, als ob ich von New York Abschied nehmen sollte.
    Kopfschüttelnd drückte er den linken, untersten Klingelknopf nieder und behielt den Daumen fast zehn Sekunden lang darauf. Danach dauerte es keine halbe Minute, bis im Hochparterre ein Fenster krachend aufgestoßen wurde. Der dicke, klobige Schädel eines starken Mannes kam zum Vorschein.
    »Seid ihr verrückt geworden?«, röhrte der kräftige Kerl empört. »Soll ich mal rauskommen und euch Witzblattfiguren eine Vorlesung über nächtliche Ruhestörung halten? Trollt euch um Himmels willen schneller, als ich in die Hosen kommen kann. Sonst vergeht euch die Lust zum Nachtbummel für wenigstens zwei Jahre!«
    »Fertig?«, erkundigte sich Hutchenrider gelassen.
    Das Gesicht des bärbeißigen Mannes färbte sich so dunkel, dass man es selbst im Zwielicht der anbrechenden Morgendämmerung erkennen konnte. Er holte schnaufend Luft, aber noch bevor das zu erwartende Gewitter ausbrechen konnte, sagte Hutchenrider sanft: »Auf Beleidigung kann es empfindliche Geldstrafen geben, mein Lieber. Noch dazu, wenn Sie Beamte der Polizei beleidigen. Unsere Richter haben das manchmal gar nicht gern.«
    Der Mund des Mannes blieb offenstehen, sodass man eine Zahnlücke bei den unteren Schneidezähnen bewundern konnte. Hutchenrider nutzte die Verblüffungspause und fuhr ruhig fort.
    »Ich bin Detective-Sergeant Hutchenrider, das ist Detective-Anwärter Spine. Hätten Sie was dagegen, uns reinzulassen?«
    »Jetzt? Mitten in der Nacht?«
    »Aber es wird doch schon hell«, behauptete Hutchenrider unverfroren.
    »Tatsächlich«, staunte Schuhmacher Susskind und blickte gen Osten. »Was ist denn los?«
    »Wenn ich Ihnen das in Ihrer Wohnung erzähle, haben wir den Vorteil, dass es nicht die ganze Nachbarschaft mitstenografieren kann.«
    »Da haben Sie recht!«, röhrte Susskind. »Ich lasse Sie rein!«
    Hutchenrider verbeugte sich stumm. Susskind schlug das Fenster zu. Jim Spine rieb sich das Genick.
    »Wenn der Bursche handgreiflich wird«, murmelte er düster, »haben wir nichts zu lachen, Chef. Ich schätze ihn auf zweihundertfünfzig Pfund, ohne ein Gramm Fett. Er sieht wie einer von den Burschen aus, die täglich fünf Stunden trainieren, um in jeder Hinsicht körperlich fit zu bleiben.«
    »Solche Leute lassen sich um den Finger wickeln, wenn man es nur richtig anfängt«, erwiderte der Sergeant. »Lassen Sie mich nur machen.«
    In der Haustür wurde ein Schlüssel gedreht. Mit einem leisen Quietschen schwang die Tür nach innen. Die beiden Kriminalbeamten traten ein. Aber kaum hatten sie den Fuß in den düsteren Flur gesetzt, da ertönte draußen auf der Straße ein lautes, klatschendes Geräusch.
    Wie ein Wirbelwind fegte der Sergeant herum und riss die Tür auf.
    »Halt! Stehen bleiben!«, gellte seine jetzt schneidende Stimme durch die nächtliche Stille.
    Trappelnde Schritte stoppten jäh. Noch bevor Spine den Kopf hinter dem Sergeanten zur Haustür hinausrecken konnte, krachte jäh und hallend ein Schuss.
    ***
    »Unter der Brücke?«, murmelte ich, während ich mich aufrichtete. »Er kann nur die Willis-Avenue-Brücke meinen. Komm, Phil. Wir wollen keine Minute mehr verlieren!«
    »Ich komme mit!«, rief Lieutenant Verlaine.
    »Kommen Sie nach, Verlaine! Lassen Sie erst vom nächsten Revier ein paar Mann Verstärkung schicken!«
    »Okay!«
    Wir liefen die Brown Plaza hinab nach Süden. Weit vor uns glänzte die Lichterkette der Triborough-Brücke zwischen Manhattan und Randalls Island. Die Mauer, die das Straßenende gegen den tiefer gelegenen Güterbahnhof abgrenzte, war knapp
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