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0310 - Welt der Mörder-Monde

0310 - Welt der Mörder-Monde

Titel: 0310 - Welt der Mörder-Monde
Autoren: Manfred Weinland
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der erregtes Stimmengewirr ausging.
    Unruhiges Licht, von Myriaden tanzender Schneeflocken reflektiert, welche zischend verdampften, wenn sie in das Hitzefeld der Fackeln gerieten, erhellte die Szene.
    Zamorra drückte sich mit Hartlaub gegen eine Hausecke, um zunächst unentdeckt die Situation auszuloten.
    Er hatte keine Ahnung, was da gespielt wurde, um was es bei der Zusammenrottung von Bürgern ging. Aber eines war unschwer zu erkennen: die Leute waren bis aufs Blut gereizt und kaum zu besänftigen. Einige schlugen mit mitgebrachten Stöcken wie die Berserker gegen das schwere Holztor, vor dem sie sich versammelt hatten, andere diskutierten mit hitzigem Temperament untereinander.
    Die wenigen Wortfetzen, die zu Zamorra und dem Kommissar vordrangen, reichten nicht aus, um zu erkennen, um was es dabei ging.
    Zamorra mußte sich zwingen, nicht hinter der Deckung hervorzubrechen, um direkt in das undurchsichtige Geschehen einzugreifen. Von dem erwärmten Amulett hatte er Hartlaub nichts gesagt, weil er seinen Begleiter nicht unnötig beunruhigen wollte. Aber er selbst war alarmiert und achtete auf jede noch so geringfügige Veränderung im Verhalten der magischen Silberscheibe.
    Erwärmung hatte bisher immer die Nähe einer dämonischen Kraftquelle signalisiert!
    Zamorra beschloß, auch jetzt und hier, auf dieser scheinbar so vertrauten, in Wirklichkeit aber abgrundtief fremdartigen Welt, davon auszugehen, daß sie sich in latenter Gefahr befanden.
    Vorsicht war besser als späte Reue…
    »Kennen Sie diesen Ort?« fragte Hartlaub zähneknirschend. Er stand mit hochgeschlagenem Jackettkragen neben dem Parapsychologen und versuchte, sich seine Ängste nicht allzusehr anmerken zu lassen.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht… Mein kurzer Aufenthalt hat mir kaum Gelegenheit gelassen, mir ein Bild der näheren Umgebung zu machen. Eine Mauer wie diese glaube ich gesehen zu haben, nur von der anderen Seite. Aber ob es gerade diese war…«
    Er sprach nicht zu Ende.
    Es war auch nicht nötig.
    Vor ihnen tat sich etwas, das für sich sprach!
    Vor der aufgebrachten Menschenmenge teilten sich die beiden Torhälften lautlos und wie von Geisterhand bewegt…
    Zamorra schluckte hart, als er sah, wer kurz darauf sichtbar wurde. Sein Herz machte einen schmerzhaften Sprung und drohte ihm die Brust zu sprengen.
    »Nicole«, flüsterte er, so daß auch Hartlaub wußte, welches besondere Ereignis eingetreten war.
    Besorgt beobachtete der Kommissar den stummen, unmenschlichen Kampf, den Zamorra mit sich ausfocht. Aber dann lenkte das Geschehen vor ihnen wieder seine ganze Aufmerksamkeit auf sich.
    Dort geschah etwas Unglaubliches, das sie urplötzlich in tödliche Gefahr brachte…
    ***
    Für einen Moment trat lähmende Stille ein, als Nicole durch das offene Tor hinaus zu der wütenden Menschenmenge trat.
    Schnee peitschte ihr ins Gesicht, schmolz auf ihren heißen Wangen und lief in dünnen Rinnsalen in den Kragen ihres hochaufgeschlossenen Kleides, über das sie in der Eile nur ein warmes Tuch geworfen hatte.
    Die Unsterbliche achtete nicht darauf.
    Sie hatte sich völlig unter Kontrolle, während sie wenige Schritte vor den ersten, mit Fackeln und Schlagstöcken bewaffneten Leuten stehenblieb und ihnen ruhig entgegensah.
    Unter ihrer eisigen Stimme duckten sich selbst die verwegensten Gestalten, die an diesem nächtlichen Fackelzug durch das mittelalterliche Frankfurt einer Parallelerde teilnahmen.
    »Was soll das? Was treibt Ihr hier? Seid Ihr des Wahnsinns, mitten in der Nacht einen solchen Aufstand zu machen? Wir verlangen eine Erklärung!«
    Erst als sie ausgesprochen hatte, schwoll die Lärm- und Stimmkulisse wieder etwas an, und es dauerte kaum ein paar Sekunden, bis zwei bewaffnete Gendarmen aus der Menge hervortraten und sich selbstbewußt direkt vor Nicole stellten.
    »Gütiger Himmel«, setzte die Unsterbliche sofort ihre verbale Attacke fort. »Wie sollen wir das verstehen? Selbst die Obrigkeit beteiligt sich an diesem törichten Treiben, das die verdiente Nachtruhe redlicher Bürgersleute stört…«
    Wenn sie gehofft hatte, die beiden Gendarmen mit ihrem forschen Auftreten beeindrucken zu können, so sah sie sich getäuscht.
    »Wir müssen einer schweren Beschuldigung nachgehen, die gegen den Besitzer dieses Hauses von glaubwürdigen Zeugen erhoben wird«, sagte einer der Uniformierten und rückte sich die Dienstmütze zurecht. Seine Rechte umklammerte ohne Unterlaß den Griff eines sanft geschwungenen
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