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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand
Autoren: Edgar Wallace
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es würde mir nicht zur Ehre gereichen, wenn Sie irgendwie beleidigt würden! Darf ich Ihnen diese Waffe anbieten?«
    Sie nahm den Revolver mit einem unterdrückten Freudenschrei.
    »Vielleicht erinnern Sie sich später daran, daß José Montigano Ihnen gegenüber als Freund gehandelt hat. Ich werde mich glücklich schätzen ... «
    »Oh, ich danke Ihnen, Kapitän, ich danke Ihnen vielmals!« Sie drückte ihm die Hand.
    »Also, erinnern Sie sich!« Er hob warnend den Zeigefinger. »Mehr kann ich nicht tun. Wenn ich Sie jetzt verlasse, bin ich wieder der Kapitän, der einen Herrn über sich hat. Sie verstehen den Unterschied?«
    Dies alles verwirrte sie ein wenig, aber sie ahnte wenigstens, was er sagen wollte. Dieser vorsichtige, weitblickende Mann wollte allen Teilen gerecht werden.
    Er machte eine kleine Verbeugung und ging hinaus. Gleich darauf kam er nochmals zurück.
    »Es hat keinen Zweck, Tische und Stühle vor die Tür zu stellen. Das hier ist besser.« Er zeigte bedeutungsvoll auf den Revolver.

46
    Digby Groat ahnte nichts von diesem Besuch des Kapitäns. Im Laufe der Nacht änderte er seine Meinung. Die Gefahr schien doch weitab zu liegen - Eunice dagegen war hier! Und wenn er wirklich in Bedrängnis kam, hatte das Geld ebensoviel Wert für ihn wie der Wellenschaum, der gegen seine Fenster spritzte.
    Hinter dem Schreibtisch war ein kleiner Geldschrank eingebaut. Er schloß ihn auf, nahm den schweren Geldgürtel heraus, leerte eine der Taschen und legte die Banknoten vor sich hin. Es waren Zehntausenddollarscheine. Er zählte vierzig ab, steckte die anderen zurück und verschloß den Gürtel wieder im Geldschrank. Es war jetzt halb sechs, und im Osten färbte sich der Himmel heller.
    Digby steckte das Geld für den Kapitän in die Tasche. Er fror im kalten Morgenwind, als er auf Deck kam. Der Brasilianer trug einen Mantel und hatte den Kragen hochgeschlagen. Er stand auf der Kommandobrücke und starrte auf das graue Wasser. Wortlos trat Digby zu ihm hin und drückte ihm die Banknoten in die Hand. Der Kapitän schaute auf das Geld, zählte es und ließ es in die Tasche gleiten.
    »Sie sind recht großzügig ...«
    »Nehmen Sie jetzt die Wache von der Tür zurück!«
    »Warten Sie!« Der Kapitän ging nach unten. Nach einigen Minuten kam er zurück.
    Jetzt stand nichts mehr zwischen ihm und ihr - Digby Groat klopfte an die Tür. Er fand auch jetzt Gefallen daran, gewisse Formen zu wahren. Als keine Antwort kam, öffnete er langsam und trat ein.
    Eunice stand der Tür gegenüber an der Wand. Die seidenen Vorhänge waren zurückgezogen, die Tür zum Salon stand offen. Sie war vollständig angekleidet und hielt die Hände auf dem Rücken.
    »Was wollen Sie?«
    »Was könnte ein Mann, allein mit einer so schönen Frau auf hoher See, anderes wollen als ... «
    »Bleiben Sie stehen!« rief sie scharf. Der gebieterische Ton veranlaßte ihn, zu gehorchen.
    »Aber Eunice, Sie machen soviel Unannehmlichkeiten und Umstände! Das ist sehr töricht von Ihnen - in dieser Situation ...« Langsam, mit glänzenden Augen, kam er näher.
    »Bleiben Sie stehen!« wiederholte sie und nahm die Hand mit dem Revolver vom Rücken.
    Digby starrte auf die Mündung, die auf ihn gerichtet war, und prallte zurück.
    »Legen Sie das Ding weg!« schrie er. »Verdammt, legen Sie es sofort weg! Sie sind doch überhaupt nicht gewöhnt, mit Waffen umzugehen - es könnte ja losgehen!«
    »Es soll auch losgehen - und Sie werden mir bedeutend weniger leid tun als der Spanier, den Sie ermordet haben!«
    »Um Gottes willen, lassen Sie den Unsinn!« Er wich zurück und wischte sich mit einem seidenen Taschentuch den kalten Schweiß von der Stirn. »Wer hat Ihnen den Revolver gegeben? In Kennett Hall hatten Sie ihn noch nicht. Haben Sie ihn hier gefunden?« Er blickte zum Schreibtisch; eine der Schubladen stand halb offen.
    »Darauf kommt es gar nicht an, Mr. Groat. Gehen Sie jetzt aus meiner Kabine und lassen Sie mich in Ruhe!«
    »Ich hatte gar nicht die Absicht, Ihnen zu nahezutreten. Es war ganz überflüssig, mich mit dem Revolver zu bedrohen. Ich wollte Ihnen nur gute Nacht sagen.«
    »Dazu hätten Sie sechs Stunden früher kommen sollen«, gab sie ironisch zurück.
    »Hören Sie zu, Eunice ...« Er wollte sich ihr nähern, doch als sie den Revolver hob und von neuem auf ihn richtete, zog er sich rasch zurück. »Wenn Sie mich derart bedrohen, gehe ich!« rief er und schlug die Tür hinter sich zu.
    Sie lehnte sich gegen das Bett, sie war am
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