Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
überlegte Digby Groat in seiner Kabine. Es war immerhin möglich, daß sie allen Verfolgungen entgingen und das Land erreichten, das er sich als Ziel gesetzt hatte. Und wenn sie erst einmal draußen auf offenem Meer waren, weitab von den allgemeinen Schiffahrtswegen, würde auch der kleine Brasilianer seine Haltung ändern. Der Kapitän handelte eigentlich ganz klug. Die Frage allerdings, ob Jim Steele seine Verfolgung so leicht aufgeben würde, blieb offen. Nur - die Zeit konnte da vieles entscheiden.
    Er schloß das Glas mit der Flüssigkeit in den Schrank und begab sich wieder auf Deck. Er fand den Kapitän im Gespräch mit dem Funker, und es fiel ihm auf, daß er dauernd nach Norden ausschaute und den Himmel absuchte.
    Digby beobachtete den Horizont. Es war kein Schiff in Sicht. Die kleinen Wellen glitzerten im strahlenden Sonnenschein. Eine schwarze Rauchfahne zog sich vom Schiff weit über das Meer hin. Die Pealigo stampfte jetzt mit einer Geschwindigkeit von zweiundzwanzig Knoten in der Stunde vorwärts. Der Kapitän betrog ihn also nicht - sie fuhren mit Volldampf nach Westen. Rechts in der Ferne zeigte sich ein unregelmäßiger, hellroter Streifen, die irische Küstenlinie.
    Zum erstenmal sah Digby das Schiff bei Tage. Es war eine wunderbare Jacht - schneeweiß gestrichene Decks, blankgeputzte, glänzende Messingstücke, und vorn auf dem Promenadendeck standen unter großen Sonnenschirmen Korbmöbel. Die Stühle sahen so schmuck und einladend aus, daß er sich setzte.
    Der Kapitän kam auf ihn zu und reichte ihm wortlos ein Blatt Papier. Digby las:
    Weißes Schiff nach Westen. Meldet Name, Nummer und Heimathafen ...
    »Woher kommt das?«
    »Möglicherweise von einer Landstation.« Der Kapitän suchte mit dem Fernglas den nördlichen Himmel ab. »Ich sehe nichts. Auch ein Schiff kann ich nirgends entdecken.«
    »Wir wollen rückfragen, wer es ist«, schlug Digby vor.
    Sie gingen in die Funkkabine. Der Funker hatte die Hörer umgehängt. Plötzlich begann er zu schreiben. Digby beugte sich über ihn, verfolgte die Bewegung des Bleistifts, las: Drehen Sie bei - ich komme an Bord.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich kann es nicht verstehen«, sagte der Kapitän, machte ein paar Schritte ins Freie und richtete von neuem sein Glas zum Himmel.
    »Es kam von ganz nahe, Kapitän, kaum drei Meilen entfernt«, versicherte der Funker.
    Der Kapitän rieb sich das Kinn.
    »Es wäre das beste, wenn ich stoppte.«
    »Sie werden keinen solchen Unsinn machen!« rief Digby ungestüm. »Sie fahren weiter, solange ich Ihnen keinen ändern Befehl gebe!«
    Digby folgte dem Kapitän zur Brücke. Vor sich, keine halbe Meile entfernt, sahen sie etwas ins Meer fallen. Das Wasser spritzte hoch auf.
    »Was war das?« fragte Digby.
    Bevor er eine Antwort bekam, schoß eine große Rauchwolke aus dem Meer empor, die sich schnell verbreiterte und einen undurchdringlichen Schleier bildete. Der Kapitän hielt sich die Hand über die Augen und schaute empor. Direkt über dem Schiff, winzig klein und kaum auszumachen, schwebte ein silberhelles Flugzeug.
    »Sehen Sie - in der Luft kann sich manches ereignen ...« Er stellte den Signalhebel für den Maschinenraum auf Halt.
    »Was war es denn?« fragte Digby nochmals.
    »Eine Rauchbombe. Und ich ziehe eine Rauchbombe in einer halben Meile Entfernung einer echten Bombe auf mein Schiff vor!"
    Digby starrte ihn einen Moment an, sprang mit einem Wutschrei auf ihn zu und riß den Hebel auf Volldampf voraus. Aber sogleich packten ihn zwei Matrosen von hinten, der Kapitän drehte den Signalhebel wieder auf Halt und begab sich zum Funker.
    »Melden Sie dem Flieger, dem Sie ja soeben schon den Namen des Schiffes mitgeteilt haben, daß ich Mr. Digby Groat in Ketten legen lasse.«
    Aus dem blauen Himmel fiel das silberhelle Flugzeug herab, kreiste erst in großem Bogen um das Schiff und ging dann wie ein Vogel aufs Wasser nieder, dicht neben der Jacht.
    Der Kapitän hatte schon vorher ein Boot heruntergelassen, und während die Matrosen sich noch abmühten, Groat, der wie ein Wahnsinniger um sich schlug, in Fesseln zu legen, stieg Jim Steele mit Inspektor Maynard an Bord.

Über das Buch
    Zwanzig Jahre lang hat Digby Groat auf sein Erbe gewartet. Nur noch wenige Tage, und er ist einer der vermögendsten Männer in ganz London. Doch dann kommt Dorothy Danton in sein Haus - und die gilt seit zwanzig Jahren als tot...

Copyright
    The blue Hand
    PeP eBooks erscheinen in der Verlagsgruppe Random House
    Copyright
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher