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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand
Autoren: Edgar Wallace
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hängt ganz davon ab, was Sie zu tun für richtig halten. Ich bin kein Verräter, und ich möchte Ihnen gern zu Diensten sein. Aber Sie werden begreifen, daß es eine böse Sache für mich ist, wenn ich Sie bei Ihrer Flucht unterstütze, obwohl ich weiß, daß Sie von der englischen Polizei gesucht werden.« Er zuckte die Achseln. »Ich bin nicht kleinlich. Senor Maxilla hat sich allerhand geleistet, worüber ich ein Auge zugedrückt habe. Es waren allerdings meistens Weibergeschichten - nie Mord ...«
    »Ich bin kein Mörder, das ist ausgemachter Blödsinn!« rief Digby heftig. »Und Sie stehen unter meinem Befehl! Haben Sie mich verstanden?« Er sprang auf, drohend stand er vor dem Brasilianer. In der Hand, die er aus der Tasche zog, blitzte es auf. »Sie werden meine Befehle bis zum allerletzten ausführen oder...«
    Der Kapitän schaute nur auf die Asche seiner Zigarre.
    »Es ist nicht das erstemal, daß man mich mit einem Revolver bedroht. Vor Jahren, als ich jünger war, konnte mich das noch aufregen. Heute bin ich nicht mehr jung. Ich habe eine große Familie in Brasilien, die viel Geld kostet. Sonst würde ich mein Leben nicht auf See zubringen und mich dazu erniedrigen, alle Wünsche und Launen meiner Herren zu erfüllen. Wenn ich hunderttausend Pfund hätte, würde ich mir eine Plantage kaufen, seßhaft werden und für den Rest meines Lebens zufrieden und - schweigsam sein.«
    Er betonte das Wort schweigsam, und Digby verstand sehr gut, was er damit sagen wollte.
    »Könnten Sie das nicht für etwas weniger als ausgerechnet hunderttausend Pfund tun?«
    »Ich habe mir die Sache genau überlegt. Seeleute haben oft Zeit zum Nachdenken. Hunderttausend Pfund sind nun einmal die Summe, die ich brauche, um ein ruhiges Leben führen zu können.« Er schwieg einen Augenblick. »Deshalb ist die ausgesetzte Belohnung auch nicht besonders aufregend für mich. Bei hunderttausend Pfund wäre mein Entschluß gefaßt.« »Reden Sie offen! Ich soll Ihnen also hunderttausend Pfund zahlen?« fragte Digby wütend. »Das ist der Preis, um den Sie mich sicher ans Ziel bringen - andernfalls wollen Sie zum nächsten Hafen zurückkehren und mich den Behörden übergeben?«
    »Ich habe nichts Derartiges gesagt, Sir. Ich habe nur eine private Angelegenheit erwähnt, für die ich Sie gern interessiert hätte. Sie wollen ja auch in Brasilien Ihr Glück versuchen, und zwar mit der schönen Dame. Sie sind nicht arm, und wenn es stimmt, daß die Dame ein großes Vermögen erbt, werden Sie ja noch reicher sein.«
    Der Funker, der seinen Platz wieder einnehmen wollte, schaute zur Tür herein. Der Kapitän schickte ihn mit einer Kopfbewegung weg. Er sprach jetzt ganz leise.
    »Nehmen Sie einmal an, ich ginge zu der jungen Dame und sagte: Mein Fräulein, Sie sind in großer Gefahr - was würden Sie mir dafür zahlen, wenn ich eine Schildwache vor Ihre Tür stellen, Senor Digby Groat in Fesseln legen und in einen sichern Raum sperren ließe? Glauben Sie nicht, daß sie mir dafür hunderttausend Pfund geben würde, vielleicht sogar die Hälfte ihres Vermögens?«
    Digby schwieg. Langsam erhob er sich.
    »Also gut. Ich zahle Ihnen die Summe.«
    »Bringen Sie mir das Geld morgen in meine Kabine. Oder nein — besser heute abend.«
    »Ich werde es Ihnen morgen bringen.«
    Der Kapitän zuckte die Schultern.

44
    Digby blieb mit seinen Gedanken allein. Er hatte noch eine, nein, zwei Hoffnungen. Man konnte ihm nicht beweisen, daß er Fuentes erschossen hatte, und es war schwierig, die Jacht aufzugreifen, wenn sie den festgelegten Kurs verfolgte.
    Er schlenderte über Deck, stieg die Treppe hinab. Rasch ging er den Rosenholzgang entlang. Ein breitschultriger, brauner Mann stand vor der Tür des Mädchens. Er hob die Hand zum Gruß an die Mütze, als der Besitzer der Jacht erschien, wich aber nicht von der Stelle.
    »Machen Sie Platz!« befahl Digby. »Ich will in die Kabine.«
    »Das ist nicht erlaubt«, erwiderte der Matrose.
    Digby wurde dunkelrot vor Ärger.
    »Wer gab Ihnen den Befehl, hier zu stehen?«
    »Der Kapitän.«
    Digby eilte hinauf und fand den Kapitän auf der Brücke.
    »Was soll das bedeuten?«
    Der Kapitän sagte etwas auf portugiesisch zu ihm.
    Digby schaute auf - ein dünner, weißer Lichtkegel suchte das Meer ab.
    »Ein Kriegsschiff«, erklärte der Kapitän. »Möglich, daß es nur eine Übung abhält, aber es könnte auch nach uns Ausschau halten. Wir müssen einen Umweg machen, anders kommen wir hier nicht vorbei.«
    Er gab
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