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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher
Autoren: Ernst Vlcek
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zu. Ein leiser Aufschrei ließ ihn zu Boden blicken. Eine Puppe war in der Tür eingeklemmt.
    Schaudernd wandte sich Dorian ab und suchte vergeblich nach Phillip. Der Hermaphrodit war verschwunden. Dann fiel sein Blick auf den am Boden liegenden Hayward. Über ihn war eine Frauengestalt gebeugt. Als sie den Kopf hob, erkannte Dorian das von der Pistolenkugel entstellte Gesicht von Lady
    Hayward. Das Gebiß und die untere Gesichtshälfte waren mit frischem Blut besudelt. Sie ließ von ihrem Mann ab und flüchtete mit einem schaurigen Schrei.
    Dorian ging zu Hayward, der mit einem seligen Gesichtsausdruck dalag. Er setzte ihm die Pistole an die Schläfe, aber er konnte auch diesmal nicht abdrücken. Im Moment hätte er ihn noch erschießen können, denn die Metamorphose hatte noch nicht eingesetzt. In einigen Stunden jedoch würde Hayward selbst zum Blutsauger werden. Doch obwohl Dorian das alles wußte, konnte er Hayward nicht töten. Hayward war noch kein Besessener. Deshalb hatte er Hemmungen.
    Dorian wandte sich abrupt ab und rannte die Treppe ins Erdgeschoß hinunter. Er fand die Kellertür sofort und begab sich in den dahinterliegenden Raum. Er war eng und fünf Meter lang. Es roch nach Pech und verbranntem Wachs. In die eine Wand waren Nägel eingeschlagen. Daran hingen schwarze Mäntel mit Kapuzen. Die Zeremonienkleidung der Teufelsanbeter.
    Dorian schlüpfte in einen der Mäntel, zog sich die Kapuze tief ins Gesicht und stieg die enge Treppe in den Keller hinunter.
    Das erste, auf das er stieß, war ein brennendes Holzkreuz, das von der Decke hing. Er wußte nicht recht, wie er sich verhalten sollte, und da es ohne weiteres sein konnte, daß ihn jemand aus der Dunkelheit beobachtete, spuckte er in die Flammen. Es entstand ein zischendes Geräusch.
    Dorian trat in das dunkle Gewölbe. Es brannten vereinzelte Fackeln. In dem spärlichen Licht waren die Gestalten in den Kapuzenmänteln nur schemenhaft zu erkennen. Das paßte Dorian ausgezeichnet; so konnte er wenigstens nicht leicht entdeckt werden.
    Von der Treppe aus gingen drei Gänge ab; einer führte nach links, einer geradeaus und einer im rechten Winkel nach rechts. Die beiden Gänge seitlich von ihm machten nach zehn Metern einen Knick, der Gang vor ihm wurde nach vier Metern von einem querlaufenden Korridor unterbrochen und mündete nach zehn Metern in ein größeres Gewölbe. Dorian vermutete, daß auch die anderen Gänge dorthin führten.
    Er war noch unschlüssig, in welche Richtung er sich wenden sollte, als eine kleine Statur aus dem Schatten vor ihn hintrat und ihn ansprach: »Bruder, willst du den Teufel küssen?«
    An der Stimme erkannte er, daß es sich um ein junges Mädchen handelte.
    »Ja, Schwester«, sagte Dorian beklommen.
    »Dann nimm mich! In mir steckt der Teufel!« kreischte sie. Sie hielt plötzlich ein verbogenes und in Blut getränktes Kreuz in der Hand, hob ihren Rock und preßte es zwischen ihre Schenkel.
    »Jetzt, Bruder!« keuchte sie.
    Dorian versetzte ihr einen Schlag ins Gesicht, der sie gegen die Wand schleuderte. Da er erwartete, daß sie einen hysterischen Anfall bekam, preßte er ihr rasch die Hand auf den Mund. Sie hielt ganz still. Die Kapuze war ihr ins Genick gerutscht, und Dorian erkannte, daß ihre Augen einen glasigen Ausdruck hatten. Sie stand unter Drogen.
    Er hielt ihr den Mund immer noch zu, doch als er ihre feuchte Zunge auf seiner Handfläche kreisen spürte, zog er die Hand schnell zurück und wandte sich angewidert ab.
    Dorian betrat den Seitengang, in dem keine Fackel brannte. Dabei stolperte er beinahe über ein Pärchen, das sich hemmungslos auf dem Boden seiner Leidenschaft hingab.
    Bisher sah alles noch so aus, als wäre er in einen Kreis von jungen Leuten geraten, die die Teufelsanbetung nur vorschoben, um ihre Ausschweifungen zu rechtfertigen. Aber er wußte, daß hinter allem die Dämonen steckten.
    Sie stumpften die jungen Leute mit Drogen ab und machten sie willenlos und gefügig. Dorian bezweifelte, daß einer der hier Anwesenden noch wußte, was eigentlich um ihn herum vorging.
    Er trat auf etwas Glitschiges und wäre beinahe zu Fall gekommen, wenn er sich nicht rechtzeitig an der Wand abgestützt hätte. Als er zu Boden blickte, sah er den Kadaver eines Tieres in einer Blutlache liegen. Er wollte weitergehen, doch da tauchte in dem Längsgang vor ihm eine Gestalt auf, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Als die Gestalt für einen Moment vom Schein der Fackel beleuchtet wurde, glaubte Dorian unter
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