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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher
Autoren: Ernst Vlcek
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Phillip gewollt«, sagte er weinerlich und blickte auf seinen Sohn, der sich verschreckt an seine Zimmertür zurückgezogen hatte. »Ich wollte dir nur helfen, Phillip. Nur deshalb habe ich mich an diese Leute gewandt. Ich konnte doch nicht ahnen, daß alles so schrecklich enden würde.«
    »Sie haben die Dämonen gerufen und wurden sie nicht mehr los«, sagte Dorian ohne Mitleid. Hayward schüttelte den Kopf, als könnte er das alles nicht begreifen.
    »Sie müssen mich verstehen, Mr. Hunter«, sagte er.
    »Wollen Sie noch immer schweigen?« fragte Dorian kalt.
    Hayward schien ihn nicht gehört zu haben. Er starrte blicklos vor sich hin. Und dann begann er zu erzählen. Zuerst stockend, aber nachdem er sich überwunden hatte, sprudelten die Worte nur so über seine Lippen. Es schien, als sei er froh, endlich beichten zu können.
    »Ich wußte in meiner Verzweiflung nicht mehr, was ich tun sollte. Nur deshalb ließ ich mich auf diesen Handel mit dem Teufel ein. Ich habe dreiundzwanzig Jahre hindurch versucht, das Leben für Phillip lebenswert zu gestalten. Bei wie vielen Ärzten war ich mit ihm! Ich habe sämtliche namhafte Spezialisten aufgesucht und mein Vermögen in sie gesteckt. Zuletzt war ich ein armer Mann und wußte weder ein noch aus und Phillip war immer noch nicht geholfen worden. Schließlich kam ich durch die Lektüre eines Buches auf den Gedanken, den Teufel anzurufen. Er war der einzige, der mir noch helfen konnte. Ich war immer ein gläubiger Mann gewesen und hatte nichts von Geisterbeschwörung gehalten, aber meine Verzweiflung trieb mich dazu, mich darin zu versuchen. Ich war skeptisch, glaubte nicht an einen Erfolg, doch ich wollte keine Chance ungenützt lassen, Phillip zu helfen.
    Eines Tages kam dann – es war vor sechs Wochen – Lady Hurst in mein Haus. Sie sagte, daß mein Rufen gehört worden wäre und daß mir geholfen werden könnte. Lady Hurst brachte einen Mann mit, der Argentinier zu sein vorgab und sich Roberto Copello nannte. Er versprach, Phillip zu helfen, doch nur, wenn ich mein Haus dem Schwarzen Kreis zur Verfügung stelle. Ich willigte ein. Mir blieb keine andere Wahl. Aber wenn ich geahnt hätte. Lady Hurst nistete sich mit ihrem Sohn, Roberto Copello und weiteren vier Personen in meinem Haus ein. Am Tage verhielten sie sich normal, aber in der Nacht veranstalteten sie im Keller schreckliche Orgien mit Tieropfern und wüsten Ausschweifungen. Ich wurde einmal Zeuge dieser Szenen und mir graute. Ich wollte die Leute aus meinem Haus weisen, aber sie lachten mich nur aus und trieben es daraufhin noch ärger. Sie veranstalteten immer mehr schwarze Messen in den Kellerräumen und luden dazu unschuldige junge Leute ein.«
    »Wurde Ihnen denn nicht klar, was mit diesen jungen Leuten dort unten passierte?« fragte Dorian anklagend.
    Hayward schüttelte den Kopf. »Ich wollte nicht daran denken. Ich klammerte mich immer noch an die Hoffnung, daß diese schrecklichen Dinge nötig waren, um Phillip Heilung zu bringen. Aber dann passierte die Sache mit Alina.«
    »Was geschah?«
    »Phillip schlich sich einmal unbemerkt in den Keller und nahm an einer Orgie teil. Das war vor zwei Wochen. Daraufhin begab er sich jede Nacht in den Keller. Ich merkte es erst, als er vom Black Sabbath zu phantasieren begann – so nennt Roberto Copello den Hexenklub. In der nächsten Nacht beobachtete ich Phillip, als er in den Keller stieg. Und ich wurde Zeuge, wie er sich dort unten mit einem Mädchen abknutschte. Ich glaubte, wahnsinnig werden zu müssen, denn Phillips Gebrechen erlaubte es ihm nicht, mit Mädchen intim zu sein. Er mußte in der ewigen Verdammnis schmoren, wenn er weiterhin Unzucht trieb. Wieder wandte ich mich an Copello um Hilfe. Und damit lieferte ich mich ihm völlig aus. Alina verschwand, und Phillips Zustand verschlechterte sich rapid. Er verfiel von Tag zu Tag. Ich stellte Copello und die anderen zur Rede, aber sie lachten mich nur aus. Da wußte ich, daß die Dämonen ein falsches Spiel mit mir trieben. Ich sah keinen anderen Ausweg mehr, als mich an den Secret Service um Hilfe zu wenden. Von früher her hatte ich noch gute Beziehungen zu Regierungskreisen. Ich bat die zuständigen Stellen, Donald Chapman zu mir zu schicken, den ich von Hongkong her als tüchtigen Mann in Erinnerung hatte. Den Rest kennen Sie.«
    Hayward hielt erschöpft inne. Er war ein völlig gebrochener Mann, und Dorian hatte jetzt trotz allem Mitleid mit ihm.
    »Sie haben viel Unrecht getan, Lord Hayward«,
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