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0308 - Todespfeile aus dem Jenseits

0308 - Todespfeile aus dem Jenseits

Titel: 0308 - Todespfeile aus dem Jenseits
Autoren: Werner Kurt Giesa
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stehen. Wie sollte sie den Druiden wach bekommen?
    Sie berührte seine Stirn mit der Hand.
    Keine Reaktion. Gryf lag im Tiefschlaf und war durch Berührungen nicht zu wecken. Durch Geräusche auch nicht, denn sonst hätte er das nicht gerade leise Türöffnen wahrnehmen müssen.
    Nicole rüttelte ihn.
    Nichts.
    Da fiel ihr Blick auf den Silberstab, der auf Kugelschreiberlänge zusammengeschoben auf der Nachtkonsole neben dem Bett lag. Nicole nahm den Stab vorsichtig zwischen zwei Finger und betrachtete ihn. Dieses magische Werkzeug, diese Waffe, war ebenso von Merlin angefertigt worden wie Zamorras Amulett.
    Nicole überlegte, wie Gryf es wohl anstellte, den Stab auf seine volle Länge ausfahren zu lassen und zu aktivieren. Aber sie kannte den magischen Trick nicht. Dennoch berührte sie Gryfs Stirn jetzt mit dem Stab.
    Und diesmal klappte es! Gryf öffnete flackernd die Augen.
    »W-waschisch lösch?« brachte er verschlafen hervor, kaum fähig, die Zunge richtig zu bewegen. Er sah Nicole über sich, den Stab in der Hand. Instinktiv griff er danach, aber seine Bewegung war sehr langsam.
    So, als schlafe er, obgleich er wach war.
    »Gryf«, sagte Nicole langsam, deutlich und eindringlich. »Kannst du mich hören?«
    »Jaaa…«
    Er sah sie an. Aber seine Augen waren unklar. Er war noch immer im Heilschlaf gefangen. Er war nur zum Teil erwacht.
    »Wer bin ich?« fragte Nicole.
    »Dubisch… Teri… nein!« Gryf schüttelte sich. »Nein… Dubisch Nicole… woischamorra?« Der Druide versuchte sich auf die Ellenbogen zu stützen, sank aber wieder zurück. Er war zu langsam in seinen Bewegungen, um die dafür erforderliche Kraft entwickeln zu können.
    »Zamorra ist in Gefahr«, sagte Nicole. »Gryf - kannst du erwachen? Versuche es! Du mußt Zamorra und Teri helfen. Gefahr! Tod! Dämonen!«
    »Dämonen«, wiederholte Gryf verzerrt. Er riß die Augen weit auf, aber sie blieben unklar. Da drückte Nicole ihm den Stab richtig in die Hand.
    »Du mußt aufwachen, Gryf«, verlangte sie.
    Gryf schaffte es diesmal, sich auf die Ellenbogen zu stützen. Er zwinkerte mit den Augenlidern, bewegte den Kopf langsam kreisend hin und her. Als er wieder sprach, klang seine Stimme fester und deutlicher.
    »Zu früh«, sagte er. »Es ist zu früh. Du kannst mich nicht jetzt wecken. Es ist zu früh… ich muß… schlafen…«
    »Nein«, sagte Nicole. »Gryf, versuche es! Du mußt aufwachen, sonst sind Zamorra und Teri verloren.«
    »Will ich nicht«, ächzte Gryf.
    Er hob eine Hand, streckte sie mit gespreizten Fingern nach Nicole aus, die begriff und erwiderte die Geste. Ihrer beider Fingerspitzen berührten sich. Nur so, durch den direkten Körperkontakt, war Gryf in der Lage, ihre Gedanken zu lesen. Der Block, den Zamorra vor langer Zeit in Nicole und auch in sich selbst verankert hatte, war zu stark und verhinderte normalerweise auch, daß Freunde ihrer beider Gedanken lasen. Dämonischen Wesenheiten gegenüber hatte ihnen das schon oft das Leben gerettet.
    Jetzt, durch diesen direkten körperlichen Kontakt, nahm Gryf Nicoles Gefühle und Empfindungen auf.
    Und irgendwie erkannte er selbst in seinem Halbschlaf die Wichtigkeit.
    »Der Stab«, murmelte er. Er hielt ihn direkt vor sein Gesicht, während er Nicoles Hand wieder losließ und den Silberstab nun mit beiden Händen faßte. Was er tat, konnte Nicole nicht erkennen, aber plötzlich verlängerte der Stab sich teleskopartig auf seine normale »Einsatzgröße«.
    Gryf flüsterte unhörbare Worte. Magische Schaltwörter. Er zog Kraft aus seinem Unterbewußtsein, steuerte sie über den Stab. Dann richtete er sich vom Bett auf, aber seine Bewegungen waren immer noch unnatürlich langsam, auch sein Sprechen.
    »Ich schaffe es nicht für lange«, sagte er. »Hilf mir, Nicole.«
    »Wie?«
    »Ich… muß Teris Gedanken anpeilen. Allein schaffe ich es nicht. Berühre den Stab. Kannst du mit mir in einem telepathischen Rapport gehen? Deine Para-Kraft… das schwarze Blut…«
    Da begriff Nicole.
    Vor einiger Zeit hatte sie einmal kurzfristig schwarzes Blut besessen, als Merlins entartete Tochter Sara Moon Nicole zu einer Dämonin machen wollte. Das war nicht gelungen, Nicoles Blut war längst wieder rot, aber etwas war von der magischen Kraft in ihr zurückgeblieben. Das äußerte sich zuweilen in den unterschiedlichsten Phänomenen, aber sie konnte diese magische Kraft bewußt lenken.
    Sie nickte, berührte wieder mit einer Hand Gryfs Hand und mit der anderen den Stab. Sie bemühte sich,
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