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0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel
Autoren: Jason Dark
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Zulauf gehabt. Damals hatten die Engländer noch unser Land besetzt, und man wehrte sich mit allen Mitteln. Die großen Geheimbünde wurden gegründet, auch die Sekte, die Karni-Mata verehrte.«
    »Was taten die Menschen?«
    Mandra hob die Schultern. »Sie dienten den Ratten, sie beteten ihre Königin an, denn sie hofften, daß sich in den Rattenkörpern die Seelen ihrer Verstorbenen manifestiert hatten, und sie glaubten fest daran, im nächsten Leben als Ratte wiedergeboren zu werden. Das ist alles.«
    »Und was macht sie so gefährlich?«
    »Wie bei jeder Sekte sind auch diese Mitglieder radikal. Wer nicht für sie ist, der ist gegen sie. Du kannst dir vorstellen, wie sie reagierten.«
    Das konnte ich in der Tat. Über die Opfer brauchten wir erst gar nicht zu reden. Es hatte sicherlich Hunderte gegeben, wenn nicht noch mehr.
    Tief holte ich Luft und wischte über meine Augen. Es waren nur wenige Worte gesagt worden, dennoch konnte ich mir vorstellen, daß es wieder zu grauenvollen Taten kommen konnte, wenn sich die Sekte tatsächlich etabliert hatte. Es sei denn, wir waren früh genug erschienen, um den Terror zu stoppen.
    Ich wandte mich direkt an den Weisen. »Kennen Sie Menschen, die der Sekte angehören?«
    »Ja.«
    »Können wir mit ihnen reden?«
    »Sie werden kaum bereit sein.«
    Ich wiegte den Kopf. »Wenn es um so gravierende Dinge geht, kann man auch ein wenig Druck ausüben.«
    Der Weise lächelte mich ein wenig mitleidig an. »Mein lieber Freund aus Europa. Sie können Indien nicht mit Ihrem Land vergleichen. Hier ist alles anders, hier gehen die Uhren anders, hier hat man mehr Zeit als anderswo.«
    »Und die haben wir gerade nicht.«
    Der weise Mann hob die Schultern.
    Mandra dachte praktischer. »Befindet sich der Tempel nicht hier in der Nähe?«
    »Ja, im Dschungel.«
    Flüsternd wandte ich mich an Mandra. »Wie weit ist er denn entfernt?«
    »Vielleicht 100 Meilen.«
    Ich mußte lachen. Hundert Meilen waren in Indien nicht viel.
    Aber für uns Europäer, besonders dann, wenn wir noch den Dschungel durchqueren mußten.
    »Und sie sind auch hier in der Stadt?« fragte Suko.
    »Ja, sie werben um Mitglieder. Der alte Glaube sitzt noch tief in ihnen. Viele Menschen haben von ihren Eltern und Großeltern gehört, welch eine Bewandtnis es mit diesem Rattenzauber auf sich hat. Sie sind neugierig geworden und möchten die Praxis erleben, das ist alles. Dafür geben sie sich hin, dafür setzen sie ihr Leben ein.«
    Mir kam etwas anderes in den Sinn. »Wie ich hörte, sind Sie über alles informiert, was in dieser Gegend passiert. Wissen Sie auch von einem Fremden, der hier aufgetaucht ist. Ein Europäer, ein Baron mit dem Namen von Tirano , der gleichzeitig ein Vampir ist.«
    Der Weise schaute mir in die Augen. »Nein«, antwortete er, »davon habe ich nichts gehört.«
    Ich glaubte ihm, denn dieser Mann hatte keinen Grund, mich anzulügen. Vielleicht hatten wir Glück und waren vor dem Vampir-Baron eingetroffen. Es wäre uns wirklich zu wünschen gewesen.
    Mandra übernahm wieder den Gesprächsfaden. »Du weißt also nicht, wer alles zu Karni-Matas Dienern zählt?«
    »Nicht genau.«
    »Kannst du uns einen nennen?«
    »Ich breche ein Vertrauen.«
    »Das weiß ich«, stimmte Mandra Korab zu. »Aber denke daran, was auf dem Spiel steht. Wenn es um Menschenleben geht, muß alles andere zurückstehen, das sollte dir ebenfalls klar sein.«
    Der Weise nickte gedankenverloren.
    »Du hast recht, wenn du so redest«, erwiderte er, »deshalb werde ich es dir auch sagen. Wenn du meine Hütte verläßt, wendest du dich nach links, gehst über den Weg in Richtung Fluß. Es ist die zweitletzte Hütte vor dem großen Waschplatz. Dort wohnt jemand, der sich Karni-Mata verschrieben hat. Er ist so etwas wie der Chef in diesem Gebiet.«
    »Wie heißt er?«
    »Lakana.«
    Den Namen hatten wir behalten. Und wir waren dem Weisen dankbar, daß wir ihn erfahren hatten.
    Bevor wir gingen, hatte er uns noch etwas zu sagen. »Tut, was in euren Kräften steht«, sprach er uns mit nahezu beschwörender Stimme an.
    »Wenn nicht, kann es zu spät sein. Ich bitte euch im Namen zahlreicher Menschen darum. Ich bin zu schwach, aber ich will nicht, daß die schrecklichen Zeiten zurückkehren. Habt ihr mich verstanden?«
    »Das haben wir«, sagte Mandra.
    Wie auch Suko und ich erhob er sich ebenfalls. Wir drehten uns um und schritten dem Ausgang zu.
    Suko schob den Vorhang zur Seite. Draußen rieben wir uns die Augen.
    Der Rauch hatte
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