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0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel
Autoren: Jason Dark
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Erstaunen und Schrecken, daß dieses gewaltige Tier die Lichtung nicht mehr verlassen würde.
    Dazu fehlte ihm die Kraft.
    Noch stand er, noch schleppte er sich voran, doch Hakim wußte nicht, aus welchem Grund sich der Dickhäuter so schwer tat. Eine Verletzung konnte Hakim nicht erkennen, und Elfenbein Jäger befanden sich ebenfalls nicht in der Nähe.
    Die Angst mußte einen anderen Grund haben.
    Wieder dröhnte der Boden unter den schweren Tritten des Dickhäuters. Er riß sich wieder zusammen, sammelte Kräfte, aber es hatte keinen Sinn mehr.
    Der Elefant kam nicht mehr weiter. Er wurde kopflastig, knickte in den Vorderbeinen ein und fiel schwer zu Boden. Für einen Moment hielt er sich noch, dann rollte der Körper auf die Seite.
    War er schon tot?
    Hakim hielt den Atem an. Seine Kehle kam ihm wie eine ausgedörrte Röhre vor. Er hörte sein eigenes Herz überlaut schlagen und hatte das Gefühl, Eiswasser über den Kopf gegossen zu bekommen, als er jetzt, wo der Elefant auf der Seite lag, entdeckte, was mit ihm geschehen war.
    Jemand hatte den Dickhäuter angegriffen und ihm die gesamte Flanke aufgerissen.
    Kein Fetzen Haut war mehr vorhanden. Scharfe Zähne hatten sie eingerissen und abgezogen. Nur das Fleisch quoll hervor und wirkte auf die Schmeißfliegen wie ein Magnet. Sie hatten sich bereits über der großen Wunde versammelt, schwirrten dort im Kreis oder setzten sich auf das blutige Fleisch.
    Wer konnte so große Wunden reißen?
    Hakim war lange genug in seinem Beruf tätig und hatte viel gesehen.
    Aber nicht solche Wunden. Selbst ein Tiger schaffte so etwas nicht.
    Diese Tiere rissen nur Stücke heraus, so daß der Körper des Opfers wie ein Krater wirkte.
    Der Dickhäuter rührte sich nicht. Er lag auf der Seite. Ein Auge hatte er noch geöffnet. Wahrscheinlich war er in wenigen Minuten bereits tot.
    Den Grund für die schreckliche Verletzung wußte Hakim noch immer nicht, aber er wollte ihn herausfinden. Da mußte man einfach nachhaken, denn das ging nicht mit rechten Dingen zu.
    Hakim drehte sich ab. Bevor er die Leiter hinabstieg, wandte er sich noch einmal um. Es war keine bewußte Bewegung. Er hatte sich nur angewöhnt, beim Weggehen noch einmal hinter sich zu schauen.
    Hakim stoppte seinen Schritt.
    Die Dschungelwand war zwar, nachdem der Elefant durchgestoßen war, wieder fast so geworden wie zuvor, doch nun geriet sie abermals in Bewegung.
    Im ersten Augenblick rechnete Hakim mit dem Auftauchen eines zweiten Dickhäuters.
    Selten in seinem Leben hatte er sich so geirrt. Denn das, was da aus dem Dschungel gerannt kam, war eine graubraune, sich bewegende Masse, und dafür gab es nur einen Begriff.
    Ratten!
    Hakim blieb so steif stehen, als wäre er mit der hölzernen Unterlage verwachsen. Durch seinen Kopf schossen zahlreiche Gedanken, wobei es ihm nicht gelang, sie zu ordnen. Dennoch dachte er nur an eines.
    An Ratten!
    Traten sie einzeln auf und waren hungrig, so konnten sie auch Menschen angreifen. Bei einer oder zwei Ratten war es nicht so tragisch, lebensgefährlich wurde es aber, wenn sie in Massen auftraten.
    Und Hakim sah Massen von Ratten.
    Sie kamen wie eine graue Walze aus dem Dschungel. Unheimlich war dieser lebende Teppich aus Tierkörpern anzusehen, der sich vorwuchtete und weiterrollte.
    Das Ziel war der Elefant!
    Hakim brauchte nicht mehr zu überlegen, wer dem sterbenden Dickhäuter diese schlimme Verletzung beigebracht hatte. Was selbst Tiger nicht erreichten, das schafften riesige Rattenrudel.
    Sie waren gefräßig, grausam, blut- und beutegierig. Nichts ließen sie aus, und der Dickhäuter wurde von der wirbelnden und springenden Masse »überrollt«.
    Es dauerte nur Sekunden, dann hatten ihn die ersten erreicht. Mit kraftvollen Sprüngen erreichten sie den Körper, warfen sich auf ihn und hatten kaum Kontakt, als die Zähne mit ihrer hackenden und reißenden »Arbeit« begannen.
    Von dem Elefant war nichts mehr zu sehen. Die zahlreichen braungrauen Nager hatten ihn völlig zugedeckt.
    Ihre Körper bewegten sich hektisch, wenn sie zubissen.
    Sie holten das Fleisch, sie durchbissen Sehnen, und noch einmal bäumte sich der Kopf des großen Tieres auf.
    Auch die auf ihm sitzenden Ratten gerieten in Bewegung. Ein paar rutschten ab, sprangen jedoch sofort wieder hoch, bissen sich erneut fest, und ihre Zähne arbeiteten wie ein gut eingeöltes Mahlwerk. Nichts ließen sie aus.
    Hakim sah, wie der Rüssel des Elefanten in einer letzten verzweifelten Bewegung unter den kleinen
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