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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster
Autoren: Kimberly Raye
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leuchtete im Dunkeln wie eine Neonreklame. Tränen rannen seine Wangen hinunter, wuschen den Senffleck an seinem Mund fort -
    Heilige Scheiße.
    Ich fuhr hoch und saß kerzengerade im Bett, als mir mit einem Mal die Wahrheit dämmerte und sich die Puzzleteile eines nach dem anderen ineinanderfügten.
    Senf.
    Diesel.
    Die laute Musik. Die bunten Lichter.
    Das ständige Gebimmel und das Rattern von Holz.
    Unter mir schien sich ein Feuer zu entzünden, ich krabbelte hastig aus dem Bett. Von plötzlicher Panik erfüllt, zog ich mir schnell eine Jeans und das erste T-Shirt an, das mir in die Hände fiel. Mit den Füßen fuhr ich in irgendwelche Flipflops (wenn das kein Anzeichen für Stress war, was dann?) und schnappte mir mein Handy, um Ash anzurufen.
    Er ging nicht dran.
    Ich hinterließ ihm eine aufgeregte Nachricht, in der ich ihm mitteilte, wo er mich treffen sollte, und schickte dann für alle Fälle auch noch eine SMS. Dann stopfte ich das Handy in die Hosentasche, schnappte mir meine Handtasche und trat zum nächsten Fenster. Ich schob die Scheibe hoch, schloss die Augen und konzentrierte mich. Innerhalb von Sekunden hallte das Schlagen von Fledermausflügeln durch meine Wohnung und schreckte Killer aus dem Tiefschlaf hoch, während ich mich in meinen pelzigen rosa Freund verwandelte.
    Und dann machte ich mich auf dem schnellsten Weg nach Coney Island auf, ständig gegen die Furcht ankämpfend, ich könnte es nicht mehr rechtzeitig schaffen.
    Wenn mir auch immer noch drei Stunden bis zum Tagesanbruch blieben und ich keinen Zweifel daran hegte, dass Ty irgendwo dort auf der Insel festgehalten wurde, so wusste ich doch nicht genau, wo. Und das bedeutete, dass jede Sekunde zählte.
    Sonst ..
    Ich verdrängte den Gedanken und konzentrierte mich darauf, mich an Tys Gedanken festzuklammern, wie sie durch meinen Kopf strömten, und an die Bilder, die sich vor seinen verschleierten Augen abspielten.
    Ich konnte es schaffen, versicherte ich mir, während ich auf mein Ziel zuflatterte, meine Gedanken fest auf den kerkerartigen Raum und den Jungen gerichtet. Ich konnte Ty und Junior erreichen und sie beide retten.
    Und wenn nicht?
    Ich fürchtete, in dem Fall waren wir alle so richtig am Arsch.

18

    Ich folgte dem West Side Highway in Richtung Brooklyn Battery Tunnel. Die Stadt lag in einem Lichtermeer unter mir, während ich auf Brooklyn zuflog und dann weiter zum Strand und zur Promenade.
    Es war kurz nach Mitternacht an einem Freitagabend, und die Attraktionen begannen gerade zu schließen. In Gedanken ging ich noch einmal die Geräusche durch, die ich gehört hatte: das metallische Ächzen und das bebende, schwankende Holz - und machte mich auf den Weg zum Astroland, und gerade nicht zum Riesenrad, das in der Ferne aufblitzte.
    Die Lichter des Vergnügungsparks funkelten und blinkten. Der Top Spin wirbelte und drehte sich und verschaffte den Nachzüglern, die unbedingt bis zum Schluss bleiben wollten, ein letztes Jippieh Mein Blick blieb am Zyklon hängen. Die riesige Achterbahn ragte hoch über den anderen Fahrgeschäften auf, ihre Neonbeleuchtung hob sich strahlend gegen den pechschwarzen Himmel ab.
    Ich landete hinter einer der benachbarten Imbissbuden mitten in etwas Rosafarbenem und Klebrigem. Schnell verwandelte ich mich zurück, und das Flattern der kleinen Schwingen ging in das hektische Klopfen meines eigenen Herzen über. Ich warf einen Blick auf meine Strass-Flipflops - mittlerweile furchtbar klebrig und eklig - und widerstand dem Drang, sie irgendwo zu säubern. Ich hatte keine Zeit, mir um meine Schuhe Sorgen zu machen.
    Ich weiß. War ich nun wirklich ausgeflippt oder was?
    Aber hier ging es um Leben und Tod und Ty.
    Ich umrundete das Gebäude und marschierte los. Meine Ohren kribbelten, sogen sämtliche Geräusche in sich auf und verglichen sie mit dem, was ich vorhin in Gedanken gehört hatte.
    Was ich immer noch hören konnte, wenn ich die Augen schloss und mich konzentrierte.
    Seine Schutzschilde waren inzwischen vollkommen nutzlos -und so befand ich mich dort, zusammen mit ihm, flach auf dem Rücken auf dem harten Beton. Immer wieder einmal öffneten sich meine Lider kurz, und ich sah den Lichterwirbel auf der Zementwand. Das Wimmern des Jungen hallte in meinen Ohren wider, drehte mir den Magen um, erinnerte mich daran, dass die Rettung so nahe war.
    Zu nahe.
    Halt aus, übermittelte ich Ty; ich flehte ihn an, stark zu bleiben, und legte noch einen Zahn zu.
    Ich bewegte mich durch den
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