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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett
Autoren: 2 Romane
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meinte sie: „Es ist schwer zu glauben, dass sich eine junge Dame nicht glücklich schätzen würde, Lord Rockingham zum Gatten zu haben. Dennoch möchte ich dich bitten, mir zu versichern, dass du seinen Antrag nicht nur aus Pflichtgefühl unseren Eltern gegenüber annimmst.“
    „Ich verspreche dir, dass ich das nicht tue“, sagte Sylvie und lächelte leicht.
    „Liebst du ihn?“, fragte June geradeheraus.
    Die unverblümte Frage ließ Sylvie erröten, aber sie antwortete in feierlichem Ton:
    „Ja, das tue ich.“
    June schien zufrieden, obwohl sie scherzend tadelte: „Himmel, Sylvie, bei dir klingt es so, als sei die Liebe eine Mühsal.“ Sie neigte den Kopf. „Natürlich gibt es in der Ehe Höhen und Tiefen, aber sie hat auch wunderbare Vorteile.“ Mit liebevollem Blick betrachtete sie ihren Sohn, der schlafend auf dem Sofa lag. „Ich kann mir vorstellen, dass du einen wunderschönen Verlobungsring erhältst. Adam hat einen ausgezeichneten Geschmack, was Schmuck angeht.“
    Sylvie lächelte bitter. „Ich bin mir sicher, Lady Burdett kann das bestätigen. Ich nehme an, er ist sehr großzügig.“
    „Ts“, machte June. „Ich dachte mir schon, dass du dir über etwas Sorgen machst.
    Schau, Liebes, du wirst seine Gemahlin sein. Außerdem galt meine Bewunderung nicht irgendwelchen Juwelen von Lady Burdett. Letztes Jahr hat Adam seiner Mutter ein wunderschönes Rubindiadem mit dazu passenden Ohrringen geschenkt. Sie trug den Schmuck auf der Feier anlässlich ihres fünfundfünfzigsten Geburtstages, und die Juwelen funkelten einfach wundervoll.“ Als sie sah, dass Sylvie die Aussicht auf herrliche Preziosen völlig ungerührt ließ, seufzte June und meinte: „Na schön, wenn du wirklich darüber sprechen möchtest, William hat mir vor einiger Zeit schon erzählt, dass Deborah Burdett nicht mehr Adams Mätresse ist.“
    Sylvie stand auf und knetete nervös den hauchdünnen Stoff ihres Kleides zwischen den Fingern. „Sie gibt aber vor, es zu sein“, erwiderte sie beiläufig.
    „Nun, sie ist eine dumme Gans, denn ich habe selbst gesehen, wie verstimmt Adam neulich dreinblickte, als sie versuchte, sich an seinen Arm zu hängen.“
    Sylvie schob eine der Porzellanfiguren auf dem Kaminsims zurecht, richtete eine Tulpenblüte in der Vase mit dem schönen Frühlingsstrauß. Ihre nervösen Bewegungen spiegelten die Sorge, die sie erfüllte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sie hatte kaum einen Gedanken an die Mätresse ihres Verlobten vergeudet, denn in ihrem Kopf kreisten andere beunruhigende Gedanken.
    Nach ihrer aufwühlenden Beichte in den Vauxhall Gardens hatte Adam um ihre Hand angehalten und ihr versichert, sie müsse sich keine Sorgen mehr machen, er würde sich um Hugo kümmern. Dabei hatte er ihr so zärtlich die Hand gestreichelt, dass sie ein Prickeln im Nacken verspürte. Als sie ihn jedoch dankbar umarmte, in der Erwartung eines Kusses, hatte er nur kalt ihre Stirn gestreift und gesagt, er wollte eine Depesche an ihren Vater schicken und um Erlaubnis bitten, ihre Verlobung sofort bekannt geben zu dürfen.
    Kurz bevor sie die schützende Nische verließen, hatte sie erneut die Arme um ihn geschlungen, sich an ihn geschmiegt und ihn auf die Wange geküsst. Doch er hatte ihren Kuss nicht erwidert, hatte sich vielmehr wortlos aus ihrer Umarmung gelöst und sie zu ihrer Schwester und ihrem Schwager zurückgebracht. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen.
    Ihr Vater musste jedoch auf Adams Depesche umgehend geantwortet haben, denn ihre Verlobungsanzeige erschien schon wenige Tage später. Selbst wenn Sylvie Zweifel an seinem Einverständnis gehegt hätte, so wären diese ausgeräumt worden, nachdem ein langer Brief ihrer Mutter eintraf, in dem sie ihr mitteilte, dass sie gar nicht genug Worte finden konnte, um ihrer Freude über die wunderbare Nachricht Ausdruck zu verleihen. Sobald sich ihr Vater wohl genug fühlen würde, wollten sie in die Stadt reisen und die Verlobung gebührend mit ihnen feiern. Außerdem mussten gewisse Vorbereitungen getroffen werden, hatte ihre Mutter geschrieben, und in großen Buchstaben aufgelistet, welche das waren: Kauf der Brautausstattung und Aussteuer, Erstellen einer Gästeliste, Auswahl der Speisen und Weine für die Hochzeitsfeier und einiges mehr. Als Nachsatz hatte sie hinzugefügt, dass die Genesung von John große Fortschritte mache.
    Der Tag, an dem Hugo sie zur Verlobung zwingen wollte, war gekommen und gegangen, ohne dass er auf ihrer Schwelle erschien.
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