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03 - Hinter dunklen Spiegeln

Titel: 03 - Hinter dunklen Spiegeln
Autoren: Nora Roberts
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Talent in Anspruch nehmen würde. Es war eine Herausforderung, und sie würde sie annehmen.
    Als sie „Strangers" gelesen hatte, hatte sie sich sofort in die Rolle der Hailey hineinversetzen können, der jungen Künstlerin, die von dem einen Mann betrogen und von dem anderen gequält wurde
    - der jungen Frau, die am Ende Erfolg hatte, doch in der Liebe verlor. Carrie verstand Hailey. Sie kannte Betrogenwerden. Und, dachte sie, als sie sich in dem eleganten kleinen Ankleideraum umsah, ich kenne Erfolg und den Preis, der dafür gezahlt werden muss.
    Obwohl sie ihren Text kannte, nahm sie das Textbuch mit, als sie in den Empfangsraum zurückging. Mit Glück hatte sie noch Zeit für eine schnelle Tasse Kaffee, bevor sie mit der ersten Szene beginnen würden. Während der Dreharbeiten für einen Film konnte Carrie problemlos von Kaffee, einem kleinen Imbiss und wieder Kaffee leben. Die Arbeit an ihrer Rolle sättigte sie. Auch fürs Einkaufen, einen Sprung in den Pool oder eine Massage war kaum Zeit, bis ein Film abgedreht war.
    Das waren die Belohnungen nach erfolgreicher Arbeit.
    Als Carrie sich setzen wollte, fiel ihr Blick auf eine Vase mit leuchtend roten Rosen. Wahrscheinlich von einem vom Produktionsteam, dachte sie, während sie hinüberging, um die beiliegende Karte zu lesen. Kaum hatte sie sie aus dem Umschlag genommen, fiel sie ihr auch schon aus der Hand und auf den Boden.

Ich beobachte Dich immer. Immer.
    Es klopfte an der Tür, und sie zuckte zusammen.
    Süß und schwer lag der Duft der Rosen im Raum.
    Carrie starrte die Tür an und spürte zum ersten Mal wirkliche Angst.
    „Miss O'Hara ... Carrie, ich bin's, Larry. Ich bringe Ihren Kaffee."
    Sie rannte zur Tür und riss sie auf. „Larry ..."
    „Er ist schwarz, wie Sie ... Was ist los?"
    „Ich ..." Sie brach ab. Beherrschung, ermahnte sie sich verzweifelt. Sie könnte alles verlieren, wenn sie ihre Selbstbeherrschung verlor. „Larry, wissen Sie etwas über diese Blumen?" Sie zeigte nach hinten, aber sah sich nicht um.
    „Die Rosen? Eine der Lieferantinnen hat sie gefunden, als sie das Frühstück gebracht hat. Da Ihr Name dranstand, habe ich sie hereingebracht. Ich weiß doch, wie sehr Sie Rosen mögen."
    „Schaffen Sie sie weg."
    „Aber ..."
    „Bitte." Sie verließ ihre Garderobe. Menschen. Sie brauchte viele Menschen um sich. „Schaffen Sie sie weg, Larry."
    „Natürlich." Er starrte ihr nach. „Sofort."
    Es war Zeit zum Arbeiten, und nichts durfte sich dem störend entgegenstellen - auch nicht einige Angst einjagende Worte auf einer Karte. Für ihr Image von Glanz und Eleganz hatte Carrie hart gearbeitet. Ebenso hart hatte sie dafür gearbeitet, nicht den Ruf einer launischen Diva zu bekommen. Sie war immer pünktlich und kannte ihren Text. Und wenn eine Szene zehnmal gedreht werden musste, dann musste sie eben zehnmal gedreht werden.

    Daran erinnerte sie sich, als sie sich ihrem Filmpartner Sean Carter und der Regisseurin näherte.
    „Wie schaffst du es nur, immer auszusehen, als wärst du gerade einem Modejournal entschlüpft?"
    Sean selbst hatte gerade seinen schweren Kopf von der letzten Nacht mit vier Aspirin und drei Tassen Kaffee behandelt und die Schatten unter den Augen mit Schminke verdeckt. Trotz allem schaffte er es, jugendlich, gesund und gut auszusehen - der Traum eines jeden romantischen Mädchens.
    Carrie strich ihm über die Wange. „Darling, weil es so ist."
    „Was für eine Frau." Da das Aspirin ihm seine Lebensgeister zurückgegeben hatte, ergriff Sean Carrie und beugte sie mit einer dramatischen Geste zurück. „Eine Frage, Rothschild", fragte er die Regisseurin, während sich seine Lippen Millimeter über Carries befanden. „Wie kann ein Mann mit klarem Verstand eine Frau wie diese verlassen?"
    „Du, beziehungsweise Brad", verbesserte Mary Rothschild im Hinblick auf Seans Rolle im Film,
    „bist auch nicht gerade ein Mann mit klarem Verstand."
    „Du bist ein richtig mieser Kerl", erinnerte Carrie Sean.
    Sean löste sich von Carrie. „So etwas konnte ich seit fünf Jahren nicht mehr spielen. Ich glaube, ich habe dem Autor noch gar nicht richtig dafür gedankt."
    „Das kannst du auch später noch", wehrte die Regisseurin ab. „Er ist dort drüben."
    Carrie warf einen Blick zu dem großen, nervösen Mann hinüber, der kettenrauchend am Rande der Kulisse stand. Sie war ihm bisher erst einige Male begegnet, wobei er sich nie zu etwas anderem geäu-
    ßert hatte, was nicht direkt mit seinem Drehbuch und dessen
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