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03 - Hinter dunklen Spiegeln

Titel: 03 - Hinter dunklen Spiegeln
Autoren: Nora Roberts
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Pool."
    Weil der Hang zum Träumen ihnen vererbt worden war, spann Alana das Bild weiter aus, während sie Carries Kostüm hinten zuknöpfte. „Wenn du ins Restaurant gehst, erkennt der Besitzer dich sofort und gibt dir den besten Tisch und eine Flasche Champagner auf Kosten des Hauses."
    „Du bist den Fotografen gegenüber immer freundlich." Maddy gab Carrie ihre Ohrringe. „Und verweigerst nie ein Autogramm."
    „Natürlich." Carrie befestigte die Glasklips an ihren Ohren und träumte von Diamanten. „Es gibt im Haus zwei riesige Prunkzimmer für meine beiden Schwestern. Abends sitzen wir zusammen und essen Kaviar."
    „Lieber Pizza", verbesserte Maddy sie.
    „Pizza und Kaviar", warf Alana ein.
    Lachend legte Carrie die Arme um die Taillen ihrer Schwestern. „Wir werden es weit bringen. Wir werden uns einen Namen machen."
    „Das haben wir doch schon", entgegnete Alana. ,
    „Die O'Hara- Drillinge'."
    Carrie betrachtete ihr Spiegelbild. „Und den wird niemand jemals vergessen", sagte sie leise.

1. KAPITEL
    as Haus war riesig und weiß. Durch die
    Terrassentür, die Carrie unverschlossen gelassen hatte, kam ein Luftzug und der Duft des Gartens herein. Hinten auf dem Rasen war ein

    kunstvoller Marmorspringbrunnen, den Caroline -
    kurz Carrie genannt - aber kaum einmal anstellte, wenn sie allein war. In seiner Nähe erstreckte sich der Pool, achteckig, an den sich der überdachte Innenhof und daneben ein kleineres, ebenfalls weißes Gebäude anschlossen. Hinter einer Baumgruppe war ein Tennisplatz angelegt, doch es war schon Wochen her, dass Carrie Zeit oder Lust für ein Spiel gehabt hatte.
    Das ganze Anwesen war von einer Mauer in doppelter Mannshöhe umgeben, die Carrie abwechselnd das Gefühl von Sicherheit oder von Eingesperrtsein vermittelte. Doch im Innern des Hauses, mit seinen hohen Räumen und kühlen weißen Wänden, vergaß sie häufig die Mauer und die Alarmanlage und das elektronisch überwachte Eingangstor. Das war der Preis, den sie für den Ruhm zahlte, nach dem sie immer gestrebt hatte.
    Die Personalwohnungen lagen im Westflügel, dort rührte sich jetzt noch niemand. Die
    Morgendämmerung war kaum angebrochen, und Carrie war allein. Manchmal war ihr der Sinn danach.
    Als sie das Haar unter einen Hut steckte, überprüfte sie das Ergebnis nicht im Spiegel. Das weite Hemd und die flachen Schuhe waren nach den Gesichtspunkten von Bequemlichkeit und nicht Eleganz ausgewählt worden. Das Gesicht, das schon die Herzen vieler Männer gebrochen und den Neid vieler Frauen erregt hatte, blieb ungeschminkt.
    Carrie verbarg es unter der breiten Hutkrempe und einer riesigen Sonnenbrille. Als sie nach ihrer Tasche griff, die, wie sie hoffte, alles enthielt, was sie während des Tages brauchen würde, summte die Wechselsprechanlage neben der Tür.
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Viertel vor sechs. Dann drückte sie den Knopf. „Auf die Minute pünktlich."
    „Guten Morgen, Miss O'Hara."
    „Guten Morgen, Robert. Ich bin sofort unten."
    Nachdem sie den Schalter gedrückt hatte, der das Eingangstor entsicherte, ging Carrie die Treppe mit Mahagonigeländer hinunter, über der ein Kronleuch-ter hing, dessen Kristallschliff in der Dämmrigkeit nichts von dem

Hinter dunklen Spiegeln
    funkelnden Lichtspiel zeigte. Das Haus war der Rahmen für den Star, der zu werden sie keine Mühe gescheut hatte. Und doch erschien ihr manchmal alles noch wie ein Traum, den sie nur mit Anstrengung und Geschicklichkeit aufrechterhalten konnte. Andererseits hatte sie im Leben immer gearbeitet und fühlte sich auch berechtigt, die Früchte ihrer Arbeit zu genießen.
    Als sie auf die Eingangstür zuging, läutete das Telefon. Carrie eilte zurück ins Arbeitszimmer und nahm den Hörer ab. „Hallo." Automatisch nahm sie einen Stift, um sich, wenn nötig, eine Notiz machen zu können.
    „Ich würde dich jetzt gern sehen." Der ihr bekannte heisere Flüsterton ließ ihre Handflächen feucht werden. Der Stift fiel ihr aus der Hand.
    „Warum hast du deine Nummer ändern lassen? Du hast doch keine Angst vor mir? Du brauchst keine Angst zu haben, Carrie. Ich will dir nichts tun. Ich will dich nur berühren. Nur berühren. Ziehst du dich gerade an? Bist du ..."

    Mit einem verzweifelten Aufschrei warf Carrie den Hörer auf die Gabel. Ihre Atemzüge schienen in dem großen, leeren Haus widerzuhallen. Es begann also wieder ...
    Minuten später bemerkte ihr Fahrer nur, dass sie ihn nicht mit dem sonst üblichen koketten Lächeln
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