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03 - Hinter dunklen Spiegeln

Titel: 03 - Hinter dunklen Spiegeln
Autoren: Nora Roberts
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begrüßte, bevor sie hinten in die Limousine stieg.
    Mit geschlossenen Augen legte Carrie den Kopf zurück und zwang sich zur Ruhe. In wenigen Stunden würde sie vor der Kamera stehen und alles geben müssen. Das war ihr Beruf. Das war ihr Leben. Sie durfte nicht zulassen, dass das durch irgendetwas störend beeinflusst wurde ... selbst wenn es die Angst vor einem heiseren Flüstern am Telefon oder anonymen Briefen war.
    Als die Limousine auf das Studiogelände fuhr, hatte sich Carrie wieder unter Kontrolle. Hier sollte sie sich doch sicher fühlen können. Hier konnte sie sich ganz in die Arbeit stürzen, die immer noch große Faszination auf sie ausübte. Im Innern der vielen großen Gebäude wurde Zauber gestaltet, und sie war ein Teil davon. Selbst das Hässliche war hier nur Schein. Mord, Körperverletzung und
    Leidenschaft, alles konnte vorgetäuscht werden.
    Fantasieland, so nannte ihre Schwester Maddy es, und das war nur zu wahr. Aber, dachte Carrie lächelnd, man muss schon wie ein Ochse ackern, um die Fantasie Wirklichkeit werden zu lassen.
    Um halb sieben saß Carrie in der Maske, und um sieben wurde ihr Haar zurechtgemacht. Sie waren erst seit einer Woche in den Dreharbeiten, und alles war noch frisch und neu. Während die Friseuse aus ihrem Haar die Mähne machte, die die Rolle heute erforderte, überlas Carrie noch einmal ihren Text.
    „Eine unglaubliche Fülle", meinte die Friseuse halblaut, während sie Carries Haar fönte. „Und diese Farbe." Sie beugte sich vor, um im Spiegel das Ergebnis ihrer Arbeit zu prüfen. „Selbst ich konnte lange nicht glauben, dass sie echt sind."
    „Das kommt von meiner Großmutter
    väterlicherseits." Carrie drehte den Kopf, um ihr linkes Profil zu überprüfen. „In dieser Szene bin ich zwanzig, Margo. Ob man mir das abnimmt?"
    Lachend trat die resolute Rothaarige zurück. „Das sollte die geringste Sorge sein. Es ist nur zu schade, dass sie Regen über unser Kunstwerk gießen." Sie drückte noch ein letztes Mal die Frisur zurecht.
    „Sie sagen es." Carrie erhob sich. „Danke, Margo." Sie hatte kaum zwei Schritte gemacht, als ihr Assistent auftauchte. Carrie hatte ihn eingestellt, weil er jung und eifrig war und keinen Ehrgeiz hatte, Schauspieler zu werden. „Wollen Sie mich antreiben, Larry?"
    Larry Washington errötete und geriet ins Stammeln, wie immer während der ersten fünf Minuten in Carries Gegenwart. Er war oben- rum ziemlich gut gebaut, frisch aus dem College und hatte ein Gedächtnis, dem keine Kleinigkeit verloren ging. Im Augenblick war sein größter Wunsch, einen Mercedes zu besitzen. „Oh, Sie wissen doch, dass ich das nie tun würde, Miss O'Hara."
    Carrie tätschelte ihm die Schulter, was seinen Blutdruck ansteigen ließ. „Jemand muss das tun, Larry. Würden Sie bitte dem Regieassistenten Bescheid sagen, dass ich in meiner Garderobe bin, bis alles zur Probe bereit ist?"

    Gemeinsam verließen sie den Raum. Carrie nickte den Männern zu, die letzte Hand an die Kulisse für die erste Szene legten, einen Bahnhof, komplett mit Gleisen, Waggons und einem Eisenbahndepot. Dort würde sie sich verzweifelt von ihrem Liebhaber verabschieden.
    „Ich wollte Sie noch an Ihr Interview erinnern. Der Reporter vom ,Star Gaze' kommt Punkt halb eins.
    Dean von der Öffentlichkeitsarbeit lässt fragen, ob er dabei sein soll."

Hinter dunklen Spiegeln
    „Nein, das geht schon in Ordnung. Ich kann mit Reportern umgehen. Würden Sie mir bitte Obst, Sandwiches und Kaffee besorgen? Nein, besser Eistee. Das Interview werde ich in meiner Garderobe geben."
    „In Ordnung, Miss O'Hara." Gewissenhaft notierte Larry alles in seinem Notizbuch. „Noch etwas?"
    An der Tür ihrer Garderobe blieb sie stehen. „Wie lange arbeiten Sie jetzt schon für mich, Larry?"
    „Etwas über drei Monate, Miss O'Hara."
    „Ich denke, Sie sollten mich allmählich Carrie nennen." Sie lächelte über seine erstaunte Freudensmiene und betrat ihre Garderobe.
    Zielstrebig durchquerte sie den Raum und ging in das kleinere Ankleidezimmer, das sich an ihn anschloss. Ihre Zeit war begrenzt, und sie wollte sie nicht vertrödeln. Sie wechselte ihre eigenen Sachen gegen die Jeans und den Pullover aus, die sie in der ersten Szene tragen würde.
    Sie stellte eine kämpferische zwanzigjährige Kunststudentin dar, am Ende ihrer ersten Liebe.
    Carrie nahm sich wieder das Textbuch vor. Es war gut und solide. Die Rolle gab ihr die Möglichkeit, eine Bandbreite vieler Gefühle auszudrücken, die ihr ganzes
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