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03 - Hinter dunklen Spiegeln

Titel: 03 - Hinter dunklen Spiegeln
Autoren: Nora Roberts
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an und inhalierte tief. „Es ist wichtig. Ich brauche Hilfe."
    Langsam blies sie den Rauch aus. „Ich brauche wirklich deine Hilfe, Matt."
    Er hatte noch nie Angst aus ihrer Stimme herausgehört, und so zweifelte er nicht an der Bedeutsamkeit ihres Anliegens. „Dann komme ich um - sagen wir, acht Uhr? Aber worum dreht es sich denn überhaupt?"
    „Acht ist gut. Ich kann dir am Telefon nichts Näheres sagen." Sie fand ein wenig zu ihrer inneren Ruhe zurück, jetzt, wo sie den ersten Schritt machte und endlich etwas unternahm. Und so fiel es ihr kurz darauf auch nicht schwer, den Reporter mit einem reizenden Lächeln hereinzubitten.
    „Zum Teufel! Warum hast du mir vorher nichts davon erzählt?" Matt Burns schritt in Carries weiträumigem Wohnzimmer mit einem für ihn ungewöhnlichen Gefühl von Hilflosigkeit auf und ab.
    In zwölf Jahren hatte er sich vom Boten zum Assistenten und zum bedeutenden Filmagenten hochgearbeitet, wohin er nicht gelangt wäre, wenn er sich nicht in jeder beliebigen Situation richtig zu verhalten gewusst hätte. Doch jetzt hatte er das Gefühl, ein Hornissennest in der Hand zu halten und nicht zu wissen, wohin er es werfen sollte.

    „Verdammt, Carrie, wie lange geht das schon so?"
    „Der erste Anruf kam vor ungefähr sechs Wochen." Carrie saß auf ihrem niedrigen graphitfarbenen Sofa und trank ein Glas Mineralwasser. Ebenso wie Matt verabscheute auch sie das Gefühl von Hilflosigkeit. Noch mehr missfiel ihr, einen anderen Menschen um Rat wegen eines persönlichen Problems zu bitten.
    „Matt, die ersten Briefe, die ersten Anrufe schienen harmlos zu sein." Die Eiswürfel klickten gegen das Glas, als sie es abstellte und gleich wieder hob. „In allen Magazinen, auf jedem Bildschirm ist mein Gesicht zu sehen, da errege ich natürlich Aufmerksamkeit - und nicht immer angenehme. Ich habe gedacht, wenn ich kein Aufhebens um die Geschichte mache, würde sie aufhören."
    „Aber sie hat nicht aufgehört."
    „Nein." Sie sah auf ihr Glas hinunter und erinnerte sich an die Worte auf der Karte. Ich beobachte Dich immer. Immer. „Nein, sie ist schlimmer geworden."
    Sie zuckte die Schultern im Versuch, ihm - und sich
    - vorzumachen, dass alles halb so schlimm sei. „Ich habe meine Telefonnummer ändern lassen. Und eine Zeit lang hatte ich Ruhe."
    „Du hättest es mir sagen müssen."
    „Du bist mein Agent, nicht meine Mutter."
    „Ich bin dein Freund", erinnerte er sie.
    „Ich weiß." Sie nahm seine Hand. Echte Freundschaft gab es selten in der Welt, die sie für sich gewählt hatte. „Darum habe ich dich auch angerufen, bevor ich unüberlegte Schritte mache.
    Ich bin eigentlich keine hysterische Frau."

    Er musste lachen, löste dann seine Hand aus ihrer, um sich noch einen Drink einzugießen. „Alles andere als das, wenn ich darüber nachdenke."
    „Diese Rosen ... Mir war klar, dass ich etwas unternehmen musste, ich wusste nur nicht, was."
    „Das Was ist, die Polizei zu verständigen."
    „Auf keinen Fall." Sie hob einen Finger, als er Einwände erheben wollte. „Matt, du weißt ebenso gut wie ich, was dann passiert. Wir verständigen die Polizei, und sofort bekommt die Presse Wind davon.
    Schlagzeile: .Caroline O'Hara - von geheimnisvollem Bewunderer verfolgt. Flüstern durchs Telefon.
    Verzweifelte Liebesbriefe."' Sie fuhr sich durchs Haar. „Wir könnten das vielleicht durch Humor entkräften, wir könnten es sogar als Publicity nutzen. Aber es würde nicht lang dauern, bis andere Uberdrehte ebenfalls auf den Gedanken kommen, mir Fanpost zu schicken. Vielleicht sogar vor dem Eingangstor kampieren. Ich bezweifle, dass ich mehr als einen von ihnen zur gleichen Zeit verkraften kann."
    „Und wenn er gewalttätig wird?"
    „Meinst du, daran hätte ich nicht selbst gedacht?"
    Sie bediente sich mit einer von seinen
    französischen Zigaretten und wartete, bis er ihr Feuer gab.
    „Du brauchst Schutz."
    „Vielleicht." Hastig inhalierte sie. „Vielleicht muss ich mich wirklich dazu durchringen. Aber ich bin mitten in einem Film. Es würde bemerkt und natürlich geredet werden." Ihr gelang ein kleines Lä-
    cheln. „Meine Affären und mein erotisches Image sind eine Sache. Aber mein Leben - wie es wirklich ist - eine andere. Also keine Polizei, Matt, wenigstens nicht jetzt. Es muss eine andere Möglichkeit geben."
    Er nahm einen Zug von seiner Zigarette und blies nachdenklich den Rauch aus. Er hatte Carries Karriere von Anfang an begleitet, von den Shampoo-Werbespots bis zu den
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