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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure
Autoren: Vladimir Volkoff
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Stufen, Absätzen, spitzen Ecken, ausgetretenen Stellen, und endlich wieder der Boden des riesigen, ebenerdigen Kirchenraums.
    Mitten im schweigenden, nachtdunklen Hallenbau stehend, verhielt der Franzose für einige Augenblicke. Junge, du hast es geschafft! dachte er. SNIF kann mit dir zufrieden sein...

    Jetzt folgte das Schlimmste: die Entschärfung der Sprengladung...
    Plötzlich knackte es in einem Türschloß!
    Lennet schob sich geduckt zwischen zwei Sitzreihen, kniete sich hin und wartete.
    Ein Schatten glitt geräuschlos dicht an ihm vorbei.
    Was war in den letzten Stunden mit Clarisse Barlowe geschehen? Hatte sie Watson folgen können? Oder war Lennets Rechnung mit der netten, blonden »Assistentin" nicht aufgegangen?
    Blenden wir einige Stunden zurück - zurück zum Landsitz Watsons bei Aldershot.
    Gegen halb acht Uhr verließ Watson sein Haus. Vornehm gekleidet, wie es der Franzose prophezeit hatte, stieg er in seinen unscheinbaren, veralteten Kleinwagen und rollte in Richtung London los.
    Clarisse, seit Stunden in einer Sackgasse auf der Lauer, folgte dem Auto des Versicherers in weitem Abstand.
    Zweimal hielt Watson unterwegs an. Warum, blieb in beiden Fällen Clarisse ein Rätsel. Sie mußte den Eindruck gewinnen, daß der Engländer irgendwie beunruhigt, fahrig und nervös war.
    Auch seine Fahrweise ließ darauf schließen: streckenweise fuhr er zügig und schnell, dann wiederum auffallend langsam und geradezu ängstlich. Nichts gab aber Anlaß für die Vermutung, er habe die Verfolgung durch Clarisse bemerkt und wolle den Sportwagen so oder so abhängen.
    Kurz vor neun Uhr schlug Watson einen Umweg über Clerkenwell ein. Vielleicht nur, um Zeit »totzuschlagen". Dann aber, etwa zehn Minuten nach neun, steuerte er geradewegs auf die Saint-Paul-Kathedrale zu und fuhr im ersten Gang zweimal um den Komplex der Kirche.
    Clarisse war sich in diesen Minuten nicht klar, ob Watson sie unauffällig im Rückspiegel beobachtete oder nicht. Sie zerbrach sich auch nicht lange den Kopf darüber. Allein entscheidend war für sie, ihr Wort zu halten und konsequent das zu tun, was der »Meister" von ihr verlangt hatte.
    Knapp vor halb zehn stellte Mr. Watson sein Auto in der Watling-Street ab, ging in eine Telefonzelle und führte zwei Gespräche. Clarisse hatte ihren Wagen in einiger Entfernung geparkt und sah, wie der Versicherer telefonierte und dann ein Stück in Richtung Innenstadt losspazierte.
    In etwa vierzig Metern Abstand blieb sie ihm auf den Fersen.
    Watson kehrte plötzlich wieder um, ging zur Kathedrale zurück und traf an einem Seiteneingang des Gebäudes auf zwei Männer. Die beiden - einer wie der andere dicklich, elegant gekleidet, natürlich mit Regenschirm bewaffnet - tuschelten mit Watson kurz und marschierten dann in Richtung Ludgate Hill davon.
    Der Versicherer zog einen Schlüssel aus der Tasche, öffnete die Tür und betrat die Kathedrale. Er schloß von innen nicht ab und Clarisse, die ihm wenige Sekunden später gefolgt war, saß in der Falle!
    Sollte sie noch umkehren? Die Kirche wieder verlassen?
    Wortbrüchig werden? Kam nicht in Frage.
    Mr. Watson hatte schon den großen Innenraum durchquert und den ersten Treppenaufgang erreicht, da hörte Clarisse, wie hinter ihr die Tür wieder aufgeklinkt wurde: die beiden Männer von vorhin, kein Zweifel! Man hatte sie übertölpelt!
    Was immer jetzt passieren sollte: Die junge Engländerin folgte Watson, Treppe um Treppe, immer dem hin- und herschaukelnden Lichtkegel seiner Taschenlampe vorsichtig folgend.
    Clarisse wußte genau, was in wenigen Minuten geschehen würde: Watson vor ihr, die beiden anderen Kerle hinter ihr irgendwo säße sie unweigerlich in der Zwickmühle.
    Es kam, wie es kommen mußte: Auf der »Flüster-Galerie" gab es kein Ausweichen mehr. Plötzlich schossen gleichzeitig die Lichtbündel von drei Taschenlampen auf Clarisse zu - aus war der Traum, dem Freund zu helfen, Watson in das Netz des Geheimdienstes zu locken...
    »So, mein Täubchen", sagte der Versicherer in französischer Sprache, »hier kannst du schreien, so laut du willst. Kein Mensch wird dich hören. Die Akustik von Saint-Paul ist wie geschaffen für uns. Nun heb mal hübsch deine Ärmchen hoch!«
    Der kleinere der beiden Komplicen Watsons - kein anderer als der honorige »W.T.A.«-Direktor Bulliot tastete Clarisse nach Waffen ab. Als er den mächtigen Colt in der Hand hielt, kicherte das Trio der Saboteure. »Eine große Kanone für ein kleines Patschhändchen",
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