Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure
Autoren: Vladimir Volkoff
Vom Netzwerk:
schon manchmal, er sei nicht mehr der alte Draufgänger. Na ja, irren ist menschlich. -
    Also, Monsieur Boucher, einen schönen Abend noch! Und vergessen Sie nicht, bald an eine gepflegte Wasserwelle zu denken!«
    Mac Trevor und Peter Manningham verließen die Bar. Der Franzose blieb mit Herifax zurück.
    Zunächst war wieder Schweigen. Kellner huschten hin und her. Von der Straße her tönte kein Geräusch. Hinter seinen doppelten Vorhängen aus flaschengrünem Velours, seinen dicken Mauern und hohen Gitterzäunen schlummerte der »Panathenäon-Club" traut und friedlich dahin wie vor hundert Jahren.
    Herifax gab dem Barmixer ein Zeichen zum Nachfüllen der Gläser und fragte auf einmal, ganz unvermittelt, den jungen Agenten im Beatle-Gewand: »Sagen Sie, mein Lieber, was halten Sie eigentlich von unseren prachtvollen Londoner Baudenkmälern?«
    Lennet war kein Jüngelchen, dem schnell das Herz in die Hosen rutschen konnte, jetzt aber, nach dieser Frage von Admiral Herifax, war er innerlich auf »Alarmstufe l". Er zögerte kurz mit der Antwort, gab sich selbstsicher und sagte ganz ruhig: »Von Ihren schönen Bauwerken dürfte bald nicht mehr viel übrig sein.«
    Herifax zuckte mit keiner Wimper und meinte bitter:
    »Dummes Zeug, was Sie da eben gesagt haben. Die Gebäude werden stehen, wo sie stehen, bis zum Weltuntergang.«
    Der Geheimagent hob leicht seine Schultern und fragte:
    »Worauf wetten wir?«
    »Ach was!« erwiderte der Engländer zornig, »ist alles nur leeres Geschwätz und Humbug. Außerdem habe ich bereits mit Thorwax-Llewellyn auf zehntausend Pfund gewettet, daß die Dachhaube von Saint-Paul heute abend keinen einzigen Piepser macht.«
    Kaum hatte Herifax die letzten Worte ausgesprochen, merkte er, daß er entschieden zu weit gegangen war. Oder war das nur blinder Alarm in seinem Kopf? Was konnte schon dieser langmähnige Bubi aus Frankreich mit der Geschichte anfangen, die er eben ausgeplaudert hatte?
    Lennet nutzte den günstigen Augenblick, die sichtliche Verlegenheit seines Gesprächspartners: »Und wann, meint Sir Marmaduke, soll die Kirchenspitze in die Luft fliegen?«
    Admiral Herifax - offenbar noch immer nicht mißtrauisch genug, um es mit der Angst zu kriegen - holte seine silberne Uhr aus der Westentasche und sagte: »Fünfzehn Minuten nach neun.
    Also in 29 Minuten.«
    Lennet sah auf seine eigene Uhr und verglich die Zeit.
    »Ach wissen Sie", meinte der junge Franzose und tat gleichgültig, »dieses Dachhäubchen von Saint-Paul ist ja wirklich kein Schmuckstück. Ich war schon oben, man sieht von dort nicht viel. Tja, werter Admiral, ich möchte nicht, daß Sie meinetwegen das Essen versäumen. Ich kann hier auch allein auf Onkel Augustus warten.«
    Herifax kletterte vom Barhocker. Mit etwas trockener Stimme sagte er zu Lennet: »Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Abend - und eines noch, lieber Monsieur Boucher: Wenn Sie sich hübsch frisieren, sehen Sie bestimmt noch netter aus.«
    Kaum war der Admiral durch die Tür, lief der Geheimagent ins Vestibül, fegte die Treppe zum Ausgang hinunter und rannte am verdutzten Portier vorbei auf die Straße. Er stoppte das nächstbeste Taxi und rief dem Fahrer zu: »Saint-Paul-Kathedrale! So schnell es nur geht!«
    Unterwegs packten Lennet Gewissensbisse: Was ist, wenn ich bei der Explosion draufgehe? dachte er. Und außerdem war Clarisse in größter Gefahr. Sollte er nicht lieber schnell noch Youyou und Billy informieren?
    Als der junge Agent durch die Frontscheibe des Taxis ein Telefonhäuschen sah, ließ er anhalten, flitzte in den kleinen Kiosk und wählte die Nummer der englischen Geheimdienst-Zentrale.
    »Mr. Beauxchamps ist außer Haus", sagte die Sekretärin, »er muß aber jeden Moment wieder zurück sein. Kann er Sie telefonisch erreichen?«
    »Leider nein, im Dachstübchen von Saint-Paul gibt's keinen Anschluß. Aber hören Sie! Richten Sie ihm folgendes aus: 1.
    Wenn man um eine genaue, örtliche Auskunft bittet, genügt es nicht, mit dem Küster zu telefonieren. Um sicherzugehen, daß ein Kabel wirklich zur Blitzableitung gehört, muß man schon selbst an Ort und Stelle nachsehen.«
    Die Sekretärin schrieb mit und murmelte leise am anderen Ende der Strippe: »... genügt nicht... Küster... ein Kabel wirklich... Blitzableitung" und so fort.
    Schon diktierte der Franzose weiter: »2. Legen Sie ihm dringend nahe, bei nächstbester Gelegenheit den Ziegenkäse von Mr. Watson zu probieren - Watson wohnhaft in einem Landhaus nahe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher