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0299 - Das Lagunen-Monstrum

0299 - Das Lagunen-Monstrum

Titel: 0299 - Das Lagunen-Monstrum
Autoren: Rolf Michael
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Dann könnte es gelingen, daß ihre volle Substanz dem Schrumpfungsprozeß unterliegt!«
    »Das ist unmöglich!« murrte Aurelian. »Fliegen können hier nur die Vögel. Und die hat Alfred Hitchcock… Warte- mal, ich habe da einen Einfall!«
    »Laß hören. Und beeil dich damit!« befahl Zamorra.
    »Die Tauben von San Marco!« sagte Pater Aurelian. »Es gibt in Venedig viele tausend Tauben. Die schaffen es bestimmt, uns nach oben zu tragen.«
    »Und wozu das Ganze?« wollte Professor Zamorra wissen.
    »Wir müssen so hoch, daß wir Venedig vollständig überblicken. Dann werden wir den gleichen Zauber noch einmal sprechen — und die Amöbe vollständig vernichten!«
    »Und wo willst du die Tauben hernehmen?« fragte Zamorra. »Obwohl ich einräume, daß die Sache klappen könnte!«
    »Wir haben auch jemanden hier, der den Tiere Befehle zu geben vermag!« sagte Aurelian vielsagend und deutete auf Asmodis, der fast verlegen zu Boden starrte. »Was bei Fledermäusen, Ratten, Spinnen und ähnlichem Getier klappt, das müßte doch auch bei Tauben gelingen!«
    »Bei den friedlichen Tauben ist es etwas komplizierter!« knurrte Asmodis. »Aber unmöglich ist es nicht!«
    »Dann ruf sie her, die Tauben!« befahl Professor Zamorra. »Und wir, Aurelian, kümmern uns um Stricke, mit denen wir uns emporhieven lassen können!«
    Es dauerte nicht lange, und die beiden Freunde hatten aus Tampen, die sie bei einer Bootsanlegetelle fanden, eine Art Netz geflochten, in dem sie einen solchen Flug wagen konnten.
    Da prasselten sie flügelschlagend heran - die Tauben von San Marco. Der Himmel verdüsterte sich, als sich die Vögel auf die Pizzale Roma herabsenkten.
    »Vielen Dank für deine Mitarbeit, Asmodis!« sagte Professor Zamorra. »Ich lasse dich per Gedanken wissén, wann die Angelegenheit erledigt ist!«
    »Ich warte darauf, Zamorra!« hechelte der Dämonenfürst.
    Das tückische Lachen in seinen Augen beachtete Professor Zamorra nicht.
    Er spürte, wie die Tauben sich in Schwärmen auf den Befehl des Dämonenfürsten auf das Netzgewirk warfen und daran zerrten. Einige Sekunden banger Erwartung, dann spürte Professor Zamorra, wie er in die Luft gezogen wurde. Neben ihm wurde Aurelian emporgetragen. Über ihnen klatschten die Flügél der Tauben, die sich machtvoll ins Zeug legten.
    Keine 20 Atemzüge später schwebten sie über Venedig dahin…
    ***
    »Gib Gas, Carsten, oder fahr schneller!« kommandierte Michael Ullich. Er stand mit hiebbereitem Schwert im Bug des Bootes, und sein blondes Haar wehte im Fahrtwind. Rechts von ihnen tauchte jetzt die Kirche Santa Maria della Salute auf. Sie waren kurz vor der Mündung des Canale Grande in die Lagune.
    Da sahen sie die Szenerie, die nur im Albtraum eines Irren entstanden sein konnte. Das Meer um Venedig herum war mit einer weißen Gallertmasse überzogen. Boote, Gondeln und Vaporetti, die versuchten, ins offene Meer zu entkommen, änderten ihren Kurs und brausten zurück zur Mole.
    Nur ein kleines Ruderboot konnte nicht so schnell entkommen. Der gellende Schrei eines Mädchens ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Sie kannten die Stimme nur zu gut.
    »Tanja!« sagte Michael Ullich mit trockener Kehle. »Das ist Tanja König. Das Ungeheuer hat sie gepackt. Ihr Boot sitzt schon fest. Sie kann nicht entkommen!«
    »Wir müssen ihr helfen und sie retten!« sagte Carsten Möbius fest.
    »Und wofür?« fragte Ullich und wies zur Mole, wo sich die Menschen drängten und ein Geschrei zum Himmel brandete, als würden die verdammten Seelen im tiefsten Schlund der Hölle geröstet. Noch wehten auf den hohen Masten vor der Markus-Kirche die Fahne Italiens und das Banner von San Marco.
    Doch über die Kuppeln der Basilika und über die Zinnen des Dogenpalastes floß bereits die Substanz der Amöbe. Die Menschen waren eingeschlossen. Einen nach dem anderen würde das unheimliche Wesen umfließen und die Lebenskraft heraussaugen.
    »Wir werden alle sterben!« sagte Michael Ullich verbittert. »Diesmal hat es Professor Zamorra nicht geschafft!«
    »Aber wir schaffen es, Tanja da rauszuholen!« knirschte Carsten Möbius. »Auch wenn sie mich nicht mag. Ich werde sie retten. Und du hilf mir gefälligst dabei. Denn dir wirft sie sich doch anschließend um den Hals!«
    Darauf wußte Michael Ullich keine Antwort mehr…
    ***
    Das Grauen umwabbelte Tanja König. Sie hatte ein Ruderboot genommen und war einfach in die Lagune hinausgerudert. Sie war noch froh gewesen, dieses Boot zu finden. Denn
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